Oberhausen. Planungsbüro ST-Freiraum erstellt Alternativ-Konzept für den Sterkrader Bahnhof.Stadt lehnt die Standard-Planung der Deutschen Bahn ab.
Wie die Kosten bei der Umgestaltung des Bahnhofs zwischen Stadt und Bahn aufgeteilt werden, darüber wird zur Zeit gerungen (wir berichteten). Aber was die Stadt an Stelle der von der DB Netz AG vorgelegten Standardplanung will, weiß sie seit einem Jahr. Damals gewann das Duisburger Planungsbüro ST-Freiraum von Markus Schürmann unter vier Teilnehmern den von der Stadt ausgelobten Wettbewerb. „Seine Ideen haben uns am meisten überzeugt“, sagt Manfred Flore (SPD), Stadtverordneter und Mitglied der Jury.
Drei wesentliche Ziele verfolgt Schürmanns Konzept „Lichtwelten“, das der Landschaftsarchitekt mit den Verkehrsplanern des Düsseldorfer Ingenieurbüros Lindschulte und Kloppe entwickelt hat: einen zweiten, westlichen Bahnhofsvorplatz, eine wenigstens optische Wiederherstellung der alten Achse aus Bahnhof- und Neumühler Straße und eine helle, freundliche, angstfrei zu benutzende Passage als Unterführung unter den Bahngleisen und Zugang zu den beiden Bahnsteigen.
Folgen für die künftige Gestaltung des Bahnhofs
Demgegenüber hat die DB Netz AG den Plan einer standardmäßigen, leicht nach Norden verschobenen Unterführung vorgelegt. „Die Billiglösung der Bahn wollen wir auf keinen Fall. Wenn man aber etwas anderes will, muss man auch sagen, was“, sagt Flore. Die drei Ideen von Markus Schürmann haben in der praktischen Umsetzung weitgehende Folgen für die künftige Gestaltung des Bahnhofs.
Der neue, westliche Bahnhofsvorplatz soll der Tatsache Rechnung tragen, dass der Bahnhof auch von Schwarze Heide aus rege genutzt wird. Bislang ist dort das Angebot an Parkplätzen bescheiden. Die Buslinien halten nur in einiger Entfernung vom Bahnhof.
Auch Schürmanns Plan sieht den Abriss der Gaststätte „Yesterday“ vor. Sie muss für den Bau der Lärmschutzwand für die neue Betuwe-Güterzuglinie weichen. An ihrer Stelle sollen neue Parkplätze entstehen. Wo heute der Park&Ride-Platz ist, würde eine Fahrradstation angeordnet, im Idealfall sogar ein Parkhaus.
Zwischen zwei Polen flanieren
Da die Stadt in den vergangenen Jahren alle Häuser gegenüber vom „Yesterday“ erworben hat, steht auch deren Abriss und der Verschwenkung der Neumühler Straße nichts mehr im Wege. Dadurch kann zum einen die heutige 90-Grad-Kurve entschärft werden. Hier können sich zurzeit zwei Linienbusse nur begegnen, wenn einer von ihnen anhält.
Die Zufahrt zur ehemaligen Diskothek vor der Einmündung Heidstraße kann künftig als Busbahnsteig genutzt werden. Schräg gegenüber würde der zweite Busbahnsteig für die Gegenrichtung angeordnet.
Wiederherstellung der Achse mit der Bahnhofstraße
Der Vorteil dieser Aufweitung ist, dass ein breit angelegter, sich zur Stadt hin öffnender Zugang zur Passage angelegt werden kann. Eine breite Treppe und lange Rampen sorgen für einen relativ barrierefreien Zugang in die Passage. Möglich wird das nur, weil der neue Bahnhofsvorplatz nicht die heutige Höhe der Neumühler Straße hat, sondern etwas tiefer liegt.
Das alles gehört für Markus Schürmann zur Wiederherstellung der Achse mit der Bahnhofstraße. „Noch vor 100 Jahren gab es hier eine direkte Verbindung mit einer Bahnschranke“, sagt Manfred Flore. Allerdings quert die Passage die Bahngleise nicht wie heute im rechten Winkel, sondern quer. Das Ende der Einkaufsstraße wird damit gestalterisch ein Gegenpol zum Sterkrader Tor.
Markus Schürmann verspricht sich davon eine Belebung der Einkaufsstraße: „Die Erfahrung zeigt überall, dass Einkaufsstraßen immer dann in voller Länge gut angenommen werden, wenn die Menschen zwischen zwei Polen an ihren Enden flanieren können“.