Oberhausen. Knusprig frittiert, kunstvoll geschichtet, cremig gefüllt: Türkischer Nachtisch hat auch in Adem Uğurs Oberhausener Backstube viele Gewänder.
Süße Köstlichkeiten türmen sich das ganze Jahr über im Laden von Adem Uğur an der Friedrich-Karl-Straße. „Gözde“ ist nämlich nur zur Hälfte ein klassischer Imbiss mit Döner, Lahmacun und türkischer Hausmannskost. Die andere Hälfte gehört den hinter Glas frohlockenden Süßspeisen, die sich mal knusprig, mal sirupglänzend, mal bestreut mit gehackten Nüssen oder Kokosraspeln als Nachtisch anbieten. Vom Chef persönlich werden sie in der Backstube im Untergeschoss zubereitet. Im Fastenmonat Ramadan kommt er dort üblicherweise besonders ins Schwitzen, geht doch in diesen 30 Tagen gleich doppelt soviel Naschwerk über die Ladentheke. In Corona-Zeiten sieht die Lage natürlich anders aus.
Nur 500 Gramm Naschwerk in Corona-Zeiten
„Jetzt kaufen viele Kunden nur 250 oder 500 Gramm“, erzählt Ugur. Ziemlich kleine Mengen dafür, dass die zumeist türkische Klientel oft große Familien hat und besonders im Ramadan viele Besuche gemacht werden. Da dies zurzeit nicht möglich ist, leeren sich die großen silbernen Tabletts, auf denen sich etwa 3,5 Kilo Leckereien drängen, etwas langsamer. Doch die Präferenzen sind auch in diesem Jahr unverändert: „Am liebsten mögen sie Baklava“, sagt der 53-Jährige, der das vielschichtige Backwerk nicht nur in den beiden klassischen Varianten Pistazie und Walnuss anbietet, sondern auch mit Schoko und mit dem Rahmprodukt Kaymak gefüllt im Angebot hat.
Mit 14 Euro pro Kilo ist die Pistazien-Version etwas teurer als die Sorte Walnuss (11,90 Euro pro Kilo). „Ich verwende nur beste Qualität für meine Zutaten“, erklärt Adem Uğur. „Ich backe genau so, wie ich es auch gerne selbst essen würde. Ich glaube, das ist auch mein Erfolgsgeheimnis.“ Drei Mal seien die Preise für Pistazien zuletzt erhöht worden, doch er bringe es einfach nicht übers Herz, mehr Geld von seinen Kunden zu verlangen.
Cremig gefüllt, knusprig frittiert, in Sirup getränkt
Auch wenn Baklava die Königin hinter Adem Uğurs Glasvitrinen ist, so dürfen doch ihre leckeren Schwestern nicht unerwähnt bleiben. Da wäre zum Beispiel Tulumba, ein in handliche Häppchenform gespritzter Teig, der erst frittiert und dann in Sirup beinahe ertränkt wird – süßer geht’s fast nicht mehr. „Eine Süßspeise aus der Vergangenheit, wie von unseren Müttern“, schwärmt der in Istanbul geborene Uğur. Oder Kadayıf, das aus hübschen Teigfäden an Engelshaar erinnert. Auch das cremig gefüllte, knusprige Şöbiyet ist hier anzutreffen und Burma Tatlısı mit Kokos, das dem Baklava sehr ähnelt.
Seit 2011 schon betreibt der Familienvater Adem Uğur sein Geschäft in der Oberhausener Innenstadt, seine Stammkundschaft sei ihm seitdem ans Herz gewachsen. „Wie eine Familie“, sagt er, der ja auch viele Stunden im Laden und in der Backstube darunter verbringt. Eine Sache, erzählt er lachend, habe sich im Laufe der Jahre doch sehr zu seiner Freude verändert. „Die deutschen Kunden können die Namen der Gerichte und Süßspeisen inzwischen richtig gut aussprechen.“