Oberhausen. Am Mittwoch starteten die Schnelltests an den Oberhausener Schulen. Doch es gibt auch Widerspruch. Wie die Tests im Klassenraum ablaufen.
An diesem Mittwochmorgen teilt Lehrerin Nadine Heinrich keine Englischarbeiten an die 8c aus. Stattdessen bekommen die Schüler Stäbchen, Lösungsbehälter plus Deckel und einen Teststreifen auf den Tisch gelegt. „Habt ihr euch das Video vom Ministerium angesehen?“, fragt Kollegin Carolin Berenwinkel – während die fünf Schülerinnen und Schüler noch etwas misstrauisch auf das Corona-Schnelltest-Besteck vor sich blicken. Alle haben das Video nicht gesehen. „Kein Problem, wir machen das mit euch zusammen.“
Seit Mittwoch, 24. März, wird am Elsa-Brändström-Gymnasium getestet. Die Schüler müssen in Eigenregie eine Probe aus ihrer Nase entnehmen (vier Mal an der Naseninnenwand entlangstreichen), diese in eine Lösung tauchen (zehn Mal herumdrehen) und die Flüssigkeit dann auf den Teststreifen träufeln (vier Tropfen). Die beiden Lehrkräfte erklären den Schülern das Vorgehen ganz genau, zwischendurch mit einem kurzen Seitenblick auf die Gebrauchsanweisung, die auf dem Pult liegt. Lehrerin Nadine Heinrich macht mit, die Schüler können sich orientieren. Masken ab, Stäbchen rein, Lösung auf den Streifen. Und dann: 15 Minuten warten.
Schnelltests für Schüler kamen später als erwartet in den Schulen an
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Noch vor den Osterferien soll allen Schülern in NRW die Möglichkeit gegeben werden, in der Schule einen Schnelltest zu machen. Das ist für alle Beteiligten befremdlich – und eine organisatorische Mammutaufgabe. Bereits Tage zuvor hätten die Tests da sein sollen, sie kamen allerdings erst am Dienstag an. Die bestehenden A- und B-Gruppen für den Wechselunterricht mussten erneut geteilt werden, um die Gruppen so klein wie möglich zu halten.
Für Diskussionsstoff hatte der Erlass der Landesregierung da schon längst gesorgt. „Es gab Widerstand aus dem Kollegium“, bestätigt Schulleiterin Alice Bienk. Nachdem die Sorgen für eine erhöhte Ansteckung grob genommen werden konnten und feststand, dass die Lehrer den Test nicht selbst an den Schülern durchführen müssen, folgte Akzeptanz. „Im Endeffekt ist es eine Dienstanweisung und der folgen wir.“
Die Sorge der Lehrer ist nicht unbegründet. Alles an Schutzausrüstung, die das Land stellt, sind FFP2-Masken. Alice Bienk hat noch Handschuhe besorgt. „Aber eine Schutzausrüstung, wie sie in den Testzentren getragen wird, haben wir nicht“, gibt Kollegin Carolin Berenwinkel zu bedenken.
„Ich fände es besser, wenn das ein Arzt machen würde“
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Nach dem Abstrich schaut Schüler Diren gespannt auf seinen Teststreifen. „Ich hatte ehrlich gesagt etwas Angst, ob der Test unangenehm wird, aber es war in Ordnung“, erzählt er. Die Schüler bekommen besonders breite Stäbchen und müssen nur circa zwei Zentimeter tief in die Nase. „Ich fühle mich durch den Test etwas sicherer, aber ich fände es besser, wenn das ein Arzt machen würde“, sagt der 14-Jährige. Mitschülerin Christina ist froh, überhaupt wieder in die Schule zu gehen. „Wenn Tests dafür sorgen, dass wir wieder dauerhaft in die Schule können, ist es das wert.“
Von einigen Eltern und Schülern hat es aber auch Widerspruch gegeben. Da der Schnelltest freiwillig ist, machen auch nicht alle mit. In der Oberstufe sind es von 300 Schülern knapp 60, die den Test verweigert haben. „Die Schüler schreiben in dieser Woche ihre Klausuren“, meint Carolin Berenwinkel. „Da möchten sie verständlicherweise nicht kurz vorher in Quarantäne müssen. So ein Schnelltest direkt vor einer Klausur macht die Jugendlichen natürlich auch nervös. Die Schüler haben aber die Möglichkeit, sich nach ihrer Klausur testen zu lassen.“
Positive Schüler müssen sofort nach Hause
Stadt bietet mehr Test-Möglichkeiten für Schüler an
Die Stadt möchte die Schulen entlasten und gibt den Schülern die Möglichkeit, sich mehrfach pro Woche in einem der beiden Schnelltest-Zentren am Centro testen zu lassen – und zwar kostenlos. Dies soll mehr Sicherheit bieten.
„Ich hoffe, dass sich das etabliert“, sagt Schulleiterin Alice Bienk. „Das würde uns entlasten und die Testungen aus den Klassenzimmern holen.“ Im besten Fall erfolgt der Test am Nachmittag oder am frühen Abend vor dem nächsten Schultag.
Denn: Wessen Test positiv ausfällt, wird sofort aus dem Klassenverband genommen und muss von den Eltern abgeholt werden. „Wir geben die Ergebnisse nicht ans Gesundheitsamt weiter, ein positiver Schüler darf aber erst wieder in die Schule, wenn er einen negativen PCR-Test vorlegen kann“, erklärt Berenwinkel.
Bedingt durch den Wechselunterricht werden am Mittwoch und Donnerstag jeweils die Hälfte aller Schüler getestet. Nach zwei Stunden steht fest: Von 400 Schülern wurden gerade einmal zwei positiv getestet. Auch die fünf Schüler der 8c sind allesamt negativ. Schülerin Christina macht noch schnell ein Beweisfoto vom negativen Ergebnis, dann werden alle Tests in einer Sondermülltüte gesammelt und entsorgt. Der schwierigste Teil des Tages folgt schließlich noch: fast normaler Schulunterricht.