Oberhausen. . Der „Weisse Ring“ erinnert an Opfer von Kriminalität. Die Mörder von zwei Oberhausenerinnen sind bis heute nicht gefunden worden.
Verantwortliche der Opferschutzorganisation der „Weisse Ring“ haben 1991 den Tag der Kriminalitätsopfer am 22. März ins Leben gerufen. Damit sollen die Belange der Opfer in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Wird ein Mensch Opfer von Kriminellen, wird es indirekt auch die Familie. Wird gar ein Mensch getötet, ist es für die Angehörigen umso unerträglicher, wenn der Täter nie gefasst wird.
Wie im Fall von Cindy Koch. Die junge Mutter wurde am 10. August 1997 in ihrer eigenen Wohnung brutal ermordet – bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und mit mehreren Messerstichen getötet. Von ihrem Mörder fehlt bis heute jede Spur.
Der Mann war nicht zu sehen
Was damals geschah: Cindy Koch und ihre Eltern wohnten gemeinsam in einem Mehrfamilienhaus – jeweils in den eigenen Wohnungen. An jenem 10. August ließ Cindy ihren Sohn bei ihren Eltern und fuhr mit einer Freundin zu Diskotheken in Oberhausen. Spät in der Nacht brachte sie ihre Freundin nach Hause und fuhr erneut in eine Disco.
Um sieben Uhr morgens hörte Cindys Mutter, das Auto ihrer Tochter und ging ans Fenster. Die Tochter saß auf dem Beifahrersitz ihres Wagens. Der wiederum war so geparkt, dass man den Fahrer beim Aussteigen nicht sehen konnte. Zwei Menschen betraten das Haus und gingen die Treppen zu Cindys Wohnung hoch, das hörte die Mutter. Sie war es auch, die die Tochter am Abend desselben Tages tot in der Wohnung fand.
Trotz der Auswertung von 1300 Spuren, trotz 580 DNA-Tests – wie ein Kriminalbeamter aus Essen in einem Video erklärt – konnte der Täter nie gefasst werden.
Nur das Auto von Doris Seyffarth wurde gefunden
Anders gelagert, aber nicht minder schrecklich, ist der Fall von Doris Seyffarth. Am 20. Mai 2013 verschwand die damals 57-Jährige spurlos. Es schien, als habe sie ihre Wohnung nur kurz verlassen wollen. Auch von Doris Seyffarths Auto fehlte zunächst jede Spur. Der Wagen wurde Wochen später in der Nähe des Rhein-Herne-Kanals entdeckt.
In der sehr sauberen Wohnung der Frau spürte die Polizei sehr viel Blut auf – mit Hilfe einer Methode, die auf gesäuberten Flächen Rückstände von Blut sichtbar macht. Ein DNA-Test zeigte, dass es Doris Seyffarths Blut war. Die Polizei ging jetzt von einem Gewaltverbrechen aus. Aber alle Ermittlungen verliefen im Sande. Doris Seyffarth, eine lebenslustige Frau mit großem Freundeskreis, blieb verschwunden.
Streit im Bus eskalierte
Kein unheimlicher Unbekannter, sondern ein banaler Streit brachte im November 2017 einem Mann den Tod. Sein Bruder wurde schwer verletzt. Es war eine verbale Auseinadersetzung, die in einem Nachtexpress in Oberhausen zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei Gruppen von Männern führte. Als der Busfahrer die drei Bottroper, unter ihnen Ramadan K. (21) mit seinem 18 Jahre alten Cousin, sowie die gegnerische Gruppe, junge Leute aus Hamm, raus setzte, eskalierte der Streit.
Ramadan K. zog ein Messer und stach auf einen Hammer (28) sieben Mal ein. Der Mann stirbt im Krankenhaus. Der Bruder (26) des 28-Jährigen will Ramadan K.s Flucht verhindern. Er erhält einen Stich ins Gesicht und verblutet beinahe. Die Gruppe um Ramadan K. soll noch vor dem tödlichen Streit einem Mann in Bottrop 420 Euro entrissen haben.
>>> Senioren gefesselt und geknebelt
Zum Glück gehen nicht alle Übergriffe von Kriminellen tödlich aus. Was aber allemal bleibt, sind traumatisierte Menschen. Es ist schon einige Jahre her, dass in Alstaden ein Ehepaar, damals 62 und 70 Jahre alt, überfallen wurde. Als es kurz nach 18 Uhr bei den Beiden klingelte und die Frau die Wohnungstür leicht öffnete, stürmten die Täter ins Haus. Sie fesselten und knebelten die Beiden mit Kabelbindern und stahlen Geld aus einem Tresor. Das Ehepaar konnte sich selbst befreien.
Noch eine traurige Geschichte aus dem Jahr 2017: Ein 37-jähriger Mann mit wechselnden Wohnsitzen, darunter auch Oberhausen, kontaktierte Frauen über das Internet. Mit wüsten Lügengeschichten brachte er die Frauen um ihr Geld. Der Betrüger wurde gefasst.
Opferschützer suchen ehrenamtliche Helfer
Es mag ein kleiner Trost für Opfer und ihre Familien sein, wenn Täter gefasst werden, aber die physischen und psychischen Auswirkungen von Straftaten dürften das Leben der Menschen drastisch verändern. Pünktlich zum Tag der Kriminalitätsopfer 2019 hat die Opferhilfeorganisation eine neue Broschüre aufgelegt, die das Motto des Aktionstags und des Arbeitsschwerpunktes für 2019 im Titel trägt: „Ohne Furcht im Alter“ liefert eine Vielzahl an Präventionstipps. In einem Kurzfilm „Falscher Polizist“, der auf der Internetseite des Vereins zu finden ist, wird diese Betrugsmasche dargestellt.
Die Außenstelle des Weissen Rings Oberhausen sucht dringend ehrenamtliche Helfer, Telefonnummer: 60 44 95.