Oberhausen. Wenig Rücksicht haben früher Spaziergänger und Anwohner auf die sensible Natur der Wiesen- und Heidelandschaft in Oberhausen-Sterkrade genommen.

Zu viele Trampelpfade, zu viele Gartenabfälle, zu viel Wildwuchs – das mit zwölf Hektar recht kleine Naherholungsgebiet Reinersbachtal in Oberhausen-Sterkrade ist nicht ohne Grund von der Stadt in Zusammenarbeit mit der „Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet“ gründlich umgekrempelt worden.

Mit Geldern aus dem Landesförderprogramm „Grüne Lückenschlüsse“ wurden nach jahrelanger Planung relativ zügig bis Ende April 2021 Wege für Spaziergänger und Hundebesitzer gekennzeichnet, 120 Kubikmeter illegal abgeladene Gartenabfälle der nahen Hauseigentümer aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgeholt – und Informationsschilder angebracht, wie man sich in dem wertvollen Naturgebiet zu verhalten hat.

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Nicht alle Anwohner waren von der Intensivarbeit der Fachleute überzeugt. Schließlich waren gewohnte Wege nicht mehr begehbar, da alte Trampelpfade abgesperrt wurden. Stephan Müller von der Biologischen Station berichtete dem Oberhausener Naturschutzbeirat von den schwierigen Gesprächen mit einigen Bürgern vor Ort. „Hier bin ich 20 Jahre mit meinem Hund hergegangen, jetzt ist das nicht mehr möglich. Warum macht ihr das denn?“ habe ein Hundefreund erbost gefragt.

Biologische Station: Es gab da einigen Bohei

„Einige Anwohner haben besonders verärgert auf die Schilder reagiert, man solle doch bitte keine Gartenabfälle mehr im Landschaftsschutzgebiet abwerfen. Es gab da einigen Bohei, einige Nachbarn führten sich so auf, als ob man ihnen durch unsere Maßnahmen privates Eigentum wegnehmen würde. Aber der erste Aufruhr scheint vorbei zu sein.“ Dank einer guten Informationspolitik der Stadt habe man es gemeinsam erreicht, dass das Verständnis für die mit Hölzern klar abgetrennten Wege gewachsen sei. „Die Bereiche werden angenommen, die Trampelpfade haben sich verringert, die Natur erholt sich“, zieht Müller eine erfreuliche erste Bilanz.

Texte auf Infoschildern erläutern, wie sich Bürger ohne Schaden für die Natur in diesem Biotop verhalten sollten.
Texte auf Infoschildern erläutern, wie sich Bürger ohne Schaden für die Natur in diesem Biotop verhalten sollten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch wenn Laien es der Wiesen- und Heideflächen im Landschaftsschutzgebiet auf den ersten Blick nicht ansehen: Hier wachsen wertvolle Pflanzen – oder würden wachsen, wenn Erholung suchende Spaziergänger nicht überall hin und her laufen würden. Und auch Gartenabfälle nützen Bäumen und Sträuchern vor Ort im Gegensatz zum Glauben mancher Gartenbesitzer nichts: Sie überdüngen das Gebiet bei ihrer Verrottung und zerstören damit die Natur.

Ordentliches Verhalten im Landschaftsschutzgebiet

Nicht nur in zahllosen Gesprächen, sondern auch durch Texte auf Infoschildern versucht die Stadt, die Bürger aufzuklären, wie man sich ohne Schaden für die Natur in diesem Biotop verhalten sollte. Auf den Schildern mit grünem Hintergrund und gelben Warnzeichen steht in Großbuchstaben gleich an den Eingängen: „Bitte nicht stören! Wir respektieren die Natur“. Und: „Dieser Trampelpfad wurde zur Förderung und zum Erhalt der ökologischen Vielfalt stillgelegt.“

Probleme seit Jahren bekannt

Schon seit Jahren sind die Probleme im Sterkrader Reinersbachtal bekannt. So hat die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet bereits vor drei Jahren erste Pflegemaßnahmen veranlasst. Armenische Brombeere und Traubenkirsche etwa wurden in großem Stil geschnitten und abgeräumt, weil sie gebietsfremd sind und in der Bachlandschaft eigentlich nichts zu suchen haben.

Die Stadtverwaltung hatte damals den Bachlauf verstärkt ins Visier genommen und wilde Abfälle entfernt. Zudem zeigte der Kommunale Ordnungsdienst bei seinen Abendeinsätzen bis 22 Uhr am Ufer des Reinersbachs Präsenz, um hier für Ordnung zu sorgen – was in diesem Fall heißt: für mehr Rücksichtnahme auf die Natur vor der Haustür.

Leider mussten die engagierten Mitstreiter der Biologischen Station üble Machenschaften von einzelnen Bürgern beobachten: „Es gab Sabotage auf diese Schilder, aber wir haben die Schäden gleich beseitigt, damit sich das nicht fortsetzt.“ Insgesamt könne man zufrieden sein. „Die Hölzer für die Wegbegrenzungen wurden nicht weggenommen, sondern sie werden beachtet.“ Auch die Vorsitzende des Naturschutzbeirates, Cornelia Schiemanowski, zeigt sich in der Videoschalte des Gremiums mit über 20 Teilnehmern in positiver Stimmung: „Die Aufforderung, sich angemessen in einem Landschaftsschutzgebiet zu benehmen, scheint Früchte zu tragen.“