Essen. „Mohren-Kuller“ und „Mohren-Birne“ heißen Eis-Kreationen bei „Mörchens“, die Rassismus-Fahnder nun anprangern. Dabei ist die Herkunft harmlos.

Die Mohrenstraße in Berlin ist aktuell in Verruf geraten, ebenso einige „Mohren-Apotheken“ und die berühmte Schoko-Werbefigur Sarotti-Mohr hat schon 2004 den Dienst quittiert. Nun hat es auch die Essener Eisdiele „Mörchens“ erwischt, die zwei auf Schokolade basierende Eis-Kreationen im Programm hat, die Rassismus-Fahndern ins Auge sprangen: „Mohren-Kuller“ und „Mohren-Birne“ sollen nun wohl umbenannt werden. „Wir wollen niemanden verletzen“, sagt Eisdielen-Besitzer Dirk Hermanski.

Name der Eiskreationen geht auf die frühere Seniorchefin Rita Mohr zurück

Der Name der beiden Eis-Spezialitäten hat indes mit dem Mohren als altertümliches Synonym für Menschen mit dunkler Hautfarbe überhaupt nichts zu tun. „Unsere frühere Seniorchefin, meine Mutter, hieß mit Mädchennamen Rita Mohr“, erklärt Dirk Hermanski. Die zwei Kreationen stehen seit nun 50 Jahren auf der Karte und gingen auf eben den Namen seiner Mutter zurück, die sie einst komponierte. Der Rufname von Rita Mohr war „Mörchen“, was dann zum Namen der Eisdiele auf der Rüttenscheider Straße wurde, die über Essens Grenzen hinaus einen sehr guten Ruf genießt.

Für die Aktivisten des Essener „Anti-Rassismus-Telefons“ spielten diese Umstände indes keine Rolle. „Die Namenswahl ist eindeutig als rassistisch einzustufen“, heißt es in einem vorwurfsvollen und unterschwellig drohenden Brief an die Eisdiele, der der Redaktion vorliegt. Eine Anwohnerin habe Mörchens-Mitarbeiter auf die beiden Eissorten angesprochen und daraufhin die Auskunft erhalten, es handele sich um „alte, traditionelle Namen“.

Anti-Rassismus-Telefon setzte Eisdiele unter Druck und fordert „zeitnah“ Umbenennung

„Sollte Mörchens Eis dies tatsächlich so sehen, ist es dringend Zeit, mit der Tradition zu brechen“, schreiben die Rassismus-Fahnder, denn: „Einer so bekannten Eisdiele im multikulturellen Rüttenscheid steht es nicht gut zu Gesicht, wenn sich auf der Eiskarte Eisbecher mit solchen Namen befinden.“ Man bitte daher um Umbenennung, und zwar „zeitnah“.

Dirk Hermanski ist sich zwar – siehe oben – keiner derartigen politischen Schuld bewusst, und bei ihm gemeldet hätten sich die Aktivisten vor dem Absenden ihres Schreibens auch nicht, sonst hätte er ihnen die Sachlage gerne erklärt. Der Eismacher möchte aber nicht zwischen die Mühlsteine geraten und dort womöglich Schaden erleiden. Mehrere Medien haben sich schon bei ihm gemeldet, auf Facebook wird bereits heftig über die Aktion des Anti-Rassismus-Telefons diskutiert, und auch Essener AfD-Kreise haben das Thema entdeckt.

Aus Mohren-Kuller soll vielleicht „Mörchen-Kuller“ werden

Absurd wären wirtschaftliche Nachteile keineswegs. Die Inhaberin der „Mohren-Apotheke“ in Wolfsburg etwa beklagte Boykott-Aufrufe und eine regelrechte Hetzjagd, als sie sich weigerte, ihre Apotheke umzubenennen. Der Hinweis nutzte wenig, dass der uralte Apotheken-Name „Mohr“ nicht diskriminierend gemeint sei, sondern im Gegenteil anerkennend die Leistungen der Mauren in der mittelalterlichen Pharmazie würdige.

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Auf all das hat Dirk Hermanski nicht die geringste Lust und will deshalb lieber nachgeben. „Wir sind Gastgeber, alle sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Wie er sein Eis umbenennt, ist noch nicht ganz klar. Er könnte sich aber „Mörchen-Kuller“ und „Mörchen-Birne“ vorstellen. Das wäre allerdings nur die Verniedlichungsform des alten Namens, der unter Verdacht geratene Wortstamm bliebe also erhalten. Dennoch hat der Eisdielen-Besitzer eine Hoffnung: „Mörchen ist ja hoffentlich nicht auch schon rassistisch besetzt.“ Auskunft erhält er dann möglicherweise vom Anti-Rassismus-Telefon.