Oberhausen. Auf ZDFinfo wird Oberhausen zum Thema. In einer neuen Dokumentation geht es um Wandel und Krise im Ruhrgebiet.
Wie hat sich das Ruhrgebiet im Laufe der Jahrzehnte gewandelt? Weshalb ist die Armut im Vergleich zu anderen Regionen relativ stark ausgeprägt? Warum gelingt der Strukturwandel nach der Kohle- und Stahlzeit nicht immer so gut wie erhofft?
Diesen und weiteren Fragen geht Filmautorin Katja Nellissen in einer Dokumentation mit dem Titel „Ruhrpott – Revier im Umbruch: Krise, Start-ups und die Seidenstraße“ nach, die am Freitag, 4. Juni, um 20.15 Uhr auf ZDFinfo läuft.
Um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, unterhält sich Nellissen mit regionalen Akteuren, „das sind ganz normale Bürger, aber auch Wissenschaftler und Politiker, verteilt quer über das Ruhrgebiet“, wie sie im Gespräch mit der Redaktion sagt. Damit meint sie unter anderem eine Zuwandererfamilie aus Bochum, den IHK-Hauptgeschäftsführer aus Dortmund und Hernes Oberbürgermeister.
Aus Oberhausen hat sie sich Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras und Kabarettistin Gerburg Jahnke ausgesucht. „Wir wollten mit Personen reden, die tagtäglich mit den Problemen vor Ort zu tun haben“, schildert die 46-Jährige. Mit den Problemen meint sie zum einen Armut und Arbeitslosigkeit, bei der beispielsweise Oberhausen in einem Ranking der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2018 auf Negativ-Rang zwei geführt wird. Aber auch die hohen Schuldenberge der Städte oder der teils schleppend verlaufende Strukturwandel stehen oben auf der Agenda.
„Daher wollten wir mit Apostolos Tsalastras sprechen, da er Kämmerer in einer jener Städte ist, die im Teufelskreis der hohen Schulden stecken“, sagt Katja Nellissen. „Bei unseren Dreharbeiten haben mich die Leerstände in der Innenstadt schon betroffen gemacht. Natürlich spielt da auch das Centro eine Rolle, aber in anderen Städten wären das Top-Lagen. Die nicht füllen zu können, das ist wirklich bitter.“
„Es braucht Hilfe von außen“
Insgesamt sieht sie die Situation vor Ort als verfahren an. „Die Schuldentilgung wird sich wahrscheinlich nicht nur mit Geduld und Engagement machen lassen. Da braucht es Hilfe von außen“, findet die Filmautorin. Tsalastras selbst skizziert im Film den fast zwei Milliarden Euro großen Schuldenberg der Stadt.
Gerburg Jahnke ist gewohnt locker und versucht, die angespannte Lage mit einer Portion Humor zu nehmen. „In Köln oder Berlin leben kann jeder, aber leb’ mal im Ruhrgebiet“, sagt sie. Die Tochter eines Bergmanns erzählt, wie sie mit den Zechen in der Umgebung aufgewachsen ist und dass das Zentrum Altenberg eine große Hilfe für die Kultur in Oberhausen gewesen sei. „Die Sonnenuntergänge waren abends sehr romantisch – aber aus gifttechnischen Gründen“, sagt Jahnke und lacht dabei.
Die industrielle Vergangenheit war ebenfalls ein Grund für Katja Nellissen, den Film zu drehen: „Die Idee zum Film entstand in einem gemeinsamen Brainstorming mit der ZDFinfo-Redaktion. Wir kamen schnell auf das Ruhrgebiet und haben gesagt: Lass uns dort mal drauf schauen, davon haben viele Personen immer nur Klischee-Bilder im Kopf.“ Dabei seien diese Bilder längst überholt. Die Doku soll die Situation Im Ruhrgebiet für ein bundesweites Publikum näher und klischee-frei darstellen.