Oberhausen. Durch Landesgeld soll die grüne Oase am Reinersbachtal in Oberhausen geschützt werden. Einige Bürger stoßen sich an gesperrten Trampelpfaden.

Hinter Häuserfassaden und jenseits der Mauern von Privatgärten versteckt, liegt ein Grünstreifen, der Ortsunkundigen meist verborgen bleibt. Zwischen Tackenberg, Alsfeld und Sterkrade ist das Landschaftsschutzgebiet Reinersbachtal für Anwohner und Bürger jedoch ein beliebter und wichtiger Rückzugsort.

Bislang war es quasi eine grüne Oase in Selbstverwaltung. Über Jahrzehnte drehen Spaziergänger hier ihre Runden. Hundebesitzer führen ihre Vierbeiner Gassi. Viele Trampelpfade sind dadurch entstanden, die sich quer durch das Landschaftsschutzgebiet mit seinen Waldbäumen und Wiesen ziehen.

Interessengemeinschaft bemängelt zu viel Regeln

Dass bekannte Spazierrouten nun hölzerne Balken begrenzen und einige Trampelpfade komplett gesperrt wurden, ärgert nun aber einige Bürger und Anwohner. Die Interessengemeinschaft „Mensch und Hund / Sterkrader Heide“ hat Oberbürgermeister Daniel Schranz dazu einen offenen Brief geschickt.

Die Fläche werde reglementiert und pferchartig umzäunt. „Die wilden Brombeerbüsche, die uns im Sommer manches Glas Marmelade schenkten, wurden weggerodet“, heißt es als Beispiel in dem Schreiben. Bürger ärgerten sich zudem über Verbotsschilder. Warum sei das, was sich in den letzen Jahrzehnten zwischen Bach und Wald entwickelt habe, weniger Natur als das nun Angestrebte?

Dass das Reinersbachtal als Teil der Sterkrader Heide nun durch das Förderprogramm „Grüne Lückenschlüsse“ unterstützt wird, ist eigentlich eine gute Nachricht. Unter Federführung des Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) soll im Revier ein breites Netz aus Grün- und Freiräumen wachsen.

Knapp 250.000 Euro stehen in Oberhausen für mehrere Projekte bereit. Die Kosten werden vom Land NRW übernommen. Dies ermöglicht auch der Stadt Oberhausen gemeinsam mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet aufwendigere Konzepte umzusetzen. Eines davon befindet sich am Unteren Reinersbachtal, wo sich Vertreter von Stadt und RVR über die Mitte April vollendeten Maßnahmen ein Bild machten.

Gartenabfälle und Trittschäden sorgen für Probleme

„Man muss deutlich betonen, dass durch die Maßnahmen nichts weggenommen wird, sondern etwas erhalten werden soll“, sagt der für den Bereich Umwelt zuständige Beigeordnete Frank Motschull. Grund sei die besonders schützenswerte Flora und Fauna in dem Gebiet. Wissenschaftler beobachten hier ein großes Arteninventar und eine Vielzahl verschiedener Lebensräume - auf einem dafür recht kleinen Raum.

Störende Einflüsse für die Vegetation durch Mensch und Hund müssten dafür allerdings reduziert werden. Artfremde Pflanzen, wie der japanische Staudenknöterich, hätten sich ausgebreitet. Gartenabfälle, die vor den angrenzenden Privatgärten entsorgt wurden, und frei gesetzte Pflanzen seien auf dem Landschaftsschutzgebiet problematisch. Dies würde auf Hinweistafeln nun erklärt.

Dass es zwischen Naturschutz und Naherholung kompliziert werden kann, zeigt auch, was in der Amtssprache als „Besucherlenkung“ bezeichnet wird. Hölzerne Planken sollen an manchen Stellen nun das über Jahrzehnte übliche Quer-Feld-ein verhindern.

500 Meter wurden von den niedrigen Holzbalken verbaut und mit Steinanhäufungen befestigt. Einzelne Bürger kritisieren das aber als Geldverschwendung. Vandalen hätten sich bereits an den ersten Holzblöcken zu schaffen gemacht.

Stadt ergänzt Ausgabestellen für Hundekotbeutel

Dass die Anlage freilich gepflegt werden müsse, sieht auch der Landschaftsarchitekt Stephan Müller von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Die Besucherströme auf die nötigsten Bereiche zu beschränken, sei aber für besonders sensible Gebiete der Sterkrader Heide wichtig.

Gesetzlich geschützte Biotope wie Magerwiesen, Borstgrasrasen, Seggen- und binsenreiche Nasswiesen sollen so erhalten bleiben. Auf den Infotafeln habe man anhand von Fotografien erklärt, welche Schäden entstehen könnten. Für empfindliche Pflanzen seien Trittschäden und die Nährstoffe im Kot von Hunden problematisch.

Da das Reinersbachtal bei Hundebesitzern besonders beliebt ist, plant die Stadt nun Ausgabestellen für Hundekotbeutel und Abfallbehälter zu ergänzen. Das Reinersbachtal bietet schon jetzt fünf Eingänge und schlängelt sich von Alsfeld und Tackenberg Richtung Sterkrader Innenstadt. Einen weiteren Zugang regt Bezirksbürgermeister Ulrich Real an, um eine noch vorhandene Lücke gen Norden zu schließen. Dies hätten schon mehrere Bürger anfragt.

>>> Schäfer beweidet das Reinersbachtal zur Pflege

Ein Schäfer besucht mit seinen Schafen schon seit einigen Jahren die offen gelegenen Gebiete des Reinersbachtal. Dadurch soll die Anlage gepflegt werden.

Auf den neuen Infotafeln möchte die Stadt für einen respektvollen Umgang mit dem Landschaftsschutzgebiet werben. Neben der Kritik habe es von Bürgern viele positive Rückmeldungen gegeben. Die Stadt möchte das Gelände künftig auch durch die Ordnungsbehörde kontrollieren.