Oberhausen. Die Highlights der zweiten Sommerkultur-Woche reichen von „Schillers sämtlichen Werken“ mit Nito Torres bis zum Indie-Rock für eine One-Man-Band.

Weiter geht’s mit dem „Freistil“-Kultursommer: Bis Ende August wird Oberhausen an zwölf Locations im Stadtgebiet zum Hotspot für kulturelle Vielfalt. Dabei setzen das städtische Kulturbüro und die Eventagentur „Sensitive Colours“ mit Vorliebe auf regionale Künstler.

In vielen Künsten unterwegs: „Schiller“-Dramaturg Olaf Reifegerste, hier als Kurator im Landschaftspark Duisburg Nord.
In vielen Künsten unterwegs: „Schiller“-Dramaturg Olaf Reifegerste, hier als Kurator im Landschaftspark Duisburg Nord. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend

Vom Sonntags-Doppel mit Kindertheater und „legerer“ Oper am 27. Juni im Burghof geht’s nach stillem Wochenanfang am Mittwoch, 30. Juni, mit einer ganz besonderen Premiere weiter auf Burg Vondern. Denn Olaf Reifegerste hat als Dramaturg erstmals ein kleines „Burgensemble“ zusammengestellt. Der erfahrene Theatermann und frühere Koordinator der Duisburger Akzente tummelt sich souverän in vielen Künsten. Da sollte auch die schier unmögliche Aufgabe gelingen „Schillers sämtliche Werke – leicht gekürzt“ auf die Bretter dieser brandneuen Freilichtbühne in Oberhausens ältestem Gemäuer zu bringen.

40 Tragödien-Stunden werden zu zwei Stunden Komödie

Geschlagene 40 Stunden würde es dauern, wollte man tatsächlich des Klassikers komplette Dramen mit der schönen Luise und ihrem Ferdinand, dem Infanten von Spanien und König Philipp II., der schottischen Monarchin Maria Stuart, mit Wallenstein und Wilhelm Tell ungekürzt spielen – wohl nur etwas für Todesmutige. Doch als Schillers ironischer Verehrer verdichtete Michael Ehnert die Tragödien zu einer gut zweistündigen Komödie. Und „Freistil“-Impresario Uwe Muth ist schon stolz darauf, dass der Autor die Vonderner Premiere seines Werkes (von 19.30 bis 21.30 Uhr) besuchen wird.

Schließlich lässt auch die Besetzung des „Burgensembles“ aufhorchen – spielen doch in diesem Männerclub neben Nito Torres, der komödiantischen „Allzweckwaffe“ des Ebertbades, auch Sebastian Faust, Aydin Isik und Sascha von Zambelly. Der Mittwochs-Premiere folgen weitere Aufführungen am Donnerstag, 1. Juli, und Sonntag, 4. Juli, ebenfalls um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr).

Trompeter Jon Boutin bringt an der Seite von Pianist Marc Brenken den Jazz zurück zur Ruhrwerkstatt.
Trompeter Jon Boutin bringt an der Seite von Pianist Marc Brenken den Jazz zurück zur Ruhrwerkstatt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Neben der geflügelten Wortmacht Schiller kommt am Mittwoch, 30. Juni, auch das Flügelhorn wieder an die frische Luft, wenn im Zentrum Altenberg von 20 bis 22 Uhr das „Transorient Orchestra“ den Hof der Zinkfabrik beschallt. Die Weltmusiker lassen den Soundtrack des Ruhrgebiets erklingen. In der aktuellen Besetzung spielen Musiker zusammen, die ihre kulturellen Wurzeln in Deutschland, Türkei, Iran, Tunesien und Syrien haben. Zwölf virtuose Solisten lassen Santur und Oud, Ney und Darbuka in den kreativen Dialog mit Bigband-Bläsersätzen treten: Das swingt – aber anders.

Erst Bluenotes, dann Backbeat

Am folgenden Abend, 1. Juli, dürfen Schlagzeuger Peter Baumgärtner (Uwe Muths Kompagnon beim „Hömma“-Festival) und seine „Jazzfriends“ von 18 bis 19.30 Uhr Oberhausens erste Rooftop-Bar auf dem Dach des Arthotel Ana“ einweihen. Wer dann noch mehr Lust verspürt auf die „amerikanische Klassik“, sollte sich ein Taxi gönnen und direkt weiterpreschen zur Ruhrwerkstatt: Von 19.30 bis 21.30 Uhr entbieten Pianist Marc Brenken und Trompeter Jon Boutin ihren „Salute to Singers“.

Drinks über den Dächern: Das „Arthotel Ana“ bietet von seiner Rooftop-Bar nicht nur Blicke in die Weite, sondern auch auf die Geometrie des Innenhofs.
Drinks über den Dächern: Das „Arthotel Ana“ bietet von seiner Rooftop-Bar nicht nur Blicke in die Weite, sondern auch auf die Geometrie des Innenhofs. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Backbeat statt Bluenotes verheißt das Freitagskonzert am 2. Juli von 20 bis 22 Uhr mit Captain Twang und James Mackenzie: Das Duo lässt sumpfige Sounds aus dem Gitarrenverstärker strömen. Die Drumgrooves der Streetmusic verschmelzen mit hypnotisierend tiefem Bassfunk: So klingen Countryblues, Surf und Hillbilly-Rock.

Foo Fighters für zwei Hände, Füße und Stimme

Die Indie-Rock-Institution Druckluft macht am selben Freitagabend um 20 Uhr erst mal weiter mit Lesestoff. Der junge Kulturjournalist Sebastian Ingenhoff kann aus gleich zwei aktuellen Werken vortragen: Sein Roman „Ghosting“ ist ein magischer Roadtrip durch die Welt von R’n’B und Hip-Hop. Und unter dem Titel „A boy named Inge“ publizierte Ingenhoff ein Büchlein mit humoristischer Miniprosa zum Thema Social Media.

Die teuersten Tickets kosten 15 Euro

Ein großer Teil der „Freistil“-Termine ist fürs Publikum gratis. Eintritt unter den hier vorgestellten Attraktionen kostet das Burg-Ensemble mit „Schiller – leicht gekürzt“ (15 Euro), die Lesung mit Sebastian Ingenhoff (7 Euro) und das Konzert von Tim Neuhaus (15 Euro).

Eintrittskarten sind allerdings für alle Termine nötig – auch für die kostenlosen, damit die Kontaktnachverfolgung möglich ist. Erhältlich beim Besucherbüro des Theaters Oberhausen, online theater-oberhausen.de.

Keine Sorge, auch das Druckluft rockt wieder – und zwar gleich am Samstag, 3. Juli, um 20 Uhr mit Tim Neuhaus, der bemerkenswerten One-Man-Band: In seinem Solo-Set umgibt er sich mit Loopstation, Drums, Gitarre und Klavier, um alte und neue Songs in neuer Version zu spielen. Die Songliste füllt Tim mit seinen Allzeit-Favoriten: Foo Fighters, Björk, Radiohead oder Smashing Pumpkins in volltönenden Solo-Versionen – wenn das nicht „Freistil“ ist.