Oberhausen. Die Stadt Oberhausen sichert besonders schöne und seltene Bäume im Stadtgebiet als Naturdenkmal. Wer sich an ihnen vergreift, zahlt hohe Strafen.
Für eine Stadt mit 211.000 Einwohnern und einer Fläche von 77 Quadratkilometern hat Oberhausen relativ wenige große und auffallend schön gewachsene alte Bäume, die nach fachlicher Begutachtung als sogenannte „Naturdenkmäler“ eingestuft werden können. Diese Naturdenkmäler werden dann von der Kommune besonders stark umsorgt; selbst Privateigentümer dieser Bäume dürfen diese besonderen Wunder der Natur vor Ort nicht mehr anrühren.
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Das gesamte Umfeld solcher Bäume ist geschützt, es darf weder verändert noch nachhaltig gestört werden. Zum Ausgleich übernehmen die städtischen Fachleute die Pflege der Naturschönheiten – und hier gibt es allerhand im Jahr zu tun: Mal müssen verpilzte Äste abgesägt werden, die Kronen gelichtet oder die Bäume beschnitten werden. Um die Baumscheibe allerdings müssen sich die Eigentümer weiterhin selbst kümmern.
Sogar Steine gehören zu den Naturdenkmälern in Oberhausen
Nach der nun neu aufgelegten Naturdenkmalverordnung der Stadt Oberhausen sind 29 Bäume, Baumgruppen oder Steine unter Schutz gestellt. Ja, Steine gehören auch zu Naturdenkmälern, wenn sie ganz besondere Eigenschaften aufweisen, wie Quartz- und Granit-Findlinge aus der Tertiärzeit. Zu den Bäumen gehören Stieleichen mit einem Umfang von über fünf Metern, aber auch Kopfbäume am Höhenweg und an der Stollenstraße, Rot- und Blutbuchen, Hainbuchen, Esskastanien oder Rosskastanien wie die auf dem großen Marktplatz in Sterkrade.
Fünf neue schöne Bäume auf der Naturdenkmalliste
Als geschützte Naturdenkmäler hat die Stadt Oberhausen diesmal nur fünf alte Bäume neu aufgenommen, darunter zwei Buchen und drei Eichen. Das geht aus der neuen Naturdenkmäler-Verordnung hervor, die nun für die nächsten 20 Jahre gilt.
Auf der Liste stehen nun neu eine Rotbuche im „Heidepark“ an der Vestischen Straße, eine Stieleiche an der Wasgenwaldstraße gegenüber Haus-Nummer 48, eine Stieleiche an der Holtener Straße im Grünzug Reinersbach, eine Blutbuche an der Elsa-Brändström-Str. 46 und eine Stieleiche an der Werdener Str. 45.
Wer solch ein Naturdenkmal beschädigt, etwa Äste abtrennt, Wurzeln hackt oder meint, an einem dieser uralten Findlinge unbedingt eine Gesteinsprobe nehmen zu müssen, kann hart bestraft werden: Bis zu drei Jahre Gefängnis oder bis zu 50.000 Euro Geldbuße sind möglich. In der neuen Verordnung sind viele Verbote konkret beschrieben: Kein Auto darf unter dem Baum abgestellt werden, da sich so der Boden verdichtet; Unkrautvernichtungsmittel oder Streusalze dürfen nicht verwendet werden; weder dürfen Leitungen verlegt noch Werbung, Schilder oder Bilder angebracht werden.
Oberhausen hat 15 Bäume als Naturdenkmal verloren
Manchmal nützt allerdings all diese Fürsorge für hochgewachsene Bäume und für über 60 Millionen Jahre alte Steine nichts – Oberhausen hat bereits geschützte Naturschutzdenkmäler verloren: In den vergangenen 20 Jahren Gültigkeit der alten Naturdenkmalverordnung aus dem Jahre 1999 zwar keinen einzigen Stein, dafür aber 15 Bäume, die durch Stürme oder Schädlinge so stark geschwächt worden sind, dass sie dem Erdboden gleich gemacht werden mussten.
Trotzdem ist die Stadt recht zögerlich dabei, weitere Bäume als Naturdenkmal einzustufen: Sie muss schließlich die Pflegekosten übernehmen. Jahr für Jahr kommen so 13.000 Euro Kosten zusammen. „Wir holen Fachgutachten zu neuen möglichen Naturdenkmälern ein und nehmen sie nur in die Naturdenkmalverordnung auf, wenn die Bäume stark genug sind“, sagt die städtische Baumschutz-Fachbereichsleiterin Anne Rolf im Naturschutzbeirat. So schafften es vier Bäume, darunter eine beeindruckende Platane vor der Luise-Albertz-Halle und eine vor der „Villa Kunterbunt“, nicht auf die neue Liste, allerdings fünf Buchen und Stieleichen schon (siehe Infokasten).
Cornelia Schiemanowski, Vorsitzende des Oberhausener Naturschutzbeirates, sieht in der im Vergleich zu früher geschrumpften Naturdenkmalliste ein Zeichen des Klimawandels. „Unser Baumbestand ist nicht mehr so gut wie früher, unsere Bäume sind Leidtragende des Klimawandels. In Zukunft sollten wir aber versuchen, die Zahl der Naturdenkmäler wieder zu erhöhen.“