Oberhausen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bestätigt: 57.000 Impftermine sind im Juni nicht wahrgenommen worden. Und die vierte Welle rollt...

Die Corona-Zahlen befinden sich im Sinkflug. Zeitgleich scheint auch das Interesse an den Impfungen rapide nachzulassen. „Allein im Bereich Nordrhein der Kassenärztlichen Vereinigung – zu dem auch Oberhausen gehört – sind im Juni gut 57.000 Impftermine nicht wahrgenommen worden“, bestätigt KV-Sprecher Christopher Schneider auf Nachfrage dieser Redaktion.

Die bundesweite Inzidenz liegt am Dienstag, 29. Juni 2021, nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) nur noch bei 5,4. In NRW sieht die Lage ähnlich gut aus (Inzidenz 5,6). Oberhausen liegt mit 4,7 aktuell sogar noch darunter. Die Pandemie scheint aber einmal mehr nur auf den ersten Blick überwunden zu sein. Tatsächlich zeigen sich jetzt die Erfolge des letzten wochenlangen Lockdowns, aber auch des zunehmenden Impftempos. Etwa 111.000 Erstimpfungen und 77.000 Zweitimpfungen sind inzwischen in Oberhausen erledigt worden. Wobei die Stadt insbesondere bei den Zweitimpfungen den Turbo eingelegt hat. Denn im Hintergrund baut sich längst die vierte Infektionswelle auf.

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Die zuerst in Indien aufgetauchte Delta-Variante verbreitet sich rasant. RKI-Präsident Lothar Wieler sprach in einer Schalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern – wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete – jetzt von einem Anteil von mindestens 35 Prozent. Dabei wies Wieler auch darauf hin: Diese Daten seien bereits einige Tage alt, der wirkliche Anteil liege inzwischen wohl eher schon bei rund 50 Prozent.

Ausfallquoten auch in Oberhausen

Vor diesem Hintergrund stellte der WDR eine zunehmende Impfmüdigkeit als bedenkliches Massenphänomen fest. Auch im Rheinland würden tausende Zweitimpftermine nicht wahrgenommen. KV-Sprecher Christopher Schneider räumt ein: Auch im Oberhausener Impfzentrum werden teilweise gebuchte Termine ohne vorherige Absage nicht angetreten. „Die Quote lag in den letzten zwei Wochen bei Erst- und Zweitterminen bei etwa vier Prozent.“

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Schneider vermutet, dass die Impflinge entweder vollständig auf ihre Impfung verzichten oder ihre Zweitimpfung bereits in einer Arztpraxis erhalten haben und daher den Termin im Zentrum einfach verstreichen lassen.

Bei der Delta-Variante reicht eine Erstimpfung nicht aus

Dabei beträgt allein die Ausfallquote bezogen auf die Zweitimpfungen in Oberhausen bis zu drei Prozent, sagt Stadtsprecher Frank Helling. Ein Trend, gegen den die Verantwortlichen in der Stadt ankämpfen. Helling versichert: „Impfdosen, die sich innerhalb einer Woche ansammeln, werden in der darauffolgenden Woche sofort für neue Erstimpfungen verwendet.“ Zusätzliche größere Kontingente meldet das Zentrum der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, die diese Termine unverzüglich über ihre Portale vergibt.

Die Zeit drängt. Der Blick nach Großbritannien, Israel und zuletzt auch Portugal hat längst gezeigt, wie schnell die Lage durch die deutlich ansteckendere Delta-Variante wieder kippen kann. Eine Erstimpfung allein reicht nach Angaben von britischen Experten aber nicht aus, um einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern. Die Schutzwirkung der Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca beträgt danach lediglich rund 30 Prozent. Erst nach einer Zweitimpfung besteht ein ausreichender Schutz gegen diese Corona-Mutation. KV-Sprecher Christopher Schneider appelliert daher eindringlich: „Nehmen Sie bitte beide Impfungen unbedingt wahr – und dies möglichst am gleichen Standort, also entweder in der Praxis, beim Betriebsarzt oder im Impfzentrum.“