Oberhausen. Beim mobilen Arbeiten sind Betriebe in den Nachbarstädten weiter. Doch es gibt auch in Oberhausen immer mehr Arbeitgeber, die neue Wege gehen.

Die Pandemie hat frischen Wind in die Arbeitswelt gebracht. Der große Corona-Check unserer Redaktion deckte aber auch auf: Die Betriebe in Oberhausen hinken beim mobilen Arbeiten hinterher. Der Anteil der Mitarbeiter, die zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten, liegt um rund 3,7 Prozent unter dem der Region. Für die Führungsetagen einiger großer und mittelständischer Unternehmen in Oberhausen ist dies nicht nachvollziehbar. Sie haben die Chancen flexibler Arbeitsmodelle für sich entdeckt – und das nicht erst seit der Krise.

Die Bundesregierung hat die Corona-Arbeitsschutzverordnung bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Das bedeutet: Arbeitgeber müssen weiterhin überall dort Homeoffice anbieten, wo es möglich ist. Auch der Stadt Oberhausen fiel die Umsetzung dieser Vorgabe in ihrer eigenen Verwaltung leicht. Denn sie hatte bereits 2015 ein Pilotprojekt zur Umsetzung von Teleheimarbeit gestartet und ab Mitte 2017 noch ausgebaut. „Mit Beginn der Corona-Pandemie haben wir dann im März 2020 weitere flexible Möglichkeiten für die Beschäftigten geschaffen, damit sie problemlos ins mobile Arbeiten wechseln konnten“, erläutert Stadtsprecher Frank Helling.

Damit erklärt sich fast von selbst, weshalb rund 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 2460 städtischen Beschäftigten ihren Arbeitsplatz (zumindest teilweise) nach Hause verlegen können. Ausgeschlossen von dieser Möglichkeit bleiben: „Der feuerwehrtechnische Dienst, die Bereiche mit direktem Publikumskontakt wie die Bürgerservicestellen sowie die Schulsekretariate oder die Kinderbetreuungseinrichtungen.“

Video- und Telefonkonferenzen ersetzen die persönlichen Gesprächsrunden

Natürlich verlange das mobile Arbeiten allen Beteiligten eine andere Arbeitsorganisation ab. Video- und Telefonkonferenzen und damit der Einsatz von Laptops und Diensthandys habe aber rasch einen reibungslosen Arbeitsablauf gewährleisten können. „Der Bedarf an zusätzlicher Technik war groß, konnte aber von unserer städtischen IT geschultert werden.“ Die Rückmeldungen der Mitarbeiter und auch der Vorgesetzten fielen durchweg „sehr positiv“ aus. Das Fazit des Stadtsprechers: „Die verstärkte Schaffung weiterer mobiler Arbeitsformen hat zu vielen positiven Erfahrungen in der Verwaltung geführt – wir werden dies auch nach der Pandemie auf jeden Fall weiter nutzen und ausbauen.“

Auch bei der Energieversorgung Oberhausen AG gab es bereits vor Beginn der Pandemie eine Betriebsvereinbarung zur mobilen Arbeit. Der Start in die Heimarbeit verlief auch dort reibungslos. 283 von 405 Mitarbeitern arbeiteten zwischen Januar und März 2021 mobil. „Die Angaben beziehen sich auf unseren letzten Auswertungszeitraum“, erläutert EVO-Sprecherin Sabine Benter. Die Anzahl der Mitarbeiter, die mindestens dreimal in der Woche von zu Hause aus arbeiten, habe bereits zuvor und seitdem stabil in dieser Größenordnung gelegen. Zum Vergleich: Vor der Corona-Krise hatten lediglich rund 120 Arbeitnehmer bei der EVO dieses Angebot genutzt.

