Oberhausen. Der Fall einer Schwangeren, die in der Oberhausener City nirgends zur Toilette durfte, hat die Gemüter erhitzt. Auch Kinder wurden abgewiesen.

Eine im achten Monat schwangere Oberhausenerin war gerade auf der Marktstraße unterwegs, als sich ihre Blase meldete. Doch ihre Bitte, kurz die Toilette benutzen zu dürfen, hatten Geschäfte, Bank und Hotel an die sie sich gewandt hatte, abgelehnt. Ein öffentliches WC aber gibt es in der City nicht. Unser Bericht über diesen Fall hat inzwischen in Oberhausen nachhaltig die Gemüter erhitzt.

Leserin Mila La etwa erzählt auf unserer Facebookseite, dass auch sie mit ihrem dreijährigen Kind bereits eine ähnliche Situation habe erleben müssen. „Auch kleine Kinder dürfen so gut wie nirgends auf die Toilette, da fasst man sich wirklich nur noch an den Kopf.“ Annika Schmitz, Mutter eines vierjährigen Sohnes, gibt dazu folgenden Tipp: „In den Apotheken und bei kleinen Einzelhändlern sind sie meist sehr kinderfreundlich.“ Und das gelte zum Glück auch während der Corona-Krise.

Oberhausener SPD schaltete sich ein

Auch die Oberhausener SPD hatte auf den Bericht dieser Redaktion über die Schwangere in Not reagiert, um auf ihre jahrelangen Forderungen nach einer besseren Versorgung mit öffentlichen Toiletten in der Stadt hinzuweisen. „Bei allem Verständnis für strengere, Corona-bedingte Hygieneregeln kann es nicht sein, dass eine schwangere Frau von Tür zu Tür laufen und regelrecht betteln muss, auf die Toilette zu dürfen“, erklärte der Sozialpolitiker Ercan Telli.

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Anette Friedhoff kann der SPD in diesem Punkt nur zustimmen. Sie betont: „Es reicht nicht, Innenstädte und Vororte krampfhaft aufhübschen zu wollen.“ Öffentliche Toiletten gehörten auch zu einem einladenden Umfeld. „Aus Großbritannien weiß ich, wie angenehm so etwas ist.“ Egal ob klitzekleines Dorf oder Großstadt, überall finde man dort ein sauberes WC und das auch noch meistens kostenlos. Auf der britischen Insel Jersey sogar alle 500 Meter an der kilometerlangen Promenade, „ebenfalls sauber und kostenlos“. Selbst auf den norwegischen Lofoten habe sie mitten in der Einöde ein WC gefunden. „Also bitte nicht nur darüber nachdenken – machen!“

Barrierefreie Toiletten in der Stadt kaum zu finden

Leserin Conny Fu sieht aber durchaus auch die SPD in diesem Punkt in der Verantwortung: „Was jahrelang kaputt gespart und vernachlässigt wurde“, könne der Oberbürgermeister eben auch nicht so schnell wieder herrichten. Zum Hintergrund: In Oberhausen hatten die Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl 2015 erst nach fast 60 Jahren den Oberbürgermeister-Posten an die CDU (Daniel Schranz) verloren.

Keine Anweisung des Ordnungsamtes

In der Innenstadt fehlen öffentliche Toiletten. Darauf machen Leser auf unserer Facebook-Seite aufmerksam. Immerhin gebe es Notlösungen wie etwa die Toiletten am Hauptbahnhof.

Ein Oberhausener Gastronom sagt, dass Geschäfte und Lokale in der Innenstadt nach einer Anweisung des städtischen Ordnungsamtes keine Besucher auf die Toiletten lassen dürften. Hintergrund seien die Corona-Hygieneregeln. Stadtsprecher Frank Helling betont allerdings: „Eine solche Anweisung hat es seitens der Ordnungsbehörde der Stadt nicht gegeben.“

Das bloße Aufstellen von öffentlichen Toiletten reiche nicht, sie müssten auch gereinigt werden und genau daran hapere es oft, meint Andrea Mertens. Sie sieht hier allerdings vor allem die Nutzer in der Pflicht: „Wenn man manche Toiletten sieht, wie diese hinterlassen werden, kann man sich nur fremdschämen und sich fragen, wie die wohl zu Hause aussehen.“

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Und Julia Philo Sophia weist auf Facebook auf ein noch ganz anderes Problem hin: Als Rollstuhlfahrerin habe sie selbst vor der Corona-Krise oft genug vor genau diesem Problem gestanden. „Kann ja jeder mal gerne Ausschau nach einer barrierefreien Toilette in Restaurants, Bars und Parks halten.“

Als Notlösung für alle Betroffenen weist Halid Mahalbasic auf die für einen Euro öffentlich nutzbaren Bahnhofstoiletten hin.