Oberhausen. Wer gegen Corona mit Astrazeneca geimpft wird, klagt offenbar häufiger über Kopfschmerzen – und lässt sich vorsichtshalber intensiv untersuchen.

Die Diskussionen um die Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs Astrazeneca zeigen Folgen: Geimpfte Bürger tauchen bei Kopfschmerzen nach der Impfung vorsichtshalber in Arztpraxen und Krankenhäuser auf, um die Symptome abzuklären. Das geben Krankenhäuser, Mediziner und Röntgen-Praxen auf Nachfrage der Redaktion an.

In extrem seltenen Fällen war es in den ersten Monaten der Impfvergabe mit Astrazeneca zu gefährlichen Hirnblutungen (Sinusvenenthrombosen) bei jüngeren Menschen gekommen. Deshalb wird dieser Impfstoff in der Regel für unter 60-Jährige nicht mehr verwendet. Das Paul-Ehrlich-Institut hatte Impflingen geraten, die mehr als vier Tage nach der Impfung immer noch starke und anhaltende Kopfschmerzen haben, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben.

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Treten Kopfschmerzen auf, beobachten Mediziner im gesamten Ruhrgebiet, darunter auch in Oberhausen, dass sich Astrazeneca-Impflinge nach den heftigen Diskussionen um den Impfstoff lieber sofort medizinischen Rat holen. Die Notaufnahmen der Oberhausener Krankenhäuser melden vermehrt Patienten mit Kopfschmerz-Symptomen. „Das sind keine Massen, aber wir haben vereinzelt mehr Kopfschmerzfälle“, berichtet Ameos-Sprecherin Annette Kary vom Sterkrader St. Clemens-Hospital.

Starker Effekt beim Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen

Das Evangelische Krankenhaus (EKO) an der Virchowstraße in Oberhausen spürt den Effekt viel stärker. „Nachdem das Thema Sinusvenenthrombosen durch Astrazeneca aufkam, hatten wir etwa 15 Personen pro Woche, die wegen Kopfschmerzen und anderer diffuser Beschwerden nach der Impfung zu uns kamen“, führt eine EKO-Sprecherin an. Seit dem Impfstopp für unter 60-Jährige sei dieser Trend aber abgeflaut. „Wir verzeichnen aktuell drei bis vier dieser Patienten pro Woche und rechnen auch damit, dass es jetzt nach und nach noch weniger werden.“ Bisher habe sich zum Glück bei keinem der Astrazeneca-Impflingen der üble Verdacht bestätigt, dass die Kopfschmerzen durch eine Hirnvenenthrombose ausgelöst worden sind.

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Die Fälle, die sich vorsichtshalber ihre Kopfschmerzen intensiv untersuchen lassen wollen, landen häufig bei den Röntgenärzten des „Radiologie Institut Oberhausen“. Diese werden von überweisenden Praxis-Ärzten darum gebeten, eine Computer-Tomographie (CT) durchzuführen, um mögliche Thrombosen im Kopf aufzuspüren. „Vor der Astrazeneca-Debatte hatten wir eine CT-Untersuchung auf Sinusvenenthrombose in sechs Monaten; jetzt sind es bei uns hier drei bis fünf je Woche – und an all unseren Standorten in Oberhausen ein gutes Dutzend wöchentlich“, beobachtet Rüstem Eryalcin, Facharzt für Radiologie am Rio.

Astrazeneca bleibt auch für Jüngere erlaubt

Die Gesundheitsministerkonferenz hat am 30. März 2021 beschlossen, der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu folgen. Danach soll der Astrazeneca-Impfstoff vor allem für Personen zum Einsatz kommen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Jüngere können nur mit Astrazenica geimpft werden, wenn sie sich mit dem impfenden Arzt und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung dafür entscheiden.

Bis Ende März 2021 wurden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit Astrazeneca gemeldet. In 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Bis Ende März wurden 2,38 Millionen Erstdosen mit Astrazeneca verimpft.

Ob tatsächlich Kopfschmerzen durch Hirnveränderungen dieser Art hervorgerufen werden, lasse sich nur durch solch eine CT-Untersuchung herausfinden, gibt der Mediziner an. Leichtfertig sollte man diese Diagnosemethode aber nicht anwenden. „Das ist immer mit Strahlendosen verbunden, aber die Strahlung ist wesentlich geringer als früher mit der alten Technik.“

Trotz der gehäuften Untersuchungen nach den Astrazeneca-Diskussionen haben die Oberhausener Rio-Röntgenärzte bisher keinen einzigen Fall ihrer geimpften Kopfschmerz-Patienten vorgefunden, bei dem tatsächlich eine Hirnvenenthrombose aufgetaucht ist.