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Inzwischen haben immer mehr Beschäftigte die Vorteile des mobilen Arbeitens für sich entdeckt: „Dass etwa Fahrwege vermieden, Zeit und Kosten eingespart werden, ein konzentrierteres Arbeiten möglich ist und Familien eine gleichzeitige Betreuung der Kinder besser managen können“, fasst Benter zusammen. Aber auch die Unternehmensleitung ist zufrieden: „Wir registrieren weniger Krankentage.“

Allerdings hätten die Beschäftigten bemängelt, dass ihnen der Austausch mit den Kollegen fehlt und es oft bei der Ausstattung daheim hapere, „was letztlich häufiger zu Rückenproblemen geführt hat“. Generell seien aber alle Beteiligten so zufrieden, dass die EVO nun beabsichtigt, die Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten auszuweiten. Ausgeschlossen von einer solchen Regelung bleiben beim Energieversorger: Monteure, Pförtner, Hausmeister sowie Mitarbeiter von Lager, Kfz-Werkstatt und Kantine.

Der Wunsch nach mobiler Arbeit wächst

Zirka 20 Prozent der Mitarbeiter befinden sich bei OQ Chemicalsaktuell in flexiblen Arbeitsmodellen. „Für die meisten unserer Beschäftigten ist ein mobiles Arbeiten aber leider nicht machbar, sie arbeiten im Schichtdienst“, sagt Unternehmenssprecher Thorsten Ostermann. Das gelte auch für Oberhausen, wo der überwiegende Teil der Arbeitnehmer in den Bereichen Produktion und Service tätig ist. Von den Arbeitnehmern, die das mobile Arbeiten nutzen könnten, sei schnell der Wunsch geäußert worden, auch künftig bei „einer Kombination aus standortbezogener und mobiler Arbeit bleiben zu können“. Ostermann ergänzt: „In unserem Unternehmen laufen jetzt gerade die Planungen dazu.“

Beim Corona-Check fragten wir auch danach, ob unsere Leser in Oberhausen während der Pandemie verstärkt zu Hause arbeiten können. Hier ist das Ergebnis.
Beim Corona-Check fragten wir auch danach, ob unsere Leser in Oberhausen während der Pandemie verstärkt zu Hause arbeiten können. Hier ist das Ergebnis. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Als Vorreiter in Sachen mobiles Arbeiten gilt in Oberhausen auch die Rola Security Solutions GmbH, die seit 25 Jahren IT-Lösungen für die innere und äußere Sicherheit von Firmen entwickelt und vertreibt. Seit März 2020 können alle der fast 300 Angestellten mobil von zu Hause aus ihrer Arbeit nachgehen. „Es gibt nur vereinzelte Tätigkeiten, bei denen eine zumindest teilweise regelmäßige Präsenz im Büro notwendig bleibt“, sagt Marketing-Leiterin Melanie Schmitt. Die Rückmeldungen der Mitarbeiter seien bislang durchgängig positiv.

Ein Viertel der Erwerbstätigen arbeitete im Homeoffice

Ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland hat Ende Januar 2021 vorwiegend oder ausschließlich im Homeoffice gearbeitet, so wie es der Bund zur Minimierung von Corona-Infektionsrisiken gefordert hatte.

Der Anteil liegt damit in etwa so hoch wie während des ersten Lockdowns im April 2020 (27 Prozent). Der Anteil stieg von 14 Prozent im November auf 17 Prozent im Dezember und dann deutlich auf 24 Prozent im Januar. (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung).

„Das mobile Arbeiten hilft unseren Beschäftigten dabei, die besonderen familiären Anforderungen während der Pandemie, wie die Kinderbetreuung, das Homeschooling oder die Pflege von Angehörigen zu meistern.“ Als klaren Nachteil benennt Schmitt aber den Verlust des persönlichen Austausches untereinander. Dennoch steht schon jetzt fest: „Das mobile Arbeiten bleibt nach der Pandemie ein fester Bestandteil unseres Arbeitsalltags.“ Bei Rola werde die 2-2-1-Woche eingeführt: „Und damit zwei feste Arbeitstage im Büro, zwei Tage mobiles Arbeiten, ein Tag kann flexibel geplant werden.“ Sollten es betriebliche Umstände erfordern, könne es aber zu Abweichungen kommen.