Im Naturschutzbeirat ging es um die Sanierung des „Kalksees Lirich. Diese stört wohl keine Tiere in ihrem Habitat, ärgert aber ein Mitglied enorm.

Die Sanierung der Kalkschlamm-Deponie in Lirich geht in kleinen Schritten voran. Die Firma Rütgers muss das Areal wieder standsicher machen – mit Hilfe von neuen Spundwänden an den Rändern. Alle Bäume, die sich zurzeit noch auf der Abdeckplatte befinden, Ahorn, Robinien und Pappeln, werden hierfür gefällt. Doch auch wenn längst alles geplant, den Bürgern vorgestellt, mit den Nachbarn abgemacht wurde, sorgte das Thema bei der Sitzung des Naturschutzbeirats für Unmut.

Soviel steht fest: Der „Kalksee Lirich“, entstanden, weil die Rütgerswerke einst 450.000 Kubikmeter flüssigen phenolhaltigen Kalkschlamm dort deponiert haben, stellt eine Gefahr dar. Nicht fürs Grundwasser, wie einst befürchtet, sondern weil die Stabilität nicht gewährleistet ist und somit zum Beispiel Lauben in der angrenzenden Kleingartenanlage abrutschen könnten. Auch die Bäume könnten bei jedem nächsten Sturm umfallen, wie Dirk Friebertshäuser von der Essener Landplus GmbH den Mitgliedern des Naturschutzbeirats erklärte. Die Firma ist Ansprechpartner für die Sanierungsarbeiten.

Neue Bäume werden auch gepflanzt

Da das Material damals haarscharf bis zur Grundstücksgrenze gekippt wurde, sei als erster Bauabschnitt ein fünf Meter breiter Streifen notwendig. Für den nächsten Schritt hat die Rain Carbon GmbH (in Rechtsnachfolge der Rütgerswerke) einen Bauantrag zur Errichtung einer Spundwand entlang des Kleingartengeländes und der Grünstraße vorgelegt. Hinter dieser etwa zwei Meter hohen Wandung sollen die Böschungen dann durch das Auffüllen mit Bodenmaterial deutlich abgeflacht werden. Neue Bäume werden zum Schluss auch gepflanzt. Doch das dauert noch, Dirk Friebertshäuser spricht von drei bis fünf Jahren Bauzeit.

Mit Spundwänden wird das Gelände befestigt.
Mit Spundwänden wird das Gelände befestigt. © FFS | Gerd Wallhorn

Da es erforderlich war, Gehölze im Böschungsbereich zu entfernen, war auch das zuständige Regionalforstamt Ruhrgebiet involviert und auch eine sogenannte artenschutzfachliche Begleitung. Die Ergebnisse stellte Hannah Kurau vom beauftragten Büro Lange den Beiratsmitgliedern vor. Untersucht wurde, ob die Arbeiten Brutvögel, Gartenschläfer und Fledermäuse bedrohen oder vertreiben würden. Gesichtet wurde allein der Mäusebussard, der als Gast das Gebiet überfliegt. Auch die Zwergfledermaus, die zu Jagdflügen unterwegs war, lebe nicht direkt an der Deponie, sondern am Kanal, sagt Hanna Kurau. Von 30 aufgestellten Nistkästen für Gartenschläfer sei nur einer genutzt worden. Neun Monate lang wurde das Gebiet mit Kameras untersucht, es gebe keine Bedenken gegen das Bauvorhaben.

Kosten von fünf Millionen Euro

Diese eigentlichen guten Nachrichten konnten Beiratsmitglied Hubert Filarsky nicht beschwichtigen. „Ich kann mich mit den vorgestellten Maßnahmen überhaupt nicht anfreunden“, wetterte er. „Diese Firma müsste das Material ausbauen und entsorgen. „Es gibt dieses Verfahren“, antworte Dirk Friebertshäuser, „das ist jedoch eine Frage von umwelttechnischen Belangen und würde enorme Kosten verursachen.“ Die Entsorgung wäre nur durch Verbrennung möglich und weil beim Transport Emissionen freigesetzt werden könnten, müsse gleich vor Ort eine Verbrennungsanlage aufgebaut werden. „Zurzeit betragen die Kosten fünf Millionen Euro“, so Friebertshäuser, „bei Abtrag und Entsorgung wäre ein zweistelliger Millionenbetrag fällig.“ Filarsky zeigte sich kaum überzeugt: „Das kann mich nicht zufriedenstellen.“ Woraufhin Frank Motschull, Beigeordneter für Soziales, Bauen, Wohnen und Recht, sich für die Stadt zu Wort meldete: „Wir sind zufrieden.“