Oberhausen. Corona verändert alles. Das gilt auch fürs Stadtmarketing in Oberhausen. Es muss nach diesem Krisenjahr 2020 neu justiert werden.

Das Stadtmarketing in Oberhausen muss im neuen Jahrzehnt neu ausgerichtet und neu justiert werden. Den alten verlässlichen Dreiklang von wachsendem Tourismus, steigenden Übernachtungszahlen und immer weiter boomendem Shopping und Entertainment im Vorzeige-Viertel Neue Mitte wird es wohl für längere Zeit nicht mehr geben.

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Zugleich wird sich der Wettbewerb der Städte und Regionen um Besucher und Investoren wohl noch einmal verschärfen, weil bei vielen Verbrauchern und Unternehmern finanzielle Ressourcen knapper geworden sind. Dieser Wettbewerb der Städte und Regionen ist im neuen Jahrzehnt vor allem auch ein Wettstreit um Aufmerksamkeit: Nur wer überhaupt wahrgenommen wird, kann Touristenströme oder Firmenansiedlungen für sich gewinnen.

Auch Städte konkurrieren um Aufmerksamkeit

Wie sehr diese Konkurrenz um Aufmerksamkeit die digitale Gesellschaft des 21. Jahrhunderts prägt, hat der Soziologe Andreas Reckwitz in seinem 2017 erschienenen Buch "Die Gesellschaft der Singularitäten" komplex herausgearbeitet. Der Wissenschaftler widmet dabei dem Wettbewerb der Städte um Aufmerksamkeit einen längeren Abschnitt seines Textes; trotz des vorwiegend theoretischen Gehalts seiner Ausführungen wird Reckwitz an mancher Textstelle ziemlich konkret.

Städte müssen, um im Aufmerksamkeitswettbewerb bestehen zu können, ein möglichst unverwechselbares "Stadtgefühl" schaffen, um für touristische Besucher, für Neubürger und Investoren interessant zu sein: "Die Stadt soll dabei als glaubwürdige Marke (city branding) installiert werden", schreibt Reckwitz. Jede Stadt verfüge über ein gewisses Grundpotenzial an Attraktivität, an Besonderem; es gelte, dieses Singularität weiterzuentwickeln und mit Neuem anzureichern, denn: "In der Städtelandschaft der Spätmoderne stehen den wenigen Städten mit hoher Sichtbarkeit und anerkannter Attraktivität die vielen Städte, Ortschaften und Regionen gegenüber, denen es an beidem mangelt", analysiert der Wissenschaftler.

Mitten im "Städte-Brei"

Was bedeutet das für Oberhausen? Die Stadt liegt in einer Region, der es an "hoher Sichtbarkeit" und "anerkannter Attraktivität" mangelt. Um Sichtbarkeit und Attraktivität im nationalen und internationalen Aufmerksamkeitswettbewerb kämpft das Ruhrgebiet seit Jahrzehnten, selten mit Erfolg (Stichwort: Kulturhauptstadt 2010), meist mit begrenzter Wirkung. Umso schwerer hat es Oberhausen, sich in diesem schwierigen regionalen Umfeld attraktiv zu positionieren. Das Ruhrgebiet wird von außen vielfach als unattraktiver "Städte-Brei" wahrgenommen, in dem Besonderes kaum zu finden ist.

Welche Singularität, welche Besonderheiten könnte Oberhausen trotzdem entfalten? Die bislang bewährte Strategie der Shopping-, Tourismus und Entertainmentstadt benötigt dringend eine schärfere Akzentuierung und Erweiterung, um im neuen Jahrzehnt neue Chancen für Oberhausen im Aufmerksamkeitswettbewerb zu schaffen. Ein "city branding", ein stimmiger Stadtauftritt als Marke, der das Publikum emotional anspricht und sämtliche digitalen Kanäle bedient, ist gefragt.

Das unverwechselbare "Stadtgefühl"

Das alte schräge O. muss sozusagen ins digitale 21. Jahrhundert katapultiert werden. Ja, das Gasometer, die Neue und alte Mitte, die renaturierte Emscher, die Vielfalt der Kulturinstitutionen von der Ludwiggalerie über das Ebertbad bis zum Stadttheater, der Traditionsverein RWO, die globale Multi, die lebendige freie Konzertszene mit vielen Newcomerbands aus Übersee sowie zahlreiche weitere bemerkenswerte Vereine und Initiativen machen Oberhausens Lebendigkeit und Kreativität aus.

Image-Offensive nötig

Diese Bausteine können - alle zusammen - vielleicht jenes unverwechselbare, singuläre "Stadtgefühl" bilden, das Reckwitz in seinem Buch benennt, das gerade für junge Menschen interessant sein kann und das im Zuge einer möglichst breit gestreuten Image-Offensive sichtbarer werden muss, will Oberhausen im harten Städtewettbewerb des neuen Jahrzehnts bestehen.