Mannheim/Oberhausen. Weil sich immer mehr Menschen nach ihrem Tod lieber einäschern als beerdigen lassen, benötigen die Städte nicht mehr so viele Friedhofsflächen.

Durch den schnellen Wandel der Beerdigungskultur in den vergangenen 15 Jahren benötigt Oberhausen deutlich weniger Friedhofsflächen als bisher – deshalb schlägt die Oberhausener CDU vor, den größten Teil der kommunalen Friedhofsareale in besondere Parks der Stille umzuwandeln.

Als langfristig überflüssig wurden von der CDU auf ihrer dreitägigen Klausurtagung in Mannheim bis zu 50 Hektar von 65 Hektar kommunaler Friedhofsfläche bewertet, also eine halbe Million Quadratmeter – das sind 70 Fußballfelder.

Denn mittlerweile entscheiden sich 80 Prozent der Oberhausener für Urnenbestattungen, die in Kolumbarien deutlich weniger Fläche benötigen als traditionelle Erdbestattungen. 2003 lag die Zahl der Einäscherungen der Toten erstmals höher als die der Beerdigungen.

Die Vorratshaltung von Flächen für künftige Beerdigungen jedoch ist für die Städte ziemlich teuer – die Kosten für Grünpflege lassen die Bestattungsgebühren steigen.

Hochwertige Büsche statt Rasen

Bei einer Umwidmung von Friedhofsflächen dürften auch ehemalige Gräber mit ökologisch hochwertigen Büschen und Sträuchern bepflanzt werden. „Das ist ein sensibles Thema. Doch wir müssen jetzt ein Konzept entwickeln, das Schritt für Schritt in den nächsten 50 Jahren seine Wirkung entfaltet“, sagt CDU-Umweltfachmann Frank Bandel. „Denn wer heute im Grab bestattet wird, soll dort auch künftig liegen bleiben und Verwandte nach 25 Jahren genauso wie heute die Option erhalten, das Grab nochmals für 25 Jahre zu verlängern.“

CDU: Bürger sollen nicht weiter belastet werden

Zwar wurden bereits 2006 rund 125.000 Quadratmeter Friedhofsfläche umgewidmet und oft in einfache Rasenareale verwandelt – doch seitdem müssen die Kosten der Pflege für diese Grundstücke alle Oberhausener aus dem Stadtetat zahlen. „Wir wollen die Menschen nicht mehr weiter belasten, sondern wollen die Flächen als ökologischen Ausgleich für Bauinvestoren nutzen“, sagt CDU-Ratsfraktionschefin Simone-Tatjana Stehr. Wer in Deutschland Naturgebiete durch Bauten zerstört, muss den ökologischen Wert dieser Fläche woanders ausgleichen – durch Bepflanzung. Weil in Oberhausen, der nach München zweitverdichtesten Stadt Deutschlands, aber solche freien Flächen zur Aufforstung fehlen, verschönern Investoren die Flächen in anderen NRW-Gebieten Nordrhein-Westfalens.

Ausgleichsflächen für Investoren im Stadtgebiet

„Mit den Parks der Stille ist es möglich, diese als Ausgleichsflächen bei uns anzubieten und grüne Lungen in den Stadtteilen zu erhalten und zu verbessern“, sagt Stehr. „Das ist eine absolut würdige und angemessene Lösung.“ Die CDU treibt auch die Sorge um, dass sich Oberhausener durch explodierende Bestattungsgebühren eine Beerdigung nicht mehr leisten können. „Wer beerdigt werden will, muss das auch künftig bezahlen können; wir wollen nicht, dass er in die Urne muss“, meint Bandel.

Immer weniger Sarg-Bestattungen

Noch im Jahr 1995 wurden auf den fünf städtischen Friedhöfen in Oberhausen 1081 verstorbene Menschen in einem Sarg beigesetzt, bei nur 215 Urnenbeisetzungen. Bereits zehn Jahre später hatte sich die Zahl der Sargbeisetzungen mehr als halbiert, die Zahl der Urnenbeisetzungen dagegen mehr als verdreifacht (499 Sarg- zu 751 Urnenbeisetzungen).

Im Jahr 2018 wurden 1306 Tote auf städtischen Friedhöfen beigesetzt, davon waren 1.037 Urnenbestattungen (79 Prozent). Auch CDU-Planungsfachmann Eugen Lenz will die Friedhofsflächen erdichten. „Am Ende sollen die Parks und unsere Friedhöfe eine Verbindung eingehen und Orte der Besinnung, der Einkehr und der stillen Erholung in der Natur sein.“

Oberhausen hat derzeit fünf kommunale Friedhöfe, um die sich die Stadttochter OGM kümmert: Den Westfriedhof, den Nordfriedhof, den Ostfriedhof, den Landwehrfriedhof und den Alstadener Friedhof. Die Gesamtfläche beträgt 65 Hektar.