Oberhausen. Der Krisenstab plant Sonderimpfaktionen in Betrieben und Stadtteilen. Die Zeit drängt – und die Impfquote in Oberhausen ist noch zu niedrig.

Die Impfquote in Oberhausen steigt zwar allmählich. Doch es gibt noch etliche weiße Lücken im Stadtgebiet. Gerade die Ausbreitung der indischen Delta-Variante erfordert eine hohe Herdenimmunität. Die ist nach Angaben desRobert-Koch-Institutserst bei einer Durchimpfungsrate von rund 85 Prozent erreicht. Deshalb plant der Krisenstab jetzt, die Zahlen – gerade wegen der spürbaren Impfmüdigkeit – so schnell wie möglich mit Sonderimpfaktionen in Betrieben und Stadtteilen zu steigern.

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Die Zeit drängt. Längst ist klar: Die Delta-Variante lässt sich nicht mehr aufhalten, höchstens ein wenig ausbremsen. Damit trotz zu erwartender vierter Welle das öffentliche Leben nach den Sommerferien nicht wieder stillstehen muss, kommt es nun auf Impftempo und -reichweite an. Bei den Zweitimpfungen hat die Stadt bereits den Impfturbo eingelegt: 54,5 Prozent aller Einwohner haben inzwischen eine Erstimpfung erhalten, 39,8 Prozent auch die Zweitimpfung (Stand: 5. Juli 2021).

Andere Städte haben eine höhere Impfquote als Oberhausen

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bescheinigt Oberhausen damit aber trotzdem nur einen Platz im unteren Mittelfeld. Daran ändern auch die 2171 Impfungen mit Johnson & Johnson nichts (bei diesem Wirkstoff reicht eine einmalige Dosis), die bei zwei Sonderimpfaktionen im Mai 2021 in Osterfeld und in der City-West durchgeführt worden waren. Selbst diese Zahlen dazugerechnet, bleibt Luft nach oben. Ein Blick nach Bottrop zeigt dies deutlich: So haben in der Nachbarstadt bereits 68,2 Prozent eine Erstimpfung bekommen, 51,5 sind komplett durchgeimpft (Stand: 5. Juli 2021).

Auch in Essen verläuft die Impfkampagne mittlerweile schleppend. Deshalb schickte die Stadt jetzt ein Corona-Info-Mobil auf den Weg. An Bord: mehrsprachiges Informationsmaterial und eine Route mit Standorten, an denen das Mobil Station machen wird. Ärztinnen und Ärzte sollen vor allem zugewanderte Essener mit geringen Deutschkenntnissen über Coronaschutz, Tests und Impfungen informieren. „Geimpft wird in dem Corona-Info-Mobil nicht“, stellte Stadtsprecherin Silke Lenz allerdings klar. Stattdessen sollen noch vor Ort Termine in nahen Arztpraxen oder im Impfzentrum vereinbart werden.

Feuerwehr fragt stadtteilbezogene Impfdaten ab

Der Krisenstab in Oberhausen setzt dagegen zunächst auf eine Impfquoten-Stadtteilanalyse. „Die Feuerwehr steht bereits in Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und fragt dort stadtteilbezogene Angaben über die Anzahl geimpfter Personen ab – natürlich alles anonymisiert“, sagt Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage dieser Redaktion. Denn bislang lägen nur personenbezogene Daten von Personen vor, für die die Stadt selbst Termine gebucht hatte. „Etwa von bestimmten Berufsgruppen“, erläutert Helling. Die Ergebnisse der KV-Befragung stehen aktuell noch aus.

Nur eine hohe Quote schützt vor schweren Verläufen

Das Robert-Koch-Institut hat errechnet, dass mindestens 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und 90 Prozent aller Menschen ab 60 Jahren vollständig geimpft sein müssen, um eine Herdenimmunität gegen die Delta-Variante zu erreichen.

Die große Hoffnung: Trotz eines Anstiegs der Covid-19-Fälle durch Delta ist es in Großbritannien wegen der hohen Impfquote im Land nicht zu einer Zunahme Corona-bedingter Krankenhauseinweisungen gekommen, wie die britische Regierungsorganisation Public Health England (PHE) betont.

Zeitgleich haben die Mitglieder des Krisenstabs Gespräche mit Betrieben und Branchen aufgenommen, um dort gezielt Sonderimpfaktionen anzubieten. „Zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr.“ Abhängig von weiteren Impfstofflieferungen des Herstellers Johnson & Johnson soll außerdem bereits Mitte Juli mindestens eine weitere Stadtteil-Impfaktion stattfinden. „Die Entscheidung darüber, welcher Stadtteil das sein wird, fällt in Kürze.“