Oberhausen. Immer mehr Menschen wählen als letzte Ruhestätte ein Urnen-Reihengrab – und das hat auch finanzielle Gründe.
Immer mehr Menschen in Oberhausen wählen als letzte Ruhestätte ein Urnen-Reihengrab auf dem Friedhof statt einer Erdbestattung im Sarg. Das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass viele ihren wenigen Angehörigen die anschließende Grabpflege erleichtern wollen. Sondern auch mit der Höhe der Friedhofsgebühren der Städte. Mittlerweile entscheiden sich 80 Prozent der Oberhausener für Urnenbestattungen, die deutlich weniger Fläche benötigen als traditionelle Erdbestattungen . Bereits vor 17 Jahren, im Jahr 2003, lag die Zahl der Einäscherungen der Toten in Oberhausen erstmals höher als die der Beerdigungen.
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Denn wer sich für ein normales Grab mit Sargbestattung entscheidet, zahlt in Oberhausen mittlerweile mehr als drei Mal so hohe Friedhofsgebühren als diejenigen, die eine Urnenbestattung wählen. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Aufstellung des Bundes der Steuerzahler NRW hervor, der die Gebührensatzungen von 57 größeren Städten in Nordrhein-Westfalen untersucht hat.
Über 2600 Euro für ein Sargwahlgrab
Danach muss man für eine Beerdigung in einem Sargwahlgrab mit einer Nutzungsdauer von 30 Jahren inklusive Bestattungsgebühr und Trauerhallen-Nutzung 2601 Euro allein an städtischen Gebühren zahlen. Dagegen beträgt die Gebühr für ein Urnen-Reihengrab inklusive Bestattung und Trauerhallen-Nutzung „nur“ 802 Euro. In beiden Fällen liegen die Gebühren in Oberhausen aber niedriger als der Betrag, den die 57 NRW-Städte im Schnitt von ihren Bürgern verlangen.
Friedhöfe kosten die Stadt 1,8 Millionen Euro im Jahr
Noch im Jahr 1995 wurden auf den fünf städtischen Friedhöfen in Oberhausen 1081 verstorbene Menschen in einem Sarg beigesetzt, bei nur 215 Urnenbeisetzungen. Bereits zehn Jahre später hatte sich die Zahl der Sargbeisetzungen mehr als halbiert, die Zahl der Urnenbeisetzungen dagegen mehr als verdreifacht (499 Sarg- zu 751 Urnenbeisetzungen). Im Jahr 2018 wurden 1306 Tote auf städtischen Friedhöfen beigesetzt, davon waren 1037 Urnenbestattungen (79 Prozent).
Um die fünf kommunalen Friedhöfe kümmert sich die Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM): den Westfriedhof, den Nordfriedhof, den Ostfriedhof, den Landwehrfriedhof und den Alstadener Friedhof. Die Gesamtfläche beträgt 65 Hektar . Die Kosten für die städtischen Friedhöfe werden mit 1,8 Millionen Euro im Jahr beziffert.
Oberhausen liegt damit im Mittelfeld der untersuchten NRW-Städte. Der Bund der Steuerzahler hat bei seiner Auswertung festgestellt, dass die Sargbestattung in Gladbeck mit 5396 Euro (Grabnutzung 33 Jahre) am teuersten ist und am günstigsten mit 1848 Euro in Hagen (Nutzungszeit 30 Jahre). Der NRW-Durchschnitt liegt bei rund 3118 Euro.
Ähnlich gravierende Unterschiede gibt es bei einer Bestattung im Urnenreihengrab. In Dorsten werden 1875 Euro fällig. Ruhefrist: 30 Jahre. Eine solche Bestattung kostet in Gütersloh 531 Euro. Ruhefrist: 25 Jahre. Der NRW-Durchschnitt liegt bei 1340 Euro.
Friedhofsgebühren von Städten angehoben
Die Friedhofsgebühren sind in den vergangenen Jahren regelmäßig in vielen NRW-Städten angehoben worden – auch in Oberhausen ist das geplant . Denn der Kostenblock zur Pflege der großen Friedhofs-Areale wird für die Städte immer größer, aber die Gebühreneinnahmen brechen durch viele leere Grabflächen weg. Das wiederum liegt daran, dass sich immer mehr Menschen für die billigere Einäscherung mit Urnengrab entscheiden: Urnen-Reihengräber benötigen jedoch grundsätzlich weniger Platz als Erdbestattungen. Gesamt-Flächenkosten müssen also als Gebühren auf immer weniger genutzte Fläche verteilt werden.
Deshalb rät der Bund der Steuerzahler allen Kommunen, die Friedhofsflächen zu reduzieren. „Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie die Kommunen die Belastung der Angehörigen senken können“, sagt BdSt-Vorsitzender Rik Steinheuer. So sollte seiner Meinung nach ein Teil der Unterhaltungskosten für Friedhöfe aus dem kommunalen Haushalt bezahlt werden, denn Friedhöfe seien immer auch „Oasen der Ruhe und Erholung“, die dadurch wie Parks als Bestandteil des Stadtgrüns gelten. Die Oberhausener CDU hatte deshalb im Sommer 2019 vorgeschlagen, den größten Teil der kommunalen Friedhofsareale in besondere Parks der Stille umzuwandeln .