Oberhausen. Soll der Kaisergarten in Oberhausen aus historischen Gründen einen neuen Namen erhalten? Bei den Lesern fällt die Antwort eindeutig aus.

Die Vorstellung, den Sonntagsspaziergang künftig nicht mehr durch den Kaisergarten zu machen, sondern möglicherweise durch den Schlosspark, treibt viele Leserinnen und Leser um. Der Oberhausener Historiker Klaus Oberschewen hatte in einem Beitrag angeregt, den Kaisergarten umzubenennen – wegen eines Bezugs zu Kaiser Wilhelm II., der unter anderem für den Völkermord an den Herero in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika verantwortlich war. Zuspruch gab’s dafür von den Oberhausener Linken – einen wahren Sturm der Entrüstung entfachen dagegen etliche Leser, die sich nach dem Bericht erbost an uns gewandt haben.

„Bin ich froh, dass ich mit Nachnamen nicht Kaiser heiße. Ich müsste sonst den Namen ändern, oder nicht?“, fragt etwa Klaus Post mit süffisantem Unterton. Erika Schrötter meint: „Bei aller Wichtigkeit und Aufklärung über unsere Vergangenheit sollte man die Kirche im Dorf lassen. Nicht, dass ich gegen Aufarbeitung unserer Vergangenheit bin. Aber den Namen zu ändern, halte ich nicht für notwendig.“

„Der Unsinn nimmt kein Ende“, beschwert sich Hans-Jürgen Pelzers. Der Kaisergarten heiße schließlich nicht Wilhelms-Garten. „Es geht den Menschen noch viel zu gut, trotz Corona, wenn sie sich mit solch überflüssigen Diskussionen beschäftigen.“ Dr. Bruno Kesseler wirft Historiker Oberschewen vor, Geschichtsvergessenheit zu organisieren. „Wenn schon ein neuer Name für den Kaisergarten, dann auch bitte für Schloss Oberhausen. Denn Schlösser sind in Stein gemeißelte Symbole des Unterdrückungssystems Monarchie.“

Kritiker spricht von „manipulativer Stimmungsmache“

Ein weiterer Leser, Dr. Wolfram Försterling, geht noch weiter und spricht von „manipulativer Stimmungsmache“. Die Forderung sei „bar jeden geschichtlichen Verständnisses und vor allem frei von jedweder rationalen Logik.“ Wie könne der Name des Kaisergartens „mit Blut besudelt“ sein, nur weil Kaiser Wilhelm II. den Park 1898 aus Anlass des 100. Geburtstags seines Großvaters Kaiser Wilhelm I. als „Kaisergarten“, benannt hat.

Ideologisch ausgerichtetes Geschichtsverständnis wirft auch Hans-Werner Nierhaus Oberschewen vor. Der Leser fürchtet, dass die „emotionale Entrüstung“ den nüchternen Blick auf die Fakten vernebelt. Und Herfried Zimmer hält fest: „Zwar benannte Wilhelm II. den Park, jedoch zu Ehren seines Großvaters Wilhelm I. nach dessen 100. Geburtstag. Ergo bezieht sich nach meinem Verständnis die Bezeichnung Kaisergarten auf Wilhelm I. und nicht auf Wilhelm II. Werden jetzt alle Kaiserstraßen, Kaiserplätze, Königstraßen oder Königplätze umbenannt?“ Ähnlich äußert sich auch Friedhelm Saes.

„Der polemische Ton seines Beitrages sei ihm durchaus bewusst“, heißt es im Artikel über den genannten Historiker. Schade, findet Tobias Szczepanski. „Polemisch sollte historische Arbeit nämlich nicht sein, sondern sachlich und faktenorientiert.“ Und Fakt sei, dass der 1900 eröffnete Kaisergarten bereits 1897 von den Stadtverordneten anlässlich des einhundertjährigen Geburtstages Kaiser Wilhelm I. zu seiner Ehren in „Kaisergarten“ benannt wurde (und nicht wie im Artikel genannt 1898 auf Initiative von und direkt durch Kaiser Wilhelm II.) Was Wilhelm II. nun mit dem Kaisergarten zu tun hat, außer dass er der Enkel Wilhelms I. und im Benennungsjahr amtierender Kaiser war, bleibe leider unbeantwortet. So sehen es auch die Leserbrief-Schreiber Reinhard Bassier und Werner Elsinghorst.

Der Kaisergarten Oberhausen als Identifizierungsort

„Die politisch Verantwortlichen sowie Historiker sollten nicht vergessen, dass der Kaisergarten für die Oberhausener Bürger ein Identifizierungsort der Stadt ist“, schreibt Thorsten Meinike an die Redaktion. Leser Arnold Schäfer ist 78 Jahre alt. Er schreibt: „Wir sind bereits als Kinder zum Kaisergarten gewandert, wir haben nicht darüber nachgedacht und von unseren Lehrern davon nichts gehört, wir waren immer stolz auf unseren Kaisergarten. Ein kleiner Zoo, der keinen Eintritt kostet, so ist es heute noch. Lasst die Finger von einer Namensänderung, wir lieben dieses kleine Paradies, egal wer der Namensgeber ist.“

An den „Kriegstreiber Wilhelm II.“ habe Leser Harald Voßkühler noch nie gedacht, wenn er den Kaisergarten besuche. Seine Assoziationen seien eher: Park, Tiergehege, fröhlich spielende Kinder, Schloss, Standesamt oder Kanal. „Sollte man diese Stätte der Erholung tatsächlich umbenennen wollen, wird sich das im alltäglichen Sprachgebrauch schwerlich durchsetzen.“