Oberhausen. Erstes Signal setzt der Verbund mit dem Portal „This is short“. Zu viert haben die Festivals in Nijmegen, Poznan, Wien und Oberhausen Großes vor.

Mit dem aufbrausenden D’Artagnan waren ja auch die sogenannten „drei Musketiere“ zu viert: Vier europäische Filmfestivals, unter ihnen Oberhausens Internationale Kurzfilmtage, bündeln ihre Kräfte. Als erstes sichtbares Zeichen des Verbundes startet am 1. April das Online-Portal „This is short“.

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Bereits im Vorjahr hatten die Kurzfilmtage mit den Nachbarn vom niederländischen „Go Short“-Festival in Nijmegen, dem polnischen „Short Waves“-Festival in Poznan und den „Vienna Shorts“ aus der österreichischen Metropole ihre Zusammenarbeit als Europäisches Kurzfilmnetzwerk (abgekürzt ESFN) begründet. Das neu entwickelte Portal „This is short“ will die Angebote der vier Festivals ebenso wie gemeinsame Inhalte – darunter einen europaweiten Online-Wettbewerb – auf nur einer Plattform zugänglich machen. Der hohe Anspruch verheißt ein „Gegenmodell zur fragmentierten Filmkultur im Netz“, so die gemeinsame Pressemitteilung der Vier.

Kaum noch überschaubare Zahl von Online-Angeboten

Die Pandemie hat 2020 viele Filmfestivals gezwungen, entweder abzusagen oder ihre Programme und Wettbewerbe ins Internet zu verlagern – nicht zuletzt mit dem Ergebnis einer nur noch schwer überschaubaren Zahl von Online-Angeboten. Die vier Festivals haben aus diesem Grund eine Bündelung ihrer Online-Präsenz beschlossen: Unter dem Titel „This is short“ werden von 1. April bis 30. Juni sowohl neue gemeinsame Inhalte präsentiert als auch individuelle Angebote aus den vier Ländern sowie weiterer Filmfestivals zugänglich gemacht. Die Online-Angebote sind weltweit verfügbar, der Zugang ist kostenpflichtig.

Tröstlicher Blick zurück auf die Eröffnung der 65. Kurzfilmtage am 1. Mai 2019 – und zugleich Ausblick: Denn trotz aller digitaler Großtaten geloben die europäischen Kurzfilm-Festivals das Live-Erlebnis „bereichern und ergänzen“ zu wollen.
Tröstlicher Blick zurück auf die Eröffnung der 65. Kurzfilmtage am 1. Mai 2019 – und zugleich Ausblick: Denn trotz aller digitaler Großtaten geloben die europäischen Kurzfilm-Festivals das Live-Erlebnis „bereichern und ergänzen“ zu wollen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Im Zentrum des gemeinsamen Festival-Erlebnisses, das über drei Monate mehrere hundert hochkarätige Kurzfilme verfügbar macht, steht der Online-Wettbewerb „New Point of View“, der auf Filme fokussiert, die ganz besonders für die Präsentation im Netz geeignet sind. Diesen Wettbewerb kuratieren die vier Festivals gemeinsam und stellen jede Woche zwei Filme vor. Die Online-Preisverleihung erfolgt am Abend der kürzesten Nacht des Jahres, am 21. Juni – also ganz im Gegensatz zum bekannten „Kurzfilmtag“ am kürzesten Tag des Jahres. Die Preise sind mit insgesamt 8000 Euro dotiert.

Nur möglich dank der niederländischen Software

Zu den weiteren gemeinsamen Aktivitäten der Kurzfilmtage, von Go Short, Short Waves und Vienna Shorts zählen eigens kuratierte thematische Filmprogramme, ein abgestimmter Blick zurück auf Highlights der vergangenen Jahr(zehnt)e sowie ausgewählte Programme von weiteren europäischen Festivals. Gemeinsam nutzen die Vier, die miteinander nach künstlerischen und technischen Innovationen im Kurzfilm-Metier streben, die niederländische Software „Filmchief“. Sie ermöglicht erst die Verknüpfung der verschiedenen Datenbanken und damit die Entwicklung des Projekts von allen vier Seiten.

Europäische Union fördert die vier Nachbarn

„This is short“ mit seiner dreimonatigen Online-Präsenz von April bis Juni wird entwickelt von This Way Up, gestaltet von Uniforma und unterstützt durch das Creative-Europe-Programm „Media“ der Europäischen Union.

Details zur digitalen Plattform, zu Akkreditierung, Zugang und Programm wollen die vier Veranstalter in wenigen Wochen bekanntgeben.

Das Publikum von „This is short“ kann zu den Terminen der vier Festivals über mehrere Tage hinweg auf die individuellen Programme aller vier Netzwerk-Verbündeten zugreifen. Sie ermöglichen damit den Online-Besuch mehrerer Festivals mit nur einem Zugang, anstatt wie bisher über mehrere unterschiedliche Plattformen. Filmschaffenden, Zuschauern und Branchenvertretern bietet sich so eine Auswahl herausragender aktueller Kurzfilm-Produktionen.

Europäische Vision: „Aktueller und notwendiger denn je“

Auf Online-Ebene will das Europäische Kurzfilmnetzwerk künftig eng zusammenarbeiten und sich gegenseitig auch „analog“ unterstützen. „Das ESFN will das analoge Festival nicht durch eine digitale Version ersetzen“, so die Festivals in einem gemeinsamen Statement, „sondern es bereichern und ergänzen“. Die Festivals aus Oberhausen, Nijmegen, Poznan und Wien verstehen sich als „eine wahrhaft kollaborative europäische Vision, in einer Zeit, in der die Notwendigkeit, Europa und die europäische Film- und Festivallandschaft gemeinsam zu denken, aktueller und notwendiger ist denn je“.