Oberhausen. Seit über einem Jahr unterstützen Soldaten der Bundeswehr die Stadt Oberhausen in der Corona-Pandemie. Ein Blick hinter die Kulissen.

Seit über einem Jahr unterstützt die Bundeswehr die Stadt Oberhausen in der Corona-Pandemie – eine einmalige Situation. Nachdem die Truppe in den ersten Wochen nur beratend tätig war, sind seit Ende Oktober Soldatinnen und Soldaten in Oberhausen stationiert, die dem Gesundheitsamt bei der Kontaktverfolgung helfen. Auch im Bereich der Schnelltestungen haben Stadt und Bundeswehr mittlerweile mehrere Soldaten in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt.

„Eine so lang andauernde Amtshilfe hat es bisher nicht gegeben“, erklärt Oberstleutnant Stefan Heydt aus Düsseldorf. Alle drei Wochen muss ein neuer Hilfsantrag von der Kommune gestellt werden, konstant wird der Bedarf an Soldaten vor Ort neu bewertet und angepasst. Da die Zahlen im April erneut bedrohlich angestiegen sind, wurde die Zahl der stationierten Soldaten seit kurzem wieder auf 25 erhöht, nachdem sie im März auf 15 reduziert worden waren. Dazu kommen weitere fünf Kräfte, die Schnelltests in den Pflegehäusern Abendfrieden, Gottesdank und Marienburg für Besucher und Mitarbeiter durchführen.

Soldaten der Bundeswehr arbeiten mit der städtischen Verwaltung zusammen

Soldat Kajo Gimpel testet Mitarbeiter und Bewohner im Seniorenheim
Soldat Kajo Gimpel testet Mitarbeiter und Bewohner im Seniorenheim "Haus Abendfrieden". Aber auch die Soldaten selbst müssen ran – hier wird Reservist Holger Ingendoh getestet. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Die Soldaten, die in der Kontaktverfolgung eingesetzt sind, sind im ehemaligen Gebäude der Gerichtshilfe an der Danziger Straße und im Zinkweiß-Gebäude untergebracht. Seit Oktober ist das Aufklärungsbataillon 7 aus Ahlen in Oberhausen stationiert, seit April sind noch Kollegen der Luftwaffe hinzugekommen. „In der Amtshilfe arbeiten Kräfte aus allen Bereichen der Bundeswehr, alle packen mit an“, erläutert Holger Ingendoh, der als Reservist in Oberhausen lebt. Er ist Teil des städtischen Krisenstabs und zeitgleich Bindeglied zwischen Oberhausen und der Bundeswehr in Düsseldorf.

Angelernt werden die Soldaten von Mitarbeitern des Gesundheitsamts. „Die Stadt hat immer die Oberhand, wir sind lediglich zur Hilfe da“, stellt Ingendoh klar. „Deshalb arbeiten alle Kräfte hier Hand in Hand zusammen. Am Telefon wird niemand merken, ob er mit einem Soldaten oder einem Mitarbeiter der Verwaltung spricht.“ Etwa zwei Tage dauert die Einarbeitung in die Online-Systeme der Stadt. Bei den Testungen geht es noch schneller: In Oberhausen lernt das Deutsche Rote Kreuz die Soldaten an, Schnelltests in Nase und Rachen durchzuführen und auszuwerten. Das dauert nach Aussage der Kräfte nur einen Vormittag.

Wertschätzung der Oberhausener Bürger für die Leistung der Bundeswehr

Die Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen

Anfang April waren in ganz NRW insgesamt 1800 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe eingeteilt. Rund die Hälfte davon arbeiten in Gesundheitsämtern und unterstützen die Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten. Über 600 helfen bei der Durchführung von Schnelltests.„Außerdem helfen Soldaten in 16 kommunalen Impfzentren, in Köln führt die Bundeswehr sogar ein eigenes“, erklärt Oberstleutnant Stefan Heydt. 745 Hilfsanträge der Städte sind seit letztem Jahr bei der Bundeswehr in Düsseldorf eingegangen. In ganz Deutschland sind 25.000 Kräfte im Corona-Einsatz.

„Am Anfang ist einem gar nicht bewusst, wie glücklich man die Menschen macht“, sagt Soldat Marc Güse, der mit zwei Kollegen im Haus Abendfrieden testet und Menschen so den Besuch bei den Einwohnern ermöglicht. „Es ist eine ganz andere Arbeit, als wir sie kennen.“ Normalerweise arbeitet er im Panzergrenadierbataillon 212 in Augustdorf. „Wir achten darauf, empathisch auf die Menschen zuzugehen. Hier herrscht natürlich eine andere Umgangssprache als beim Bund.“

Untergebracht werden die Soldaten, die aus ganz Deutschland kommen, im Ana Hotel in der Innenstadt, das Catering übernimmt der bekannte Koch Stefan Opgen-Rhein. „Unsere Kräfte fühlen sich in Oberhausen wohl“, sagt Holger Ingendoh. „Auch von den Bürgern bekommen die Soldaten viel Wertschätzung, obwohl sie den Anblick von Uniformierten in der Stadt nicht gewohnt sind. Die Hilfe wird anerkannt.“