Oberhausen. Im Ameos Klinikum St. Clemens hat man sich mehr auf die Wirbelsäulen-Therapie und Chirurgie spezialisiert. Wie man im Homeoffice vorbeugen kann.
In der Krankenhauslandschaft stehen die Zeichen der Zeit auf Spezialisierung - was auch vom privaten Klinikbetreiber Ameos als Weg erkannt wird, um die drei ehemaligen Häuser des Katholischen Klinikums wirtschaftlicher zu führen. Eine Möglichkeit zur Spezialisierung hat man in der Wirbelsäulentherapie gefunden: Bei einem Wirbelbruch durch einen schlimmen Sturz oder bei altersbedingtem Knochenschwund kann Oberhausener Patienten jetzt auch in Sterkrade geholfen werden. Das Ameos Klinikum St. Clemens deckt seit neuestem Unfallchirurgie an der gesamten Wirbelsäule ab.
Stützfunktion der Wirbelsäule wieder herstellen
„Wir sind jetzt in der Lage, die Statik einer Wirbelsäule, ihre Stützfunktion wieder herzustellen. Das ist in der orthopädischen Wirbelsäulenchirurgie das Wesentliche“, sagt Oberarzt Karoly Szalai, der kürzlich vom Evangelischen Krankenhaus Mülheim nach Sterkrade in die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie gewechselt ist und hier Anfang Oktober seine erste OP durchführte. Zum Einsatz kommen dabei Schrauben, Stabsysteme oder Bandscheibenprothesen.
>>> Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren. <<<
Neben den Becken- und Wirbelsäulen-Frakturen, die durch Unfälle oder Osteoporose verursacht werden, wendet sich die Sterkrader Klinik auch an Patienten mit chronischen Schmerzen, denen beim niedergelassenen Orthopäden und mit ambulanten Therapiemöglichkeiten wie Krankengymnastik oder Wärmebehandlung nicht mehr geholfen werden kann.
Ursache der Schmerzen können Bandscheibenschäden, Verschleiß der Wirbelgelenke oder auch ein Tumor sein. „Wir haben dann hier den Vorteil, dass wir nicht so schnell betriebsblind werden, weil wir die Wirbelsäule nicht nur als operatives Werkstück sehen und die ganzheitliche Therapie, konservativ und operativ, unter einem Dach haben“, meint Szalai und verweist etwa auf die die Neurologie, multimodale Schmerztherapie und das Reha Zentrum im Hause.
Nicht mehr Rückenleiden durch Corona-Lockdown und Homeoffice
Rückenschmerzen durch Erkrankungen an den Bandscheiben und der Wirbelsäule gelten als moderne Volkskrankheiten - „eben aufgrund unserer Lebensweise, aufgrund unserer Fehlhaltungen und schlechten Angewohnheiten des ständigen Sitzens“, sagt Chefarzt Dr. Michael Strelow. Dass durch die Corona-Einschränkungen und die derzeit reduzierten Möglichkeiten zur sportlichen Freizeitgestaltung bei noch viel mehr Menschen Probleme entstehen, glaubt er hingegen nicht - obwohl im Homeoffice viele Menschen sicher noch viel häufigerer auf ungeeigneten Stühlen sitzen dürften als im Büro.
„Dennoch hat man während des ersten Lockdowns gesehen, dass die Menschen weder körperlich fauler sind, noch gesünder leben“, ergänzt Oberarzt Szalai und verweist auf eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse. In dieser heißt es, dass keine auffällige Zunahme von Krankschreibungen wegen Rückenleiden für das erste Halbjahr 2020 festzustellen war. Die Zahl liegt hier - fast wie im Vorjahr - bei knapp 17 Prozent am Gesamtkrankenstand.
Gymnastikbälle und rückenfreie Stühle sind nicht das Allheilmittel
Das bedeutet aber auch: Im Büro wie im Homeoffice ist die Vorbeugung gleich bedeutsam. Und hier empfiehlt Szalai vor allem, immer wieder verschiedene Positionen am Tag einzunehmen. „Man sollte Abwechslung reinbringen.“ Auf Gymnastikbälle oder rückenfreie Stühle zurückzugreifen, die man lange als Verhinderer einer zu statischen Haltung lobpreiste, könne dabei nur falsche Sicherheit vermitteln. „Auch hier findet der Körper eine angenehme Position, um sich hinzulümmeln.“
Außerdem wichtig für die Prävention: „Sich viel zu bewegen und sein Körpergewicht zu halten.“ Denn: “Der Bewegungsablauf an sich fördert die Muskulatur und verhindert damit, dass wir eine falsche Haltung einnehmen.“ Vielmehr als schweres Bizepstraining in den ohnehin derzeit geschlossenen Fitnessstudios würden Übungen mit dem eigenen Körpergewicht oder einfach der Spaziergang vor der Tür ihren Zweck erfüllen. Und das ist schließlich auch in Corona-Zeiten möglich.
Chirurgie konzentriert
Nach dem Kauf des Katholischen Klinikums Oberhausen hat der private Krankenhausbetreiber Ameos die Chirurgie weiter auf den Standort St. Clemens in Sterkrade konzentriert. Vor dem 1. April 2020 war es auch noch im Ameos Klinikum St. Marien möglich gewesen, akute Schäden nach Arbeitsunfällen behandeln zu lassen. Die Orthopädie ist danach vollständig ins St. Clemens gezogen.
Dort wurde die Klinik für Unfallchirurgie nun mit der Klinik für Orthopädie fusioniert. Die nun neue Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie hat sich mit der Wirbelsäulen-Therapie jetzt weiter spezialisiert.
Ein breites Spektrum der Wirbelsäulentherapie- und chirurgie wurde in Oberhausen bislang nur in der Helios St. Elisabeth Klinik in Styrum angeboten.