Oberhausen. Pleiten, Pech und Pannen: Weshalb der Neubau am Louise-Schroeder-Heim in Oberhausen bis heute nicht fertig ist – und mehr kostet als geplant.

80 pflegebedürftige Oberhausener sollten bereits Mitte 2019 in ein neues Gebäude des Louise-Schroeder-Heims einziehen. Betreiber ist die Stadttochter „Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen“ (ASO). Der Fahrplan für den Ersatzbau für das marode Haus 3 in Osterfeld war straff. Vielleicht zu straff? Die Baukosten kletterten inzwischen zwar erneut in die Höhe, von Einzug aber kann bis heute keine Rede sein.

So sah die erste Planung aus: Bis Mitte 2019 sollte an der Siepenstraße für rund acht Millionen Euro ein dreistöckiges Gebäude mit drei Flügeln entstehen. In zwei der drei Flügel sollten jeweils drei Wohngruppen untergebracht werden – pro Etage eine. Im Erdgeschoss des dritten Flügels sollte es auch ein Café geben. Das alte Haus 3 sollte nach dem Auszug der Bewohner abgerissen werden.

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Mit einem Blick auf das Gelände aber wird schnell klar: Haus 3 ist bis heute nicht abgerissen. ASO-Betriebsleiter Matthias Frerix erklärt: „Es wird gerade eine Machbarkeitsstudie erstellt, die die Möglichkeiten einer Folgenutzung aufzeigen soll.“ Die Ergebnisse würden im Sommer der Politik präsentiert.

Bauarbeiten starteten erst Anfang Juli 2019

Auch bei dem Bauvorhaben selbst gab es erhebliche Verzögerungen: Die Bauarbeiten starteten erst Anfang Juli 2019. Bedarfsanalysen und Gutachten hätten weitere Anforderungen an das Projekt ans Licht gebracht. „Die Änderungen mussten erneut abgestimmt und in die Genehmigungsverfahren eingebunden werden“, sagt Frerix. Die Maßnahme sei dann auch noch in Arbeitskreisen, Beiräten, Ausschüssen und in Bürgerinformationsveranstaltungen vorgestellt worden.

Das Louise-Schröder-Heim ist ein Altenpflegezentrum in Oberhausen, das der Stadt über ihre Gesellschaft ASO gehört.
Das Louise-Schröder-Heim ist ein Altenpflegezentrum in Oberhausen, das der Stadt über ihre Gesellschaft ASO gehört. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Während sich die Zeitschiene beständig verlängerte, schossen zeitgleich die Kosten in die Höhe. Bereits zu Beginn des Projektes wurde deutlich: Die veranschlagten 8,3 Millionen Euro für den Ersatzneubau reichen nicht. Die CDU hatte den damaligen ASO-Geschäftsführer Udo Spiecker entsprechend scharf kritisiert. Auch Hans Josef Tscharke (CDU) hatte im September 2017 von einem „Chaos noch vor dem ersten Spatenstich“ gesprochen. Hintergrund: Das neue Gebäude sollte nun eine Klinker-Fassade statt eine Putz-Fassade bekommen. Alle 80 Zimmer und sämtliche Bäder sollten rollstuhlgerecht statt, wie geplant, nur barrierefrei angelegt werden. Entsprechend sollten alle Bäder ebenfalls rollstuhlgerechte Schiebetüren erhalten. Mehrkosten alleine hierfür: 415 000 Euro. Und dabei sollte es nicht bleiben.

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„Aktuell planen wir mit 9,5 Millionen Euro“, räumt der heutige ASO-Chef Frerix ein. Dies wäre ein Kostenanstieg um 1,2 Millionen Euro für den Anbau – ein Plus von 15 Prozent. Dafür gebe es mehrere Gründe: Die zusätzlichen Anforderungen, die konjunkturbedingte Kostensteigerungen im Baugewerbe, die durch die Corona-Pandemie schleppende Lieferung von Materialien und zusätzlichen Hygienemaßnahmen. Auch auf Einwände aus der Nachbarschaft habe die ASO zwischenzeitlich kostenträchtig reagieren müssen. „Dazu zählt zum Beispiel die Einzäunung des Müllplatzes.“

Zusatzaufwand während der gesamten Bauarbeiten

Immerhin: Inzwischen ist das neue Gebäude erstellt, die Fassade verklinkert, die Fenster eingebaut, das Dach dicht. Auch Stromnetz und Fernwärme-Anschlüsse seien durch Mitarbeiter der Energieversorgung Oberhausen (EVO) bereits verlegt worden. „Seit Anfang November heizen wir den Neubau, so dass Fliesen-, Boden- und Malerarbeiten in der kalten Jahreszeit durchgeführt werden können.“ Nur die Arbeiten an den Außenanlagen müssten aufgrund des Wetters pausieren. „Für die Fertigstellung peilen wir Juli 2021 an.“

Ein Café mit Wintergarten und Außenterrasse

Bis auf den Abriss des Hauses 3 bleibt die alte Planung erhalten. Diese sieht ein öffentlich nutzbares Café mit Wintergarten und Außenterrasse vor. Der Wintergarten ist bereits angebracht. Das Haus 3 wird aktuell noch bewohnt.

Die Pflegebedürftigen aus diesem Haus sollen gemeinsam im Sommer in den Neubau umziehen. Damit wird der Ersatzneubau wohl voll belegt sein.

Die Refinanzierung erfolgt über die Angemessenheitsgrenze gemäß den gesetzlichen Vorgaben des Landes NRW. Das NRW-Sozialministerium habe unter dem Druck verschiedener sozialer Träger ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass die Überprüfung der Baukostenentwicklung und bewilligter Fördergelder zur Aufgabe hatte. „Dieses Gutachten hat festgestellt, dass der Neubau von Pflegeheimen zu dem 2018 gültigen Kostenindex nicht realisierbar ist.“ Auf Grundlage dieses Gutachtens habe das Ministerium reagiert und den bereits bewilligten Kostenindex für das Jahr 2020 deutlich erhöht.