Oberhausen. Einer Oberhausenerin vergeht bei diesem Anblick der Appetit: „Kornbäcker“ verkauft Schoko-Berliner als „Mohrenköpfe“. Die Kette reagiert prompt.

Bunte, zuckersüße Berliner sind auch in der Oberhausener Bäckerei „Kornbäcker“ an den Karnevalstagen der absolute Renner. Doch als Oberhausenerin Maxi Strauch sich jetzt in der Sterkrader Filiale damit eindecken wollte, verging ihr beim Blick auf das Namensschild des Schoko-Berliners prompt der Appetit. Denn der wurde dort – offenkundig gedankenlos – als „Mohrenkopf“ angepriesen.

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Den ganzen Tag über habe sie sich geärgert, erzählt die 32-Jährige. Sie meint: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, mittlerweile sollte wirklich jedem bewusst sein, dass dieser Begriff verletzend, diskriminierend und rassistisch ist.“ Um ihrem Ärger sofort Luft zu machen, schrieb Maxi Strauch eine Email an die Geschäftsleitung der Bäckerei. Darin heißt es unter anderem: „Wie kann man ein mit Schokolade überzogenes Gebäck nur so nennen?“ Gerade Karneval sei doch ein Fest, das für Vielfältigkeit, Offenheit und Toleranz stehe.

Verkaufsleiterin zeigt sich dankbar für den Hinweis

Yvonne Weitauer, Verkaufsleiterin bei „Kornbäcker“, räumt auf Nachfrage dieser Zeitung sofort ein: „Ja, da hat die Leserin wirklich recht, das ist uns durchgegangen.“ Die Namensschilder für den Schoko-Berliner seien unverzüglich entfernt worden. „Wir fertigen diese ganz besonderen Berliner nur zweimal im Jahr an, zu Karneval und zu Silvester“, erläutert Weitauer. „Die Bezeichnung Mohrenkopf wird ab sofort für keinen davon mehr verwendet.“ Die Geschäftsleitung sei sehr dankbar für den Hinweis. „Und wir entschuldigen uns ausdrücklich!“

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Ob der „Mohrenkopf“ aber auch ohne das beherzte Einschreiten der Sterkrader Kundin aus den Oberhausener Bäckerei-Filialen von „Kornbäcker“ verschwunden wäre? Wer weiß. Noch im vergangenen Jahr warb die Bäckerei auf ihrer Facebook-Seite jedenfalls ganz offensiv mit diesem Namen für ihre Schoko-Berliner.

Verbraucher wenden sich massiv gegen versteckten und offenen Rassismus

Nach dem gewaltsamen Tod des Afro-Amerikaners George Floyd in den USA Mitte 2020 reagieren Verbraucher weltweit empfindlicher auf versteckten und offenkundigen Rassismus (der 46-jährige Afroamerikaner war durch Polizeigewalt ums Leben gekommen). In der Folge sahen sich viele Unternehmen gezwungen, ihre Produktnamen zu überprüfen. Tausende von Verbrauchern hatten sich etwa an die Hersteller der amerikanischen Reismarke „Uncle Ben’s“ gewandt und darum gebeten, Bezeichnung und Logo zu ändern. Lebensmittelriese Mars (zu dem „Uncle Ben’s“ gehört) reagierte prompt und benannte seinen Reis in „Ben’s Original“ um. Das Bild des älteren Schwarzen auf der Packung wurde ebenfalls entfernt, da es zu stark an die Sklaven auf den Plantagen erinnert hatte.

Mit acht Filialen in Oberhausen vertreten

Die Bäckerei „Kornbäcker“ ist 1922 als Familienunternehmen gegründet worden. Das Unternehmen betreibt insgesamt 23 Filialen im Ruhrgebiet (von Dinslaken bis Herne).Mit acht Filialen ist „Kornbäcker“ im gesamten Stadtgebiet von Oberhausen vertreten.

Auch Knorr reagierte auf die hitzige Rassismus-Debatte. Die „Zigeunersauce“ des Nahrungsmittelherstellers aus Heilbronn heißt jetzt „Paprikasauce Ungarische Art“. Der Zentralrat der Sinti und Roma hatte dies zuvor übrigens schon vergeblich seit Jahren eingefordert.

Debatten über Produktnamen mit diskriminierendem Potenzial hat es aber auch in der Region immer wieder gegeben. Zuletzt hatte die Essener Eisdiele „Mörchens Eis“ bei der Benennung der Eisbecher „Mohren-Birne“ und „Mohren-Kuller“ daneben gegriffen. Mitarbeiter des Essener Anti-Rassismus-Telefons hatten den Inhaber im Sommer 2020 angeschrieben und um Namensänderungen gebeten. Dirk Hermanski war darauf mit dem Hinweis, niemanden verletzen zu wollen, sofort eingegangen. Der Essener hatte allerdings auch betont, dass die Eisbecher auf den Mädchennamen seiner Mutter zurückgingen – und der laute nun einmal „Rita Mohr“.

+++ Maxi Strauch wohnt und lebt mit ihrer Familie in Oberhausen. Sie ist Mitarbeiterin der Funke Mediengruppe und aktuell in Eltern-Teilzeit in der Veranstaltungsredaktion in Essen tätig.