Oberhausen. Eine Oberhausenerin ist verzweifelt. Ihre Tochter hat Trisomie 21, erhält aber keine Corona-Impfung – weil sich niemand für sie zuständig fühlt.
Andrea Schick ist mit den Nerven am Ende. Sie hat versucht, für ihre Tochter einen der zusätzlichen Impftermine für Menschen mit besonderen Vorerkrankungen zu bekommen. Denn die Tochter hat Trisomie 21 und gehört damit in die zweite Priorisierungsgruppe, die aktuell geimpft wird. Andrea Schick telefonierte sich bereits die Finger wund, mit dem Gesundheitsamt, der Stadt und auch ihrem eigenen Hausarzt. Ohne Erfolg. Jetzt fragt sie entnervt: „Wie kann das sein?“
Ihre 20-jährige Tochter ist ohne Beschäftigung und lebt Zuhause. „Deshalb wurde sie auch nicht durch die Impfteams in den speziellen Einrichtungen wie Werkstätten oder Wohnstätten geimpft“, erzählt die Mutter. Der Hausarzt der Tochter sei noch der Kinderarzt. „Da dies bei jungen Menschen mit Behinderungen bis zum 25. Lebensjahr möglich ist.“ Als Kinderarzt werde er bei der Vergabe der Impfdosen zurzeit aber gar nicht berücksichtigt.
Der Kinderarzt hat bislang keine Impfdosen erhalten
„Wie soll meine Tochter denn jetzt an einen Impftermin kommen?“, fragt die Mutter nun verzweifelt. Für eine Anmeldung über die Kassenärztliche Vereinigung sei sie zu jung. „An das Gesundheitsamt oder die Stadt sollen wir uns auch nicht wenden, dort hieß es nur, wir sollen auf eine Information von ihrem Hausarzt über ihren Impftermin warten.“ Andrea Schick sagt entnervt: „Die jungen Erwachsenen mit speziellen Vorerkrankungen und Behinderungen, die weiterhin vom Kinderarzt betreut werden und noch zu Hause leben, fallen zurzeit durch alle Raster.“
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Sven Ludwig, Sprecher der für Oberhausen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, sagt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Es ist richtig, dass Menschen mit Vorerkrankungen bzw. Trisomie 21 auch bei ihrem Arzt geimpft werden können – sie stehen dort eigentlich sogar oben auf der Priorisierungsliste.“ Tatsächlich würden die Kinderärzte bislang aber noch nicht in diesen Prozess eingebunden. Andrea Schick und ihre Tochter müssten sich deshalb noch etwas gedulden. „Da zuerst vorrangig Hausärzte in den Impfprozess einbezogen worden sind.“ Aber etwas Hoffnung kann er der Familie dann doch machen: „Im Laufe des April sollen auch alle weiteren Facharztgruppen Corona-Impfstoff bestellen können.“ Dann sollte der Kinderarzt ebenfalls impfen können, meint Ludwig.