Oberhausen. Der Umweltverein BUND Oberhausen zeigt sich besorgt über den Zustand des Grüns in der Stadt. Nicht alle Ideen kamen aber bei der Stadt gut an.
Es ist nun wirklich nicht so, als hätten sich die 60 Oberhausener Kommunalpolitiker im Rat nicht bereits ausgiebig darum gekümmert, mehr Grün in die Stadt zu bringen: 1000 Bäume sollten gepflanzt, Gärten auf den Dächern städtischer Immobilien angelegt und Jungbäume besser mit Wasser versorgt werden. Doch so richtig voran kommt dies alles nach Beobachtung von Politikern und Naturschützern nicht.
Deshalb hat nun der BUND Oberhausen unter der rührigen Vorsitzenden Cornelia Schiemanowski einen Vorstoß nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung unternommen, wonach Bürger jederzeit Vorschläge und Ideen in die Politik einbringen können. Aufgeschreckt von zwei trockenen Hitzesommern, denen über 800 Bäume im Stadtgebiet zum Opfer fielen, macht der BUND 16 Vorschläge für mehr Bäume in der Stadt. Im Hauptausschuss konnte der Umweltverein sich damit zum größten Teil erfolgreich durchsetzen.
Tut doch was, um Bäume in Oberhausen zu erhalten
„Wir blicken mit Sorge auf den Baumbestand in Oberhausen, auch Bürger sagen uns: Tut doch was, um Bäume zu erhalten“, sagte Schiemanowski in der Hauptausschuss-Sitzung. In diesem Jahr seien bereits 374 Straßenbäume gefällt worden, aber nur 183 Jungbäume als Ersatz gepflanzt worden. Umweltdezernentin Sabine Lauxen versprach umgehend, dass der Rest an fehlenden Jungbäumen im Frühjahr 2020 gepflanzt wird – wie bereits geplant.
Doch statt einen alten gefällten großen Baum nur durch einen einzigen kleinen Jungbaum zu ersetzen, will der BUND als Regelpflanzung das 2:1-Prinzip einführen: Zwei Jungbäume für einen alten Baum. Oberhausen nutze zudem das Potenzial engagierter Bürger nicht: Viele seien bereit, Bäume zu spenden und zu pflegen, wenn ihnen geeignete Flächen angeboten würden.
Umweltfachleute: Wir machen doch vieles schon
Nun gut, bei neun von 16 Vorschlägen des BUND winkten die städtischen Umweltfachleute ab: Machen wir doch schon im Bereich des praktisch Möglichen – darunter etwa der Pflegeschnitt von Kronen zum Erhalt großer Bäume, die Entsiegelung rund um die Wurzeln stattlicher Bäume, die Rettung von Baumscheiben vor parkenden Autos durch Baumschutzbügel, die Bepflanzung von neuen Baumscheiben, die schonende Entnahme von abgestorbenen Bäumen.
Umweltdezernentin Sabine Lauxen kündigte zudem an: „Da wir die stärksten Ausfälle bei den klein- und mittelkronigen Bäumen haben, werden wir im nächsten Jahr verstärkt Bewässerungsringe oder Wassersäcke einsetzen.“
Warnung an Hundehalter
Vier Vorschläge des BUND greift die Stadtverwaltung, einstimmig genehmigt von der Politik im Hauptausschuss, nun neu auf. Künftig will man bei Hundehaltern dafür werben, ihre Hunde nicht mehr direkt an Baumscheiben Gassi zu führen – langfristig zerstören Kot und Urin den Baum. Zudem soll Regen verstärkt aufgefangen werden, um Bäume zu bewässern – das kann allerdings nur bei neuen Straßen- und Kanalarbeiten umgesetzt werden.
Zusätzlich zu den bisher hundert Baumscheibenpaten in der Bevölkerung sollen Bürger gewonnen werden, die sich um Straßenbäume kümmern, also den Boden rund um den Baum bepflanzen und bewässern. Und die Stadtverwaltung will künftig den jährlich gewählten „Baum des Jahres“ populär machen.
Oberhausen bereits sehr grüne Stadt?
Im Gegensatz zur Alarmstimmung beim BUND sehen die Grünexperten der Oberhausener Stadtverwaltung die Lage beim Baumbestand offenbar gelassener. „Oberhausen weist als Großstadt im Ruhrgebiet trotz einer hohen Versiegelung und dichten Bebauung eine gute Begrünung auf“, heißt es in ihrer Stellungnahme.
So lag Oberhausen nach aktuellen Angaben der Stadtspitze im Jahre 2002 bei der Zahl der Straßenbäume pro Quadratkilometer Stadtfläche unter bundesweit 13 Großstädten auf Platz 2, bei der Zahl der Straßenbäume pro 1000 Einwohner auf Platz 5. Damals zählt die Stadt 23.000 Straßenbäume.
Drei Vorschläge des BUND waren allerdings umstritten – so dass sich nun die Fachpolitiker des Umweltausschusses mit den Themen beschäftigen werden. So ist unklar, ob die vom BUND geforderte verstärkte Kontrolle der Straßenbäume mindestens einmal im Quartal überhaupt etwas anderes bringt als zusätzliche Kosten. Die städtischen Experten argumentieren jedenfalls, dass man Platanen tatsächlich auf Krankheiten stärker untersuchen wird als bisher, weil deren häufigste Krankheit in den Kronen beginnt und bei rechtzeitiger Diagnose aufzuhalten ist. Bei anderen Krankheiten anderer Bäume sei dies aber nicht der Fall, weswegen eine häufigere Kontrolle nicht zum Ziel führen würde.
Keine neuen öffentlichen Wasserzapfstellen in Oberhausen?
Auch die Idee des BUND, mehr öffentliche Wasserzapfstellen zur Bewässerung der Bäume einzurichten, stößt nicht auf Gegenliebe der Stadtverwaltung, weil der Bau von Leitungen sehr teuer sei und nicht sichergestellt werden könne, dass das Wasser nicht für andere Zwecke verwendet werde.
Abgelehnt wird von den städtischen Fachleuten auch die Idee des BUND, zwei Jungbäume für einen abgestorbenen oder zu fällenden Baum anzupflanzen. „Der Stadt Oberhausen stehen dafür nicht ausreichend Flächen für die immense Zahl an Jungbäumen zur Verfügung.“ Abzuwarten bleibt, wie das nun die Politik im Umweltausschuss sieht.