Oberhausen. Oberhausener Naturschützer fordern von der Stadt mehr Engagement, um Straßenbäume zu retten. Ein fünf-Punkte-Plan soll helfen, Natur zu erhalten.
Die in den vergangenen Monaten auffallend vielen Fällungen von Bäumen an Bahnböschungen, in Autobahn-Nähe, an Spazierwegen und an den Straßen in Oberhausen haben den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) alarmiert.
„Wir sind besorgt darüber, dass im ersten Halbjahr 2021 eine hohe Zahl unserer Stadtbäume gefällt wurde“, schreibt die örtliche BUND-Kreisgruppe in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Daniel Schranz. Die BUND-Mitglieder haben vor allem beobachtet, dass im Stadtgebiet ausgerechnet seit dem 1. März 2021 intensiv gerodet wurde – ab diesem Datum allerdings regelt das Bundesnaturschutzgesetz Fäll- und Schnittverbote für Bäume, Hecken und Sträucher, um den Lebensraum für Tierarten zu schützen, die sich um ihren Nachwuchs kümmern.
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Der BUND fordert, dass die Stadt in Zukunft Straßenbäume gerade in Zeiten des Klimawandels besser schützt – und die grundlegende Haltung „Kampf aller um jeden Baum“ entwickelt: „Bäume sind natürliche CO₂-Speicher und deshalb brauchen wir in Zeiten des Klimawandels mehr davon.“
Obwohl Straßenbäume unter einem besonderen Stress stehen und von Forstwissenschaftlern als wenig beachtete „Straßenkinder“ bezeichnet werden, sollte die Baumpflege einen höheren Stellenwert bekommen als die Fällung dieser Bäume. Denn: „Alte große Bäume haben klimatisch eine wesentlich bessere Wirkung als Nachpflanzungen – wir sollten sie so lange wie möglich erhalten.“
BUND: Nicht schnell und verbindlich genug
Der BUND sieht das jüngste Klimaschutz-Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch als Weckruf für die Oberhausener Stadtverwaltung und die Politik. Man könne Klimaschutz nicht einfach in die Zukunft verschieben. „Wir haben nicht das Recht, die Folgen des Klimawandels nachkommenden Generationen aufzubürden. Dazu gehört, dass wir den Schutz unserer Bäume, unserer Wälder und naturnahen Flächen in der Stadt ernst nehmen müssen.“
Beschlüsse der Stadtverwaltung, den Naturschutz und die Effizienz im Klimaschutz stärker zu berücksichtigen, gebe es genug – doch sie werden bisher nicht zügig und verbindlich umgesetzt. Der BUND Oberhausen zeigt sich bereit dazu, in den bisherigen Oberhausener Strukturen, wie beispielsweise dem Baumforum, dem Naturschutzbeirat und dem im März beschlossenen Arbeitsgremium klimaneutrales Oberhausen praxisnahe Lösungen zu erarbeiten – und mit dem neuen Baumbeauftragten im Rathaus zu diskutieren.
Da Oberhausen bundesweit die nach München am stärksten versiegelte Stadt in Deutschland mit nur wenigen naturnahen Freiflächen ist, sollte die Stadt dringend mehr Maßnahmen ergreifen, möglichst viele Bäume zu retten.
Erstens: „Es gibt nur wenig Wald – deshalb wäre es auch eine nicht wieder gut zu machende Naturzerstörung, die Teilrodung des Sterkrader Waldes für den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen in Kauf zu nehmen.“
Zweitens müssten Baumscheiben viel stärker gepflegt werden wie es auch ein Beschluss des Hauptausschusses aus dem Jahr 2019 vorsieht: „Leider gibt es aber immer noch viel zu enge und schlecht geschützte Baumscheiben. Die Versorgung der Bäume mit Wasser in Trockenzeiten kann allein durch das lobenswerte Gießen von Bürgerinnen und Bürger nicht gewährleistet werden“, mahnt der BUND.
Drittens muss sich die Stadt nach Auffassung der Naturschützer viel intensiver um die Sträucher und Bäume an Straßen- und Bahnböschungen kümmern. Auch die eher unscheinbar erscheinenden Gehölzränder, wie sie rund um den Jacobi Golfpark, entlang ehemaliger Bahntrassen oder an Autobahnausfahrten zu finden sind, müssen stärker in den Blick genommen werden, da sie nicht nur den zahlreichen Vogelarten wertvolle Lebensräume bieten, sondern auch zu der so wichtigen Biotopvernetzung beitragen.“
Viertens muss die Stadtspitze bereits bei der Aufstellung von Bebauungsplänen den Naturschutz und Klimaschutz viel mehr als bisher mitdenken. Wie beispielsweise bei der Falkestraße in Königshardt durch die Politik mit knapper Mehrheit entschieden, kann es nach Auffassung des BUND sinnvoll sein, eine geplante Bebauung nicht zu genehmigen. „Auch die Kleingärten an der Steinbrinkstraße mit vielen alten Obstbäumen und großer Artenvielfalt sollten erhalten bleiben – und nicht der Wohnbebauung weichen müssen“, fordert der Umweltverein.
Und fünftens ist den BUND-Leuten der reine Erhalt von Bäumen zu wenig. Die Stadt sollte nach ihrem Vorschlag auch alle öffentlichen Flächen in den Blick nehmen, um naturnahe Flächen mit Baumbestand zu schaffen. So könnten freie Friedhofsflächen zu „Stillen Parks“ mit vielen neuen Bäumen umgewandelt werden.