Oberhausen. Im Klassikbetrieb verstärkt die Pandemie den bedenklichen Trend: Solisten und Ensembles akzeptieren dürftige Konditionen für die Auftrittschance.

Mit Musikerinnen in eleganten Kleidern und ihren ebenso schicken Mitspielern liefert die Klassikszene ein Bild von mondäner Welt. Doch dieser Anschein von Noblesse ist gut gepflegte Konvention ebenso wie Marketing – aber er entspricht längst nicht mehr dem Berufsleben eines Konzertpianisten oder einer Orchestermusikerin.

Die Corona-Krise hat im Blick auf das klassische Metier einen bedenklichen Trend verstärkt, der sich schon seit Jahren abzeichnet. Einem im statistischen Mittel immer älteren Publikum stehen bestens ausgebildete junge Musiker gegenüber, die neben ihrem Können am Instrument auch über geschäftliche Cleverness verfügen müssten, um im Konzertleben zu bestehen.

Hoffnung auf beste Referenzen

Viele Veranstalter haben es sich – jedenfalls bis zum kompletten Einbruch durch zwei Lockdowns – allzu leicht gemacht: Man konnte aus einem überreichen Angebot aus dem Vollen schöpfen. Etliche Solisten und Ensembles waren und sind bereit zu finanziellen Zugeständnissen für die Chance, an einem namhaften Spielort auftreten zu können. Denn es gab ja die Hoffnung auf beste Referenzen, um schließlich in den Rang der nachgefragten Namen aufzusteigen.

Der Künstlerförderverein sieht sich vor allem als Ermöglicher erster glanzvoller Auftritte – und registriert mit Stolz, wenn bereits klangvolle Namen gerne ins Ebertbad zurückkehrten. Bei den städtischen Orchester-Konzerten in der Luise-Albertz-Halle mit ihrem Schwerpunkt auf osteuropäischen Ensembles ist schon sehr deutlich, dass ohne „preiswerte Qualität“ diese Reihe kaum zu halten wäre. Ob auch für die gastierenden Musiker die Konditionen stimmen, war bisher dem Kulturausschuss nur einmal (und das vor Jahren) eine kurze Nachfrage wert.

Doch wer schon vor der Pandemie eine prekäre Künstlerexistenz führen musste – trotz so exzellenter wie teurer Ausbildung: Wie soll er oder sie nach diesem Einbruch beruflich weiterkommen? Die engagierteste Stiftung kann’s nicht ausgleichen, wenn die Gesamt-Struktur des Konzertbetriebs derart aus der Balance geraten ist. Auch in diesem äußerlich so glanzvollen Metier müssen die Arbeitsbedingungen stimmen.