OBERHAUSEN. . Bürgerdialog im Bertha-von-Suttner-Gymnasium zeigte Gegensätze auf. Rück-Planer streben hohe Verdichtung an. Bürger fordern mehr Wohnqualität.
„Das Schladviertel lebt. Das hat mich riesig gefreut. Diese Veranstaltung macht Mut“, bilanzierte der evangelische Pfarrer Helmut Müller den Bürgerdialog zur künftigen Bebauung des Rück-Geländes am Samstagnachmittag. Das Projekt scheint viele Menschen zu beschäftigen. Noch am späten Nachmittag folgten über 100 Personen den Diskussionen in der Aula des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Die Bürgerinitiative „Rettet die Villa Rück“ (BI) und die Stadt hatten dazu eingeladen.
Dort wurden zunächst die von Planern bislang angestellten Überlegungen vorgestellt. Sie haben bereits im Vorfeld für Zündstoff gesorgt. Bis zu 290 neue Wohnungen in bis zu siebengeschossigen Häusern sind da vorgesehen, im Schnitt eine viergeschossige Bebauung. Die drei Varianten unterscheiden sich dadurch, ob die Villa Rück erhalten bleibt oder nicht, ansonsten in der Anordnung der Häuser und der Freiflächen. Aber allen ist gemeinsam, dass zwei Drittel der Fläche wieder bebaut werden sollen.
Sorge vor zweiter „City West“
An mehreren Dutzend Stellwänden wurden dann in Arbeitsgruppen Anregungen und Bedenken der Bürger gesammelt. „Die Bebauung zur Image-Steigerung Oberhausens nutzen“, war da zu lesen. Oder „kleine und große Wohneinheiten planen“. Aber auch: „Mehrfamilienhäuser statt Blockbau“. Ferner: „Dachbegrünungen“. Und: „Schaffung von ausreichend Plätzen in Kitas“. Schließlich: „Sportmöglichkeiten fehlen“. Hunderte solcher Punkte wurden gesammelt, müssen jetzt ausgewertet werden. Was den Erhalt der sanierungsbedürftigen Villa Rück angeht, gab es auch Gegenstimmen.
Dabei war früh klar: Die geplante Dichte der Bebauung wird von den Bürgern abgelehnt. Noch vor der Schlussrunde prallten die Gegensätze aufeinander. „Das Schladviertel soll ein Mittelschichtviertel bleiben“, erklärte ein Vertreter der BI. Einer der von XXXL beauftragten Planer hielt dagegen, es gebe auch funktionierende verdichtete Wohnquartiere. Als Beispiel nannte er Düsseldorf. Das quittierten viele Bürger mit Kopfschütteln. Sie befürchteten mehr eine zweite City-West, die Hochhaus-Siedlung an der Bebelstraße. Der Planer fuhr fort: „Je dichter eine Stadt, desto ökologischer ist sie. Das unökologischste ist das frei stehende Einfamilienhaus. Und seniorengerechte Aufzüge sind bei zweigeschossigen Gebäuden nicht bezahlbar.“
Schließlich wurden Zweifel laut, ob die Stadt dem Druck des österreichischen Möbelkonzerns, der in Oberhausen rigoros Arbeitsplätze abgebaut hat, widerstehen kann. Stadtplaner Thomas Perian beteuerte: „Wir machen genau das, was Sie wollen.“ Beigeordnete Sabine Lauxen blieb zurückhaltender: „Wir werden es auswerten und dann sagen, wie es aus unserer Sicht weitergeht.“
>>> UMZUG KLAPPT NUR BEI EINIGUNG ÜBER RÜCK-GELÄNDE
Die Stadt Oberhausen hat den vom österreichischen Möbelkonzern XXXL geplanten Umzug auf das Stahlwerksgelände am Brammenring an ein Junktim, eine Wenn-dann-Bestimmung, geknüpft.
Die Bebauung auf dem Stahlwerksgelände wird danach erst möglich, wenn auch eine anderweite Nutzung des Rück-Geländes im Schladviertel gesichert ist. XXXL kann das Gelände also nicht brachfallen lassen.