Oberhausen. Wie hat sich die Kriminalität in Oberhausen im Jahr 2020 entwickelt? Polizeipräsident Alexander Dierselhuis und sein Team stellen die Zahlen vor.

Das Corona-Krisenjahr 2020 hat keineswegs dazu geführt, dass die Polizei Oberhausen vor lauter Lockdowns des öffentlichen Lebens arbeitslos geworden ist. Im Gegenteil: Die Gesamtzahl der Straftaten hat im Vergleich zum Jahr 2019 sogar leicht um 499 auf 15.552 Fälle zugenommen.

Polizeipräsident Alexander Dierselhuis und sein Team ziehen gleichwohl eine positive Bilanz und sprechen von einer „Gesamtkriminalität auf weiterhin niedrigem Niveau“, denn: Im Zehnjahresvergleich zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung: Im Jahr 2012 lag die Zahl der Straftaten in Oberhausen noch bei 20.557. Die Aufklärungsquote über alle Deliktbereiche hinweg beträgt im Jahr 2020 rund 58 Prozent und ist damit aus Sicht der Polizei „weiterhin hoch“.

Wie sieht es nach den Zahlen der Polizei um die viel diskutierten Gewaltdelikte in Oberhausen aus? Delikte wie Mord, Totschlag oder Raub werden in der Statistik unter dem Stichwort „Gewaltkriminalität“ zusammengefasst. Im Jahr 2020 ist die Anzahl der entsprechenden, bekanntgewordenen Straftaten die niedrigste der letzten zehn Jahre. Lag die Zahl dieser Straftaten im Jahr 2011 bei 668, sind es im Jahr 2020 laut Polizei noch 518, was im Vergleich zum Vorjahr 2019 ein Minus von 29 Straftaten bedeutet. Die Aufklärungsquote ist im Vergleich im Vergleich zum Vorjahr auf 78,6 Prozent gestiegen.

Weniger Straßenraub

Beim Straßenraub, der immer wieder für viel beachtete Schlagzeilen in Oberhausen sorgt, sind die Deliktzahlen im Zehnjahresvergleich ebenfalls deutlich gesunken. 2020 gibt es 52 Fälle, der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote ist hier allerdings eher mager und beläuft sich auf 38,5 Prozent. Von 32 Verdächtigen sind 18 nichtdeutscher Herkunft, so die Polizei.

Auffällig in der umfangreichen Jahresstatistik ist der deutliche Anstieg in einem ganz anders gelagerten Deliktbereich: Die Zahl der Fälle von Computerkriminalität fällt im Vergleich zu 2019 mehr als doppelt so hoch aus und steigt von 75 auf 159 Fälle in Oberhausen an. Hier zeigt sich die wachsende Bedeutung des Internets für kriminelle Machenschaften und Betrügereien.

Mehr Wohnungseinbrüche

Noch ein Delikt steht stets im Blickfeld der öffentlichen Debatte: die Einbrüche in Wohnungen und Geschäfte. Die Zahl der durch die Kripo abgeschlossenen Fälle im Bereich des Wohnungseinbruchs ist im Jahr 2020 um 105 auf 440 Fälle angewachsen. Das ist ein Anstieg um rund 31 Prozent. 50 Tatverdächtige wurden ermittelt, darunter 20 Verdächtige nichtdeutscher Herkunft. Die Aufklärungsquote beträgt nur 13 Prozent.

Bei den Geschäftseinbrüchen ist die Zahl auf 63 Fälle gesunken (minus 17 Einbrüche), nachdem sie im Jahr 2019 noch leicht gestiegen war. Die Aufklärungsquote hat sich hier auf 36,5 Prozent erhöht.

Neuer Direktionsleiter Christian Voßkühler

Am Montag veröffentliche Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gemeinsam mit Direktionsleiter Christian Voßkühler die Kriminalitätszahlen für das Jahr 2020. Voßkühler ist in dieser Position Nachfolger von Peter Mosch.

Wegen der Corona-Pandemie wurde auf die klassische Pressekonferenz mit Fototermin verzichtet.

Wie steht es um die Jugendkriminalität? Im Jahr 2020 sind 1553 der insgesamt ermittelten 7130 Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt. Das ist laut Polizei der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre. Gleichwohl bestehe „immer Handlungsbedarf“. Das neue „Haus des Jugendrechts“ sorgt seit September 2020 in Oberhausen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Stadt, Staatsanwaltschaft und Polizei. So sollen strafrechtliche Verfahren gegen jugendliche und heranwachsende Täter beschleunigt werden.