Oberhausen. Waschen, Schneiden, Föhnen: Oberhausener Friseure können sich vor Terminanfragen kaum retten. Die Telefone klingeln durchgehend.
Lange herrschte Stille in den Friseursalons. Beim Corona-Gipfel am Mittwoch haben Bund und Länder beschlossen, dass Friseure ab Montag, 1. März 2021, ihrem Handwerk wieder nachgehen dürfen – noch vor Öffnung anderer Dienstleister, Geschäfte oder Gaststätten.
Bereits am Donnerstag klingelten die Telefone der Oberhausener Friseur-Betriebe. Viele Kundinnen und Kunden wollen endlich lästigen Spliss, herausgewachsene Ansätze und Schnitte richten lassen - und einen Termin ausmachen. Doch sie benötigten dafür vor allem Geduld. Denn die Leitungen waren dauerbesetzt oder sprangen sofort auf die Anrufbeantworter um.
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Michael Scharfenkamp, stellvertretender Obermeister der Friseurinnung Oberhausen, berichtet: „Wir freuen uns, dass es wieder los geht. Das Telefon steht nicht mehr still. Es klingelt seit halb acht.“ Derzeit vergibt er die Termine für die erste Woche nach der Wiedereröffnung. Um den großen Bedarf zu bewältigen, wurden die Öffnungszeiten ausgeweitet. „Wir haben die Zeiten ein bisschen verlängert, aber nicht gewaltig“, sagt Scharfenkamp. Der Grund: Nach zwei Monaten Pause sollen die Mitarbeiter erst einmal wieder zurück in den anstrengenden Salon-Alltag finden.
Stammkunden gratulieren den Oberhausener Friseuren
Auch Heike Fakesch, Inhaberin der „HF Hairlounge“, war bereits morgens im Salon, um für ihre Kunden am Telefon oder per Mail da zu sein. „Die ersten Stammkunden haben uns schon geschrieben und gratuliert“, sagt sie. Sie werde erst einmal die Kunden kontaktieren, die eigentlich während des Lockdowns einen Termin hatten. „Das sind die Kunden, die am längsten warten mussten. Nächste Woche schalten wir die Leitung wieder frei.“ Den Lockdown nutzt sie gerade noch für Renovierungen im Laden, die am Wochenende fertig werden sollen.
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Friseurmeister Kai Hecker hat vorsichtshalber schon Termine für den Februar und März vergeben. „Ich habe die Termine von Kunden übertragen, die sich gemeldet haben.“ Auch sein Telefon klingelt ununterbrochen. Nun verlegt er die Termine von Februar in den März. Der Salon in Oberhausen-Sterkrade an der Steinbrinkstraße besteht seit über 100 Jahren. So hat Kai Hecker Stammkunden, die sich sogar schon bei seiner Mutter, die vor ihm das Geschäft leitete, die Haare schneiden ließen.
Neukunden könnten in seinem Geschäft einen Termin für Mitte oder Ende März bekommen. Um möglichst vielen Kunden gerecht zu werden, öffnet er in den ersten beiden Wochen auch am Montag, ein Werktag, der für seinen Salon eigentlich Ruhetag ist. Eine Mitarbeiterin würde dafür einen Tag zusätzlich kommen.
Hygiene-Konzepte gelten in Friseursalons weiterhin
Doch die Terminabsprachen hängen auch von den neuen Hygiene-Vorschriften ab, die noch nicht im Detail bekannt sind: Inhaberin Manuela Krey: „Ich rechne jetzt mit der Regel, dass pro zehn Quadratmeter nur eine Person im Salon sein darf – und lasse mich lieber positiv überraschen, um dann später die Lücken zu füllen.“ Um alle Voraussetzungen einzuhalten, wird sie gemeinsam mit ihrem Team in zwei Schichten arbeiten.
Regeln für Friseurbetriebe
Friseurbetriebe müssen sich weiterhin an strenge Konzepte halten. Dazu gehören Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts, Reservierungen sowie die Nutzung medizinischer Masken.„Informationen, wie genau die länderspezifischen Auflagen aussehen, folgen“, schreibt die Handwerkskammer Düsseldorf auf der Internetseite.
Die Handwerkskammer Düsseldorf begrüßt die Öffnung für die Friseure ab 1. März. Präsident Andreas Ehlert: „Dies ist das angemessene Ergebnis für die Ausarbeitung konsequenter Hygienekonzepte und umfangreicher Investitionen in die Salons. Unsere Friseurinnen und Friseure stehen mit dem Rücken zur Wand. Der aktuelle Beschluss von Bund und Ländern ist das dringend erwartete Signal, auch noch die letzte Wegstrecke im Lockdown durchzuhalten.“
Allerdings müsse es nun auch für andere körpernahe Dienstleister - wie die Kosmetiker - eine klare Arbeitsperspektive geben, meint der Handwerkspräsident. „Wenn jetzt noch die Finanzhilfen für die Schließungsphasen im Januar und Februar schneller fließen, dann sehen viele Betriebe wieder echtes Licht am Ende eines bitterlangen Tunnels.“