Oberhausen. Die Bundeskulturstiftung finanziert für Oberhausen die Sommer-Events mit über 30 Terminen. Am Programm arbeitet das Kulturbüro unter Hochdruck.

Das Druckluft war zuletzt mit einem herbstlichen Hörspaziergang des Theaters Oberhausen als Alices „Wunderland“ zu erleben; im Zentrum Altenberg spielten gelegentlich Musiker für die Streaming-Kameras und im „Art Hotel Ana“ sieht man seit einigen Tagen wieder Gäste hinter den hohen Scheiben frühstücken. Es sind drei von einem Dutzend Schauplätze, an denen das städtische Kulturbüro von Mitte Juni bis Ende August die Kultur wieder aufleben lässt.

Apostolos Tsalastras nennt’s „eine wunderbare Gelegenheit“, ermöglicht dank der Mittel für den „Neustart Kultur“, aufgelegt durch die Kulturstiftung des Bundes mit Sitz in Halle an der Saale. Seit wenigen Tagen nun hat der Kämmerer und Kulturdezernent die Zusage über 450.000 Euro. Damit lassen sich eine Fülle von Locations bespielen – vor allem, wenn man bedenkt, dass etwa der Hof der Zinkfabrik Altenberg mit einer derzeit zulässigen Kapazität von 200 Gästen schon zu den größeren „Playern“ zählt.

Offensivster unter den „Freistil“-Schauplätzen: Mit den „Drive in“-Wochenenden konnte das Theater an der Niebuhrg den Lockdown schon seit April umspielen.
Offensivster unter den „Freistil“-Schauplätzen: Mit den „Drive in“-Wochenenden konnte das Theater an der Niebuhrg den Lockdown schon seit April umspielen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Frei finanziert wären derart geringe Kapazitäten selbst für ein nicht auf Gewinn erpichtes soziokulturelles Zentrum keine lohnende Option. Diese Einnahmelücke füllt nun das in Oberhausen „Freistil“ genannte Kulturprogramm. „Damit können wir Auftritte ohne wirtschaftlichen Druck für die Künstler ermöglichen.“ Apostolos Tsalastras weiß: „Viele Kreative haben massiv gelitten. Aber ein großer Teil konnte sich halbwegs über Wasser halten.“ Noch nennt der Erste Beigeordnete keine Namen, denn das Kulturbüro musste abwarten, bis die Zusage der fast halben Million fix war. „Jetzt arbeiten wir fieberhaft am Programm.“

Theater Oberhausen übernimmt das Ticketing

Neben der mit dem Prädikat „Freistil“ versprochenen Vielfalt von Konzert bis Kleinkunst und von Lesung bis Indie Rock bewarb sich Oberhausen mit dem Ansatz, viele Schauplätze aufzusuchen. Allerdings gilt: Freilicht-Idyllen sind bevorzugt – und zwar solche, bei denen sich der Zugang gut kontrollieren lässt. Denn Kontaktnachverfolgung und damit Ticketkauf gehören dazu – selbst für die kostenlosen Angebote, die laut Tsalastras einen großen Teil des „Freistil“-Programms ausmachen sollen. Kein Abend soll für den zahlenden Gast teurer werden als 15 Euro. Das Ticketing übernimmt das Besucherbüro des Theaters Oberhausen.

Für Oberhausener noch zu entdecken: Das „Art Hotel Ana“ mit seinem Innenhof und Dachterrasse.
Für Oberhausener noch zu entdecken: Das „Art Hotel Ana“ mit seinem Innenhof und Dachterrasse. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Insgesamt können die Freistilisten so bis nach dem Ende der Sommerferien über 30 Kultur-Termine auflegen – „weit über 30“, ergänzt Volker Buchloh. Der Leiter des Kulturbüros appelliert an Künstler: Sie können, um ebenfalls dabei zu sein, noch kurzentschlossen an kulturbuero@oberhausen.de mailen.

Im September übernehmen größere Veranstalter

Apostolos Tsalastras zeigt sich vorsichtig zuversichtlich, dass die Pandemie über den Sommer weiter abklingen dürfte: Jedenfalls geht die „Freistil“-Kalkulation davon aus, dass vom 1. September an auch größere Veranstaltungen wieder starten. „Und dann“, sagt der Kulturdezernent, „wollen wir keine Konkurrenz sein“. Mit den soziokulturellen Zentren und kleineren Kulturanbietern habe die Stadt – trotz Lockdowns und Kurzarbeit – den Kontakt halten können. Tsalastras hofft, dass auch unter den Künstlern nur wenige aufgegeben haben: „Es wäre nicht ihre Lebensphilosophie.“

Schauplätze von der Niebuhrg bis zum Crowded House

Schauplätze des „Freistil“-Sommers sind (von Süden nach Norden) das Theater an der Niebuhrg, das Gelände der städtischen Malschule, die Fabrik K 14, das Dach des „Art Hotel Ana“, Zentrum Altenberg, Druckluft, Open Area im Kaisergarten, der Hof von Schloss Oberhausen, eventuell ein Teil des Olga-Parks, Burg Vondern und Crowded House in Holten.

Wenn das Programm festgezurrt ist, wird es eine eigene „Freistil“-Webseite geben – Kulturhungrige müssen also nicht die Seiten von zehn oder mehr Schauplätzen abklappern. Veranstalter bleibt stets die Stadt, wie Apostolos Tsalastras betont: Man miete sich bei den guten Adressen ein.