Oberhausen. Weiterbildungen für Langzeitarbeitslose mitten in der Coronakrise? Oh ja, meint das Oberhausener Jobcenter. Und das hat einen bestimmten Grund.

An sie denkt man womöglich nicht unweigerlich sofort, aber auch sie leiden unter der seit mehr als einem Jahr anhaltenden Coronakrise: Langzeitarbeitslose Menschen, deren Stand in der Gesellschaft vor Ausbruch der Pandemie schon schwierig war, kämpfen umso stärker gegen Frustration und Perspektivlosigkeit. Dabei ist aus Sicht des Oberhausener Jobcenters gerade jetzt die Zeit, neue Hoffnung zu schöpfen. Mit einer neuen Kampagne animieren die Arbeitsmarktexperten daher Betroffene, sich fit für die Suche nach einer neuen Arbeit zu machen.

Das Jobcenter legt den Fokus dieser Tage auf die Themen Weiterbildung und Qualifizierung. „Wir sehen Licht am Ende des dunklen Corona-Tunnels“, sagt Oberhausens Jobcenter-Chef Uwe Weinand. Der Arbeitsmarkt erhole sich, Lockerungen des strengen Lockdowns seien in Sichtweite. „Viele Firmen bereiten sich auf einen Neustart vor und brauchen Arbeitskräfte.“ Daher sei jetzt der richtige Zeitpunkt, sich dafür zu wappnen.

Weiterbildung: Vom Stapler- bis zum Führerschein

Die Weiterbildungen können ganz unterschiedlich sein: Betroffene können den Stapler- oder Gefahrgutschein machen, um im Lager arbeiten zu können. Sie können den Führerschein machen, um im Kundendienst mobil zu sein. Sie können aber auch komplette Umschulungen absolvieren, zur Busfahrerin oder zum Busfahrer oder zur Pflegekraft. „Wir haben eine breite Palette“, wirbt Uwe Weinand. „Und die Berufsausbildungen sind meist auch in Teilzeit möglich, falls der oder die Betroffene Kinder großzieht oder Angehörige pflegt.“

Geschäftsführer des Oberhausener Jobcenters: Uwe Weinand, aufgenommen 2019, also vor der Coronakrise.
Geschäftsführer des Oberhausener Jobcenters: Uwe Weinand, aufgenommen 2019, also vor der Coronakrise. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Um die Langzeitarbeitslosen in der Stadt zu erreichen, startet das Oberhausener Jobcenter dieser Tage eine Werbe-Offensive, mit Anzeigen in den Zeitungen und Einspielern im Radio. „So erreichen wir auch die Multiplikatoren“, meint Jobcenter-Pressesprecher Josef Vogt: Freunde und Bekannte, aber auch Eltern, Tanten und Onkel vor allem der jungen Menschen, die schon so lange keine Arbeit haben, in vielen Fällen noch nicht einmal einen Berufsabschluss haben.

„Weiterbildungen und Qualifizierungen lohnen sich“, ist Uwe Weinand überzeugt. Rund 800 Menschen wurden im Corona-Jahr 2020 qualifiziert: 600 haben eine Weiterbildung abgeschlossen, 200 haben zusätzlich einen qualifizierten Berufsabschluss erworben, können sich beispielsweise nun offiziell ausgebildeter Berufskraftfahrer nennen. 80 Prozent der weitergebildeten Langzeitarbeitslosen konnte das Jobcenter anschließend in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermitteln.

Kunden nutzen digitale Angebote

Angebote zur Weiterbildung und Umschulung im Jobcenter Oberhausen können auch in der Coronakrise stattfinden. Es gibt digitale Angebote; für Veranstaltungen mit Präsenzpflicht werden Hygienekonzepte entwickelt, so dass alle Corona-Regeln eingehalten werden, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Weinand.

Die Langzeitarbeitslosen, also die Kunden des Jobcenters, haben laut Weinand „einen Quantensprung“ in der Nutzung der digitalen Medien gemacht. Auch die App fürs Smartphone, die das Oberhausener Jobcenter entwickelt hat, werde rege genutzt. 5000 Kunden haben sie bislang auf ihr Handy geladen, nehmen über die App Kontakt auf und laden Unterlagen hoch.

Die Erfahrungen seien so gut, dass Uwe Weinand Anfragen von Jobcentern aus ganz NRW erhält. In Video-Konferenzen berichtet er den Kollegen über die Oberhausener Entwicklung.

„Man kann nur gewinnen“, ist Josef Vogt überzeugt. Denn selbst, wenn es am Ende nicht funktioniert. Wenn der oder die Langzeitarbeitslose die Qualifizierung abbricht, aus persönlichen Gründen oder weil die Berufsausrichtung doch nicht passt, „dann war es einen Versuch wert“. Sanktionen wie die Kürzung des Arbeitslosengeldes drohen nicht.

Die besten Aussichten haben Betroffene im Moment übrigens, wenn sie in einen Pflegeberuf streben. Die Chancen auf Übernahme liegen laut Jobcenter-Chef Uwe Weinand bei nahezu 100 Prozent. „Wir wissen aber auch, dass nicht jeder für diesen Beruf geeignet ist, wir zwingen niemanden in diesen Job.“ Darum sei es um so wichtiger, auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten eines jeden Einzelnen zu schauen. „Wir finden dann schon das passende Angebot.“

Das Jobcenter wirbt unter anderem auch mit Flyern, auf denen ein QR-Code abgedruckt ist. Wer an einer Weiterbildung interessiert ist, scannt den Code mit dem Handy und landet auf der passenden Internetseite. Ohne Code geht’s natürlich auch: Alle Infos finden Interessierte auf jobcenter-oberhausen.de