Oberhausen. Eine Schwangere sucht händeringend einen Corona-Impftermin für ihren Mann. Bislang vergeblich. Doch ab 6. Mai können nun Termine gebucht werden.

Die Mediziner des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf schlugen als erste Alarm: Sie behandeln – wie bundesweit andere Kliniken auch – immer mehr Schwangere auf der Intensivstation. Werdende Mütter und ihre ungeborenen Kinder gelten in der Pandemie als hoch gefährdet. Da die Corona-Impfung für sie noch nicht freigegeben ist, dürfen zwei enge Kontaktpersonen geimpft werden.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte diese Angehörigen in die zweite Priorisierungsgruppe eingestuft. In den meisten Impfzentren erhielten sie bislang aber nur Restdosen. Doch jetzt hat das NRW-Gesundheitsministerium die Terminbuchungen für Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen (jeden Grades) freigegeben. In Oberhausen hat sich der Krisenstab sogar eine zusätzliche Lösung einfallen lassen.

Susanne (die anonym bleiben möchte) ist 38 Jahre alt, in der 16. Woche schwanger und verzweifelt. Seit Tagen telefoniert sie sich die Finger wund, weil sie ihren Mann gegen Corona impfen lassen möchte. „Mir läuft die Zeit weg.“ Der Frauenarzt habe ihr das benötigte Attest für ihren Partner längst ausgestellt. Er selbst impft nicht. „Deshalb haben wir uns zuerst an den Hausarzt gewandt“, erzählt die Oberhausenerin. Doch dort sei die Warteliste unendlich lang.

Also wandte sich Susanne an die Stadt Oberhausen und erhielt zunächst per Mail nur die Auskunft: „Leider kann diesen Personen zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Impfangebot unterbreitet werden.“ Auf der Homepage der Stadt hieß es dazu noch am 5. Mai bis zum Nachmittag: „Hierzu fehlen sowohl das Impfstoffkontingent als auch die rechtliche Grundlage in Form eines Erlasses des Ministeriums für Gesundheit NRW.“

Land gibt Terminbuchungen für Impfungen von Kontaktpersonen frei

Durch einen am 5. Mai vom NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) veröffentlichten Erlass sind ab Donnerstag, 6. Mai, aber endlich auch Terminbuchungen für eine Corona-Schutzimpfung für bestimmte Personen der dritten Prioritätsgruppe möglich. Susannes großes Glück: Auch maximal zwei Kontaktpersonen von Schwangeren und von Pflegebedürftigen (egal welchen Grades) gehören jetzt ausdrücklich dazu.

Die Termine für die Impfung in einem der Impfzentren im Rheinland können über die Buchungsoptionen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein vereinbart werden - entweder telefonisch unter 0800-11611701 oder unter https://termin.corona-impfung.nrw/home.

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In Oberhausen gibt es aktuell zum Glück noch keine Schwangere, die auf einer Intensivstation behandelt werden muss, wie die Krankenhaussprecher versichern. Das Risiko für sie sei aber tatsächlich hoch. Der Berufsverband der Frauenärzte findet deutlichere Worte: „Bei den erkrankten Schwangeren zeigt sich ein Anstieg von Tot- und Frühgeburten und eine erhöhte Rate an Kaiserschnitten. Eine von 25 erkrankten Schwangeren muss intensivmedizinisch behandelt werden.“

Bislang keine Restimpfdosen für Kontaktpersonen

„Weil die Impfstoffmengen für Oberhausen so knapp sind, konnten wir diesen Kontaktpersonen bisher keine Restimpfstoffmengen anbieten“, sagt der Oberhausener Stadtsprecher Frank Helling. Doch natürlich habe dieses Thema auch den hiesigen Krisenstab sehr bewegt. Aktuell impften erst einige gynäkologische Praxen die Kontaktpersonen von Schwangeren. Da dies aber deutlich zu wenige sind, wurde für Oberhausen nun eine zusätzliche Lösung gefunden: „Seit dem 4. Mai 2021 stellt die Stadt jeder gynäkologischen Praxis durch das Impfzentrum 30 Impftermine für diesen Personenkreis zur Verfügung.“,.

Die aktuelle Lage auf den Intensivstationen

Und so ist die aktuelle Lage auf den Intensivstationen in Oberhausen: Die Intensivstation im Ameos Klinikum St. Clemens Oberhausen ist zu einem Großteil ausgelastet. Dies gilt vor allem für den speziell vorgehaltenen Covid-19-Intensivbereich.

In der Helios St. Elisabeth Klinik werden zehn Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung behandelt, zwei davon auf der Intensivstation (Stand: 4. Mai 2021). Patienten mit sehr schweren Krankheitsverläufen verlegt Helios in umliegende, spezialisierte Zentren.

Auch im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen ist die Intensivstation für Erwachsene ausgelastet. Eine kritische Belegung gibt es dort aber noch nicht. Dort werden fünf Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt (Stand: 4. Mai).

Prof. Dr. Ralf Scherer, Ärztlicher Direktor am Evangelischen Klinikum Niederrhein (Johanniter Krankenhaus Oberhausen): „Die Auslastung ist auf den Intensivstationen deutlich höher als bei der zweiten Welle und liegt nahe der Kapazitätsgrenzen. Wir erwarten noch für zwei Wochen gleichbleibende oder leicht zunehmende Zahlen, danach einen allmählichen Rückgang.“

Susanne sollte sich also dringend noch einmal an ihren Frauenarzt wenden. Oder so schnell wie möglich einfach einen Impftermin im Impfzentrum buchen. Das geht durchaus auch in einer Nachbarstadt, wie einer PDF-Datei zu den Vorgaben des Landes bei der Vorgehensweise zur Impfterminvergabe zu entnehmen ist. Darin heißt es: „Die Inanspruchnahme der Impfangebote in den Impfzentren hat unabhängig vom Wohnort der Personen zu erfolgen.“

Eine Neuregelung des Gesundheitsministeriums, die in Oberhausen aber noch nicht angekommen zu sein scheint. „Ein Angebot von Reststoffmengen an Bürger von Nachbarstädten kann im Oberhausener Impfzentrum nicht unterbreitet werden“, stellt Stadtsprecher Frank Helling fest.