Oberhausen/Essen. Cold Case bei Aktenzeichen XY: Im seit fast 24 Jahren ungeklärten Fall um den Tod von Cindy Koch aus Oberhausen erhält die Polizei neue Hinweise.

Nach der Vorstellung des ungeklärten Falls um den gewaltsamen Tod von Cindy Koch aus Oberhausen bei Aktenzeichen XY sind bei der Polizei neue Hinweise eingegangen. Es hätten sich viele Zeugen auf verschiedenen Wegen - telefonisch und per Mail, bei der Polizei und im Studio - auf den Aufruf hin gemeldet, sagt die Essener Polizeisprecherin Julia Buschhausen. Ob eine heiße Spur darunter war, ließe sich aber noch nicht sagen: „Die Hinweise werden jetzt nach und nach abgearbeitet“, sagt die Polizeisprecherin und kündigt eine intensive Prüfung an.

„Die Tragik dieses Falls ist bis heute unbegreiflich“, sagt Moderator Rudi Cerne am Mittwochabend in der ZDF-Sendung und spricht von einem „entsetzlichen Verbrechen“. Die junge Mutter eines 18 Monate alten Sohnes wurde von einem bis heute Unbekannten in ihrer Wohnung heftigst geschlagen, gewürgt und dann mit mehreren Messern aus der Küche erstochen. In der Sendung ist die Rede von „unzähligen Stichen“. Einer trifft Cindys Herz und ist tödlich. Mehrere Stunden lang liegt die 20-Jährige tot in der Wohnung. Gefunden wird sie abends gegen 20 Uhr von ihrer im gleichen Haus eine Etage tiefer lebenden Mutter. Die Familie hatte sich Sorgen gemacht. Die Großmutter hatte sich gewundert, dass die als zuverlässig und pflichtbewusst geltende Cindy den kleinen Sohn nicht längst wieder bei ihr abgeholt hatte.

Einspielfilm zeichnet die letzten Stunden im Leben des Opfers nach

Die Gewalttat geschah vor fast 24 Jahren im Oberhausener Stadtteil Sterkrade. In einem Einspielfilm zeichnet der Sender die letzten Stunden im Leben von Cindy Koch nach: Gegen 22.40 Uhr am 9. August 1997 bricht sie mit einer Freundin von zu Hause zu den Diskotheken „Fun“ und „Lollipop“ ins Centro auf, wo die beiden gegen 23.10 Uhr ankommen. Um 3.30 Uhr wechseln sie in die Turbinenhalle, die sie schon nach kurzer Zeit wieder verlassen. Weil Cindy dort auf ihren Ex-Freund traf, wie der Film suggeriert? Es geht noch mal in die Diskos im Centro.

Die junge Mutter Cindy Koch wurde 1997 getötet. Von dem Täter fehlt bis heute jede Spur. 
Die junge Mutter Cindy Koch wurde 1997 getötet. Von dem Täter fehlt bis heute jede Spur.  © Unbekannt | privat/Polizei Essen

Nach einem Stopp bei McDonald’s setzt Cindy ihre Freundin gegen 4.15 Uhr zu Hause ab - um dann eine Viertelstunde später noch mal allein mit dem schwarzen Renault R 5 ihrer Großmutter in die Turbinenhalle zu fahren. Zwischen 5 und circa 7 Uhr soll die damals 20-Jährige sieben Whisky-Cola getrunken - und den späteren Täter getroffen haben. So schildert es der Film. Der Täter steuert den Wagen zurück nach Sterkrade. Gemeinsam gehen Cindy und der Unbekannte in die Dachgeschosswohnung. Die Mutter hört sie noch im Treppenhaus. Kurz darauf gibt es von Cindy kein Lebenszeichen mehr.

Cindy Koch und der Täter sollen sich vorher nicht gekannt haben

Die Polizei gehe davon aus, dass sich Opfer und Täter vor der Attacke nicht gekannt haben. Das erklärt der heute in dem Fall zuständige Essener Ermittler, Kriminaloberkommissar Dustin Wisnewski, in der Sendung. Den Unbekannten beschreibt er so: lange schwarze Haare, dunkler Teint, circa 25 Jahre alt, 1,90 Meter groß, sehr muskulös. Auf welchem Weg er vom Tatort geflüchtet ist, ist bis heute unklar. In der Nähe der Wohnung befindet sich der Sterkrader Bahnhof. Der Täter könnte auf der Flucht Passanten aufgefallen sein, glaubt Wisnewski: „Er hat sich bei der Tat selbst verletzt.“ Es könne also sein, dass seine Arme oder seine Kleidung mit Blut beschmiert waren.

Dass der Fall trotz des immensen Aufwands der Polizei nach so vielen Jahren noch ungeklärt sei, könne viele Gründe haben, sagt Wisnewski im ZDF: Es sei möglich, dass der Täter sich nach der Tat nichts mehr habe zu Schulden kommen lassen, aber auch, dass er frühzeitig verstorben sei. Nicht auszuschließen sei zudem, dass er familiäre Verbindungen ins Ausland gehabt und sich dorthin abgesetzt haben könnte. Die DNA des Täters hat die Polizei. „Wir können also jederzeit einen Tatverdacht verifizieren oder ausschließen“, sagt der Ermittler. Sollte der Täter noch leben, sollte er sich nicht in Sicherheit wiegen. In der Sendung verspricht Wisnewski: „Ich lasse nicht locker.“ Zeugen können sich bei der Polizei unter 0201/8290 melden. Seitens der Staatsanwaltschaft Duisburg ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters führen.