Oberhausen. Der Oberhausener Harald Traud (61) tauscht die Öl-Heizung aus, erzeugt Strom und fährt mit Gas und Strom – manche Nachbarn wundern sich.
Hohe Heizkosten und ein schlechtes Gewissen? Hausbesitzer haben einige Hebel, um weniger Energie zu verbrauchen – Geld kosten die meisten Methoden. Harald Traud, 61 Jahre alt und Hausbesitzer, in Alt-Oberhausen befasst sich zehn Jahre Zeit damit, an seinem Eigenheim zu sparen.
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Beispiel: Solaranlage. Das war früher mehr so etwas für „Ökos“. Heute beschäftigt sich dagegen nahezu jeder Eigentümer mit wirksamen Sanierungen. Manche Nachbarn wundern sich dennoch über Harald Traud, weil er so viel Zeit in die Energie seines Hauses investiert. Das ist ihm aber egal.
Austausch: Zuhören, lernen, Energie sparen
„Ich wollte dem Tanklaster winken – weil er bei mir nicht mehr hält.“ Bis zu seinem endgültigen Abschied vom Klima belastenden Heizöl, begrüßte Harald Traud in dem Reihenhaus am Rhein-Herne-Kanal nahe der Stadtgrenze zu Essen einige Handwerker, die dann allerdings keinen einzigen Handschlag in seinen vier Wänden taten. Traud wollte sich von den Fachleuten nur beraten lassen. „Zunächst einmal wollte ich nicht unvorbereitet in mein Projekt reinschlittern.“ Je mehr Harald Traud sich informiert, desto mehr beschleicht ihn das Gefühl, „dass viele Firmen alles versprechen, aber am Ende nur das Geld wollen – und die Versprechen brechen.“
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Der Kfz-Meister besucht deshalb selbst Energie-Messen und bildet sich sogar zum Umweltschutzberater weiter. Ein Jahr besucht Harald Traud dafür dreimal pro Woche nach Feierabend (!) Kurse, um über das Thema Energiesparen so viel wie möglich zu wissen. Sein Motto: „Infos von allen Seiten sind Gold wert.“ Der Aufwand ist ungeheuer riesig – das weiß auch Harald Traud. Die Frage ist: Ist das nötig?
Kein Geheimnis: Auf dem Energiesparmarkt vergleichen ist oft schwer
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Zugegeben: Der Energiesparmarkt ist unübersichtlich. Soll ich die Heizung tauschen oder die Fenster? Deckt eine Solaranlage denn meinen Strombedarf? Um zu ermitteln, was sinnvoll ist, sollten Hausbesitzer unabhängige Experten befragen, meint Martina Zbick (58) von der Verbraucherzentrale. „Sogenannte Energieeffizienzberater wissen vor allem zu den komplexen Fördermitteln der KfW Bescheid“, erklärt sie. Im Winter steige erfahrungsgemäß die Nachfrage zum Thema Energieberatung – durch die Corona-Pandemie blieb das Thema aber 2020 konstant auf hohem Niveau.
Was der Energiespezialistin in den vergangenen 15 Jahren in ihrem Job auffällt: „Die meisten Fragen zielen inzwischen Richtung Technik: Was eine Photovoltaikanlage bringt oder eine neue Heizung spart.“ Harald Traud war bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale – er hat sich für beides entschieden. „Ich gebe es zu: Ich bin technikaffin“, sagt Harald Traud und erinnert sich, wie er vor zehn Jahren vor seiner alten Ölheizung kniete und dachte: „So ein Aufwand für einen warmen Po – und trotzdem verschwenderisch.“ Diese Zeit sei in seinem Haus längst vorüber.
„Die Wahrheit ist: Man kann jede Investition kaputtrechnen“
Erste Hilfe beim Energiesparen
Wer das Thema Energiesparen angehen möchte, findet zurzeit mit den kostenlosen Telefon- und Videoberatungen auch in Zeiten der Corona-Krise Unterstützung bei der Oberhausener Verbraucherzentrale. Hilfe bei der Vorbereitung eines Heizungstauschs könne darin genauso zum Thema werden wie Fördermittel für eine neue Heizung oder der Plan für Solarstrom auf dem eigenen Dach. Weitere wertvolle Tipps gibt es unter verbraucherzentrale.nrw/wissen/energie oder unter der Rufnummer 0208 / 911 086 01.
Ein Blockheizkraftwerk, ein Energiespeicher und eine Photovoltaikanlage decken zwischen 60 und 95 Prozent der Energie, die Familie Traud im Zwei-Personen-Haushalt benötigt. „Bei wenig Sonne sinkt der Pegel natürlich,“ sagt er und zeigt stolz auf dem Tablet, wie viel Energie die Haustechnik liefert. Für Harald Traud bedeute das drei bis vier Prozent Rendite im Alter. „Welches Sparkonto bietet mir diese Zinsen?“
Und weil dazu zwei Familienautos mit Gas betrieben werden und ein neues Auto elektronisch fährt, frage der ein oder andere Nachbar schon mal nach, ob sich das überhaupt rechne. Energie-autark sei das Haus zwar mitnichten, allerdings könne man jede Investition kaputtrechnen, wenn man nur wolle, meint Harald Traud. Wenn ihn jetzt also ein Nachbar anspricht, entgegnet er trocken und auch ein wenig süffisant: „Wie viel Geld spart dir denn deine Öl-Heizung?“
Probleme bereitet ihm derzeit allerdings noch die Abrechnung der Hausenergie: Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) genehmigt seine Anlage nicht, weil sie kein Messkonzept habe, das Blockheizkraftwerk und Photovoltaik-Anlage vereine. „Es gibt nur ein Messkonzept, das so nicht anwendbar ist,“ sagt Harald Traud und wartet jetzt auf eine Lösung.
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