Oberhausen. Während eines Spaziergangs durch die Stadt informierten Experten über die Bedeutung von Bäumen in der Stadt. Grün braucht Hege und Pflege
Mehr 21.000 Stadtbäume gibt es in Oberhausen. Im Alltag nimmt man sie kaum wahr. Dabei sind sie es, die der Stadt nicht nur im Luftbild den grünen Charakter verleihen. Nach welchen Gesichtspunkten sie früher gepflanzt wurden, wie es heute um sie steht, welche Auswirkungen der Klimawandel auf sie hat und wie die Baum-Experten im Rathaus darauf reagieren, das waren am Samstag bei einem "Baumspaziergang" durch die Innenstadt die Themen.
Die fachkundige Führung hatte Cornelia Schiemanowski vom Umweltverein BUND. Begleitet wurde sie von Gästeführer Ingo Dämgen. Schiemanowski brachte gleich zu Beginn, vor dem Bert-Brecht-Haus, die Bedeutung der Stadtbäume auf den Punkt: „Sie spenden Schatten, kühlen damit die Innenstadt ab, sie binden Kohlendioxid und filtern andere Schadstoffe aus der Luft.“ Deshalb seien die meisten Stadtbäume hier schon vor rund 100 Jahren gepflanzt worden.
Gleich in Doppelreihen gepflanzt
Der vorherrschende Stadtbaum nicht nur auf dem Saporishjaplatz ist die Platane, hier als orientalisch-nordamerikanische Kreuzung. Entlang von Paul-Reusch- und Goebenstraße steht sie gleich in zwei Doppelreihen. “Sehr gut geeignet als Straßenalleebaum“, erläuterte Schiemanowski. Sie sei widerstandsfähig gegenüber Schadstoffen. Das habe sie für unsere Industrieregion so interessant gemacht. Im Norden des Platzes sind sie nicht gekappt worden. Dort wurde den Spaziergängern deutlich, welch stattliche Ausmaße eine Platane dann haben kann.
Für die Doppelreihen auch auf dem Friedensplatz ist aber typisch, dass Platanen stark zurückgeschnitten wurden. „Die Anwohner wollten einfach mehr Licht“, erklärte ein Teilnehmer. Diese Beschneidung sei bis heute das größte Problem, gab Schiemanowski zu bedenken. Denn jene Stellen, von denen einmal Äste abgegangen seien, seien anfällig für Schädlinge.
Nur mit dem Hubsteiger zu kontrollieren
Besonders tückisch ist nach Angaben der Baum-Expertin der Massariapilz. „Weil man ihn nur auf der Oberseite der Äste früh erkennt, müssen die Platanen immer gleich mit dem Hubsteiger kontrolliert werden“, sagte sie. Das sei aber nötig, weil dieser Pilz sehr schnell dazu führe, dass der Ast abbricht und damit eine Gefahr darstellt. Kein Anzeichen von Alter oder Schwäche ist dagegen die fleckige Rinde der Bäume. „Sie wächst nur nicht mehr mit, platzt dann ab“, so Schiemanowski.
Größere Sorgen machen den Grün-Planern im Rathaus heute die Silberahorne, die zweite weit verbreitete Art von Stadtbäumen. Die Gruppe besichtigte sie auf der unteren Freiherr-vom-Stein-Straße. Viele seien sturmgeschädigt und hätten gefällt werden müssen, erfuhr sie dort. Sie seien anfällig, zum Beispiel für die Rußrindenkrankheit. Dabei, so Schiemanowski, müssten sie sofort gefällt und ihr Holz verbrannt werden, weil sich deren Pilzsporen rasend schnell verbreiten würden. An ihrer Stelle werde häufig der Bergahorn gepflanzt.
Dass man bei Stadtbäumen auch auf die Besonderheiten einer Straße achten kann, erfuhren die Spaziergänger an der Sedanstraße. Dort war Platz für große Baumkronen. Und so findet man prächtig Schatten spendende Schnurbäume. Mit ihrer späten Blüte im August bieten sie Bienen auch im Sommer noch Nahrung. Anders dagegen auf der oberen Freiherr-vom-Stein-Straße: In der Enge dort stehen schlanke Hainbuchen, die nach Angaben von Schiemanowski für den Luftaustausch ebenso wirkungsvoll sind.
Wunderbaum aus Fernost
Neu in der Gesellschaft der Stadtbäume ist der Blauglockenbaum, der im April und Mai in kräftiges Blau gehüllt ist. Mit ihm wird dem Klimawandel entgegengesteuert. „Er wächst sehr schnell, ist hitzebeständig, ein attraktiver Baum für Insekten, vor allem aber bindet er in 20 Jahren 40 Mal mehr Kohlendioxid als heimische Bäume“, erklärte Schiemanowski über diesen Zuwanderer aus Asien.
Im August wird Sterkrade erkundet
Zum Baumspaziergang hatten die Volkshochschule (VHS), die Kooperation Arbeit und Leben von Volkshochschule und Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) in Oberhausen und der Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eingeladen.
Maximal 15 Personen konnten daran wegen Corona teilnehmen. Eine Pflicht zum Maskentragen galt dabei nicht. Die Teilnahme hat sechs Euro gekostet.
Im August ist ein solcher Spaziergang in Sterkrade geplant.