Oberhausen. Ab dem 1. August bekommen Tageseltern in Oberhausen mehr Geld. Trotzdem steht die Stadt im Vergleich schlechter da. Weitere Neuerungen gelten.

Für Tageseltern ist Oberhausen aus finanzieller Sicht kein gutes Pflaster, im Vergleich zu anderen Städten verdienen sie hier besonders wenig Geld. Die Stadt wird den Satz im August zwar anheben, aber für die Erziehungs-Fachkräfte, die sich besonders um die kleinen Kinder unter drei Jahren kümmern, reicht es trotzdem nicht, um sich etwas zur Seite zu legen.

Bei einer 35-Stunden-Woche bleibt am Ende ein durchschnittlicher Nettolohn von 1080 Euro im Monat übrig, hat Bianca Klempel errechnet, die in Königshardt die Pflegestelle Glühwürmchen betreibt. Fünf Euro zahlt die Stadt ihr und allen Tageseltern derzeit pro Stunde und Kind. Darin enthalten ist bereits ein Zuschuss für Sachkosten und Ausflüge mit den Kindern – der eigentliche Arbeitslohn ist also noch geringer.

Eine Beispielrechnung: Eine Tagesmutter oder ein Tagesvater betreut vier Kinder, jeweils 35 Stunden in der Woche. Vier Kinder mal fünf Euro mal 35 Stunden pro Woche macht am Ende des Monats rund 2800 Euro brutto. Abziehen müssen die Tageseltern Steuern, Renten- und Krankenversicherungsbeiträge sowie den Sachkostenzuschuss, den sie ja nicht sparen, sondern in Ausflüge oder Spielzeug investieren. Am Ende bleiben 1080 Euro im Monat zum Leben.

Leichte Erhöhung der Vergütung kommt im August

Andere Städte zahlen deutlich mehr: In Dorsten sind es 5,54 Euro die Stunde, in Essen 5,96 Euro. Für die gleiche Arbeit bekommt die Oberhausener Fachkraft 2800 Euro, die Essener Fachkraft grob überschlagen 3340 Euro brutto im Monat. Und: Ab August erhält nicht mal mehr jede Oberhausener Fachkraft den bislang üblichen Fahrtkostenzuschuss. Erzieherinnen und Erzieher, die Kinder im Haushalt der Eltern betreuen, bekommen künftig keine Pauschale mehr.

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Dafür, festgelegt in der neuen Satzung zur Kindertagespflege, einen höheren Stundenlohn von 5,25 Euro. „Wir haben aber eine Erhöhung von zehn Prozent gefordert“, sagt Tagesmutter Bianca Klempel. Die restlichen fünf Prozent werden lediglich in Aussicht gestellt. Nur wenn der Haushalt es zulässt, will die Stadt eine weitere Erhöhung ab dem 1. Januar 2023 möglich machen. Für den Laien mögen sich 25 Cent mehr oder weniger lapidar anhören. Doch für Tageseltern zählt jeder Cent. „Mit 5,50 Euro könnten wir als Fachpersonal bessere Rücklagen bilden“, erklärt Klempel. Selbstständige Tagesmütter und -väter seien auf Ersparnisse angewiesen – für Tage an denen sie wegen Krankheit oder Urlaub nicht arbeiten können. 30 sogenannte Ausfalltage werden bezahlt. Fällt eine Fachkraft aber länger aus, muss sie das Geld für diese Fehltage am Ende des Betreuungsjahres zurückzahlen.

Randzeiten in der Betreuung werden erweitert

„Wir nehmen deshalb schon weniger Urlaub, um im Notfall noch Kapazitäten zu haben, wenn wir selbst oder unsere eigenen Kinder krank werden“, erzählt Klempel. Doch sie hat auch lobende Worte: So habe die Stadt weitere zehn Tage ohne Abzug der Geldleistung zugesichert – sofern die Eltern keine Ersatzbetreuung benötigen. „Das fängt zwar nicht die fehlenden 25 Cent auf, die wir benötigt hätten, um uns einige Rücklagen zu bilden, bringt aber zumindest ein wenig Entlastung“, sagt Bianca Klempel.

Betreuung in Oberhausen

In Oberhausen gibt es zwei Möglichkeiten, Kinder betreuen zu lassen: In einer Kita oder eben in der Kindertagespflege, also bei Tageseltern. Die Kindertagespflege ist besonders auf die ganz kleinen Kinder unter drei Jahren ausgerichtet.

In Oberhausen spielt sie eine große Rolle für die U3-Betreuung, denn sie stellt fast die Hälfte aller Betreuungsplätze in dieser Altersklasse zur Verfügung. Es gibt Tageseltern, die in den Privathaushalten der Familien arbeiten. Andere betreuen bis zu fünf Kinder in den eigenen vier Wänden, weitere eröffnen Pflegestellen für bis zu neun Kinder.

Außerdem hat die Stadt die Randzeiten der Betreuung erweitert: Bisher galten die nächtlichen Stunden zwischen 20 und 6 Uhr am nächsten Morgen als Randzeit. Arbeiten Tageseltern in dieser Zeit, erhalten sie mehr Geld. Künftig gilt dies für die Zeit zwischen 17 und 7 Uhr am nächsten Tag.