Oberhausen. Miriam Ibrahim, die neue Dramaturgin am Theater, erweitert das „Mini-Festival“ zu einer Reihe aus Talks, Videos und Workshops fürs ganze Jahr.
Seit 1921 wird der Internationale Frauentag am 8. März gefeiert, nachdem Frauen schon seit den ersten Tagen des 20. Jahrhunderts vehement für ihr Wahlrecht gestritten hatten. Ausgerechnet zum 100. dieses festlich-aufrührerischen Tages gibt es weder Demos noch Menschenketten, hat das Theater Oberhausen sein immerhin drei Jahre lang gepflegtes Mini-Festival umbauen müssen in größtenteils digitale Formate.
„Immer und immer wieder waren wir gezwungen, die Planungen zu verändern“, sagt Miriam Ibrahim. Die Neue im Team der Dramaturginnen hatte schon die Premiere von „Mermaids“, ihrer ersten Arbeit in Oberhausen, absagen müssen. Auch für das Festival rund um den 8. März, so die 40-Jährige, „haben wir viermal neu disponiert“. Denn das „Mini“ wollte das Theater bei der nun vierten Auflage des Festivals selbstbewusst streichen – und stolz 28 Programmpunkte auffahren. „Das ist schon ein Kraftakt.“
Das nun digitale Programm ist fast komplett geblieben – und eine eigene Webseite feministische-reihe-oberhausen.com gibt’s obendrein. Das seit Jahr und Tag kaum veränderte Web-Portal des Theaters schien Miriam Ibrahim für dieses feministische Füllhorn zu unhandlich. „Wir haben uns Anfang Januar dazu entschlossen, das Festival in eine Reihe umzuformen.“ Die Dramaturgin nennt’s „eigentlich ein Geschenk, weil der feministische Gedanke so verzahnt wird mit der gesamten Spielzeit“. Oder mit dem, was in dieser Spielzeit noch möglich sein wird.
Publikum kann per Video-Link dabei sein
Für jene Bühnen-Ereignisse, die sich nun partout nicht auf den Bildschirm zwingen lassen, hoffen die Festival-Macherinnen auf das spätere Jahr 2021. Ein Beispiel für die neuen, hybriden Angebote ist die exklusive Vorpremiere von „Der Ursprung der Liebe“ nach der Graphic Novel von Liv Strömquist: Ronja Oppelt und Lise Wolle spielen „live“ auf der Bühne – ihr Publikum kann per Video-Link dabei sein.
Mit fast allem, was Theater ausmacht, nun ins Digitale zu gehen, nennt Miriam Ibrahim „eine unsichtbare Monsterarbeit“: Sie verlange eine spezielle Expertise, die sich das Team schnellstmöglich ‘draufschaffen musste – mit der zusätzlichen Hürde, sich meist nur per Videokonferenz sehen zu können.
Das erstaunlichste Kunststück unter diesen Umständen war wohl die kontaktfreie Kreation des Musikvideos „Princesses“ mit vielen online beteiligten Oberhausenerinnen und einem Song aus eigener Sound-Werkstatt. Dessen Premiere eröffnet am Samstag, 6. März, das Auftaktwochenende der „Feministischen Reihe“. Zoom-Talks am Nachmittag und Abend widmen sich den Themen „Elternschaft und Arbeit“ sowie „Feminismus und Religion“, an dem sich auch die Oberhausener Rabbinerin Natalia Verzhbovska der liberalen jüdischen Gemeinde beteiligt. Zum Online-Potpourri des Samstags zählen „on demand“ Lektüre-Tipps, ein kritisches Kunstheft und die Video-Aktion „Meine Heldin“ mit Beiträgen möglichst vieler Oberhausenerinnen.
„Black Feminism“ lautet das Motto des Sonntags, 7. März, für die Deutsch-Äthiopierin und Dramaturgin ein besonderes Anliegen. Shari Asha Crosson (die Autorin und Regisseurin von „Mermaids“) zeigt mit dem Video-Manifest „The Panthress“ ihre Antwort auf Rilkes berühmtes Gedicht vom „Panther im Jardin des Plantes, Paris“. Miriam Ibrahim selbst moderiert einen Live-Talk fürs Zoom-Publikum zum Schwarzen Feminismus.
Tarik Tesfus frohe Botschaft: „Genderlove!“
Einen besonderen Sonntags-Coup verspricht die Video-Performance von Tarik Tesfu, einst in Wien Student von Gender Studies. Seit fünf Jahren „hüpft er als Gender-Messias durchs Netz“, so seine Selbstbeschreibung. Auf dem YouTube-Kanal „Tariks Genderkrise“ predigt er mit Witz und Ironie die Botschaft „Genderlove!“. Der Instagram-Star „spricht für uns zur Männerwelt“, erklärt Miriam Ibrahim.
Last, not least, liefert der eigentliche Weltfrauentag am Montag, 8. März, den abendlichen Workshop-Zoom mit dem vielversprechenden Titel „Choosing Wellness – Wohlbefinden als Widerstand“. Wer wollte da widerstehen?
Ein großer Teil der „Feministischen Reihe“ ist kostenlos zugänglich oder nach einer Ticket-Spende, deren Höhe das Publikum selbst bestimmen kann. Gebühren kosten die Workshops für kleinere Teilnehmerkreise. Detailliert informiert feministische-reihe-oberhausen.com