Oberhausen. Einkaufen, Arzttermin, Spazierengehen: Ein neues Angebot in Oberhausen soll dafür sorgen, dass Senioren möglichst lange zu Hause leben können.

Die meisten alten Menschen möchten in ihrem Zuhause bleiben. Doch vielen fällt der Alltag immer schwerer. Einkaufen, ein Bild aufhängen, Arztbesuche werden zum Problem. Andere leiden unter Einsamkeit. Denn nicht alle haben Familien, die ihnen beistehen können. Genau hier setzt ein neues und für Senioren kostenloses Angebot in Oberhausen an, für das fast die ganze Stadtgesellschaft an einem Strang zieht.

Auf die zündende Idee kamen das Jobcenter Oberhausen und die sechs städtischen Quartierbüros: Die Ein-Euro-Jobs für Langzeitarbeitslose sollten langfristig umgestaltet werden. Zeitgleich sollte älteren Menschen in der Stadt stärker unter die Arme gegriffen werden. Mit Zaq kommt nun ein Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation mit ins Boot. „Wir mussten gar nicht lange überlegen“, erzählt Zaq-Projektleiter Bernhard Bartsch. Die Einrichtung sagte sofort zu, das Jobcenter bewilligte dem Zentrum sechs Maßnahmen mit insgesamt 114 Teilnehmer-Plätzen.

Menschen und Aktivitäten sollten zueinander passen

In enger Zusammenarbeit mit den sechs städtischen Quartierbüros bietet Zaq ab sofort Hilfen im Alltag an. Soziale Dienste und handwerkliche Tätigkeiten über die Büros Alstaden/Lirich, Oberhausen-Ost, Sterkrade-Mitte und Sterkrade-Nord. Ausschließlich handwerkliche Tätigkeiten darüber hinaus in Osterfeld sowie Oberhausen-Mitte/Styrum. Worum geht’s konkret?

Quartierbüros vermitteln die Aufträge

Das katholische Jugendwerk Kurbel und das Erwachsenenbildungswerk Ruhrwerkstatt sind ebenfalls im Boot. Lebenshilfe, Deutsches Rotes Kreuz, Caritas, Pro Wohnen, Gute Hoffnung leben und Arbeiterwohlfahrt sind als Kooperationspartner der Quartierbüros dabei.

Aufträge werden über die sechs Quartierbüros vermittelt: Oberhausen-Mitte/Styrum, Vera Höger, 0151 55166434 ; Alstaden/Lirich, Katja Overbeck, 0208 97069680 oder 0163 8808671 ; Oberhausen-Ost, Andrea Auner, 0151 15659516 ; Osterfeld, Zahide Derin, 0208 9606945 . Außerdem: Sterkrade-Mitte, Beate van de Leest & Bettina Kraft, 0208 88253 273 bzw. – 251 und Sterkrade-Nord, Thomas Heipcke, 0208 8500081 .

„Um die kleinen Dinge“, erläutert Jobcenter-Sprecher Josef Vogt. Da möchte vielleicht jemand nach Jahren endlich mal wieder einen Weihnachtsbaum aufstellen, weiß aber nicht, wie er es schaffen soll, die Kisten mit den Kugeln aus dem Keller zu holen. „Oder eine Seniorin möchte auf den Friedhof, hat aber Angst, das alleine zu tun, weil sie auf den Rollator angewiesen ist und fürchtet, dort zu fallen.“

80 Prozent der Teilnehmerplätze sind bereits vergeben

Bartsch ergänzt: „Wir kennen da einen Senior im Rollstuhl, der endlich seinen Keller entrümpeln möchte.“ Ein Anruf genügt – „und wir holen das raus“. Aber auch dies ist möglich: Einen alten Schrank auseinander schrauben, weil morgen der neue geliefert wird? „Kein Problem.“ Drei Bilder aufhängen und dafür die entsprechenden Dübel und Haken anbringen und eine Glühbirne auswechseln? „Machen wir alles.“

Bernhard Bartsch ist Projektleiter für Berufsförderung bei Zaq in Oberhausen.
Bernhard Bartsch ist Projektleiter für Berufsförderung bei Zaq in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Einkaufstaschen schleppen, Begleitung zum Arzt oder zum Amt, im Park eine Runde drehen, ein Nachmittag mit Doppelkopf oder Schachbrett: „Wir sind für alles offen und finden den Mitstreiter dafür“, ist sich Bartsch sicher. Denn wichtig sei: „Menschen und Aktivitäten müssen zueinander passen.“

Zu den ersten Einsätzen komme jeweils ein Maßnahmen-Teilnehmer, ein Anleiter aus dem Handwerksbereich sowie ein Sozialarbeiter mit. „Wir wollen auch Ansprechpartner für Senioren sein, die vielleicht den Besuch eines Gerichtsvollziehers fürchten oder denen der Wohnungsverlust droht.“

Bei den Langzeitarbeitslosen kommt das neue Tätigkeitsfeld offensichtlich gut an. „80 Prozent der Plätze sind bereits vergeben“, freuen sich Bartsch und Vogt gleichermaßen. Aus den Quartierbüros ist aber auch zu hören, dass einige Senioren, die das Angebot gerne nutzen würden, sich auch Sorgen machen, sich durch die zusätzlichen Kontakte mit Corona zu infizieren. Bartsch beruhigt: „Im Moment bieten wir nur Aktionen mit viel Abstand an wie das Kellerentrümpeln oder den Einkaufsdienst und verlegen ansonsten möglichst vieles nach draußen.“

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