Oberhausen. Früher kümmerte sich die Elektro-Firma Blumenthal aus Oberhausen um Thyssen. Die Besitzer erinnern sich an Schokolade und fahrbare Schränke.

Eine lange Leitung kann Kunden nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld kosten. „Ein guter Elektriker zeichnet sich dadurch aus, dass er das Problem schnell erkennt und zielorientiert arbeitet“, sagt Ulrich Wohlsdorf.

Ganz bestimmt ist er nicht der erste Elektromeister, der so etwas von sich behauptet. Doch dem erfahrenen Osterfelder nimmt man es ab, wenn er ins Erzählen gerät, dabei mit den Armen gestikuliert und fast zu jedem Stichwort eine Geschichte parat hat.

Die durch ihn geführte Elektro-Firma „Blumenthal“ ist eine der ältesten am Ort. Das Geschäft mit Verkabelungen, kniffliger Mechanik und praktischen Alltagsgeräten hat sich so markant verändert, dass er stundenlang berichten könnte.

Blumenthal - aus dem Angestellten wird der Chef

„100 Jahre“, sagt der 59-jährige Besitzer und zeigt die alten Handelsregister-Einträge vor. Der erste Eintrag ist am 21. Juni 1921 vermerkt. Angefangen hat Gründer Emil Blumenthal mit dem Elektrobetrieb aber bereits 1909. Es ist eine bewegte Osterfelder Geschichte, die Ulrich Wohlsdorf lange Zeit begleitet hat. Erst als Angestellter, dann als Chef.

1977 absolviert er seine Lehre als Elektroinstallateur. Gerade einmal 16 Jahre ist er damals jung. 1986 besteht der Geselle seine Meisterprüfung bei der Handelskammer Düsseldorf. Fachkräfte sind in der Folge begehrt, doch Blumenthal zu verlassen, daran denkt Ulrich Wohlsdorf nicht. 1996 übernimmt er den Betrieb.

„In Osterfeld kennt man uns“, sagt er. Damals wie heute gelte: „Die Kunden achten sehr genau darauf, dass man sich auf Handwerker verlassen kann.“ Zu spät, zu teuer, falsche Fehlerdiagnose - die schwarzen Schafe der Branche nerven den erfahrenen Tüftler.

Die erste Telefonnummer hat nur vier Stellen

Nach dem zweiten Weltkrieg gibt Gründer Emil Blumenthal seinen Laden zunächst an die Söhne Hans und Franz weiter. Sohn Hans betreibt in Osterfeld noch ein Geschäft für Haushaltsgeräte und Beleuchtungen auf der Bottroper Straße, die damals alte Hauptstraße heißt.

Als Franz aus dem Unternehmen ausscheidet, übernimmt Schwager Werner Dönnhoff die Verantwortung - bis 1996. Ulrich Wohlsdorf beerbt seinen langjährigen Chef. "Er hat gefragt - und ich habe nicht lange überlegt."

Zunächst öffnet das alte Ladenlokal an der Vikariestraße. Auf einem frühen Werbeprospekt steht noch die vierstellige Telefonnummer: „1899, Amt Oberhausen“. Später wechselt die Elektro-Firma an die Gildenstraße und damit an den Osterfelder Marktplatz. An der Stelle öffnet heute ein Supermarkt. In die zurückgelassenen Räume zieht in den 1970er-Jahren die Kohlenhandlung Becker.

Zechen, Thyssen, Wissoll - am Höhepunkt 100 Mitarbeiter

Blumenthal wechselt noch einmal den Stammsitz zur Straße Am Vondernsprung. Aber auch das Elektro-Gewerbe ändert sich. Heute fährt Ulrich Wohlsdorf mit all seinen Gerätschaften direkt zu den Kunden - eine stationäre Werkstatt gibt es nicht mehr.

Die Zechen der Umgebung gehören seit den 1950er Jahren zu den Kunden. Wenn es um die Verwaltung von Werkswohnungen und Werkshallen geht, ruft Thyssen-Krupp an. Dann folgen die Handelskette Tengelmann und der Schokoladenfabrikant Wissoll. „Am Höhepunkt hatte die Firma 100 Beschäftigte.“

Doch die Zechen schließen, die Montanindustrie zieht sich zurück. Heute löst Blumenthal kleine und große Probleme in der Nachbarschaft. Osterfelder Geschäftsleute und private Stammkunden wissen um die lange Erfahrung. Seine Expertise gibt Ulrich Wohlsdorf mit Sohn Daniel (30) als Duo weiter. Sekretärin Maria Haack ist schon seit 1975 dabei und wird im Juli 77 Jahre jung.

Was setzt sie unter Strom? Moderne Aufgaben wie vernetzte „Smarthomes“ sind hinzugekommen. Dazu zählt, Haushaltsgeräte über das Internet zu steuern oder Räume per Web zu beleuchten. Klassiker und neue Geschäftsfelder wechseln sich ab: Alarmanlagen, Satellitenschüsseln, Reparaturen, Nachtspeicherheizungen bis hin zur Altbausanierung.

Gute Handwerker stellen Fragen - und lösen dadurch Probleme

Worauf ist Ulrich Wohlsdorf stolz? „Auf einen fahrbaren Schrank, den ich entworfen habe.“ Ein anspruchsvolles Projekt für einen Technik-Liebhaber, das eine klare Absprache mit anderen Gewerken erfordere.

Einen guten Handwerker mache auch aus, dass er beim Kunden die richtigen Fragen stelle. Sich nach dem Alter der Anlage oder der Bausubstanz erkundige. Sich nicht ablenken zu lassen, gibt er dem Nachwuchs mit auf den Weg. „Nur so klappt es mit einer schnellen Lösung!“

>>> Blumenthal sanierte Häuser an Ripshorster Straße

Zu den Projekten von Blumenthal in den 1980er Jahren gehörte die Sanierung der alten Wohnhäuser an der Ripshorster Straße in der Nähe des heutigen Centro Oberhausen, um diese mit Strom zu versorgen.

Viele Jahre kümmerte sich das Elektro-Unternehmen um die mit Seilen über die Gildenstraße gespannte Weihnachtsbeleuchtung in der Osterfelder Innenstadt.