Oberhausen. Helfer aus dem geschlossenen Kirchenzentrum wollen die Einrichtung in Oberhausen nicht aufgeben. Die Reaktion der Kirchen macht kaum Hoffnung.

„Wir sind bekümmert!“ Das sagt Heidemarie von Musil. Und man hört an ihrer Stimme, dass ihr das Thema nahegeht. Das ökumenische Kirchenzentrum am Centro Oberhausen diente 23 Jahre lang als eine beliebte Anlaufstelle. Als Ruhepol inmitten des wuseligen Shopping- und Freizeitkomplexes. Ein Ort für gesellige Gespräche. Oder einfach nur zum Kuchenessen im Café.

Der Schlussstrich im Frühjahr dieses Jahres hat die Belegschaft und Besucher gleichermaßen getroffen. Sie wurden Ende Mai darüber informiert, dass sich der Evangelische Kirchenkreis aus dem Projekt zurückzieht und dass damit auch die katholische Kirche keine Zukunft mehr dafür sieht .

Centro: Besucher rütteln noch an der geschlossenen Tür

„Das Kirchenzentrum genießt Wertschätzung weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Es ist ein Ort, an dem Ökumene seit mehr als 20 Jahren täglich auf vielfältige Weise gelebt wird“, sagt die Sprecherin der Ehrenamtlichen enttäuscht.

Foto aus der Vergangenheit: Bischof Franz Overbeck und Präses Manfred Retkowski besuchten im Juli 2017 die ehrenamtlichen Mitarbeiter des ökumenischen Kirchenzentrums am Centro Oberhausen. Die Einrichtung wurde damals gelobt.
Foto aus der Vergangenheit: Bischof Franz Overbeck und Präses Manfred Retkowski besuchten im Juli 2017 die ehrenamtlichen Mitarbeiter des ökumenischen Kirchenzentrums am Centro Oberhausen. Die Einrichtung wurde damals gelobt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Das Aus kam für die sechs hauptamtlichen in Küche und Service sowie die zahllosen ehrenamtlichen Helfer sehr plötzlich. Gemeinsam mit dem vor zehn Jahren gegründeten Freundeskreis des Kirchenzentrums wollen sie die über Jahrzehnte etablierte Anlaufstelle neben dem Shopping-Center aber nicht aufgeben. Sie fragen: „Wie wollen die Kirchen in Zukunft Ökumene gestalten, wenn ein solches Projekt nicht fortgeführt wird?“

Doch die Türen sind geschlossen. Heidemarie von Musil schaut in dem verlassenen Gebäude neben dem ebenfalls aufgegebenen China-Restaurant Pagoda hin und wieder nach dem Rechten. „Es kommt regelmäßig vor, dass Menschen durch die Scheiben schauen oder überrascht an der verschlossenen Tür rütteln“, berichtet Heidemarie von Musil. „Viele bedauern die Entscheidung sehr.“

Der rare Ort der Besinnung mit niedrigschwelligen Angeboten sei stetig gewachsen. Die Idee, wie Heidemarie von Musil erzählt, stamme noch vom damaligen Centro-Investor Edwin D. Healey. Neben einem Mittagstisch für Menschen mit geringem Einkommen und dem Fair-Trade-Handel steht das Kirchenzentrum für Andachten, Gottesdienste, Taufen und seelsorgerische Arbeit.

Centro: 2647 Menschen beteiligen sich an Online-Petition

Die Anerkennung für die konfessionsübergreifende Arbeit ließ sich zuletzt auch in Zahlen fassen: Der Freundeskreis startete eine Online-Petition, um den Protest gegen das geschlossene Kirchenzentrum weiter in die Öffentlichkeit zu tragen. 2647 Menschen machten mit.

Versöhnungskreuz als Anerkennung

Selbst das französische Fernsehen hat bereits über das erfolgreiche Modell ökumenischer Arbeit im Kirchenzentrum neben dem Centro Oberhausen berichtet. Die Einrichtung in der Neuen Mitte gilt als Blaupause für andere Städte. Verschiedene Gemeinden hätten sich hier informiert.

Das Team des ökumenischen Kirchenzentrums erhielt im September 2017 noch von der evangelischen und katholischen Kirche als Anerkennung eine Nachbildung des „Hildesheimer Versöhnungskreuzes“ für außerordentliches Engagement.

Die Protestler sind enttäuscht, dass es von beiden Kirchen bisher keine hoffnungsvollen Reaktionen auf die Sorgen gibt. Bisher ist nur bekannt, dass die Rheinische Landeskirche und das Bistum Essen sich um neue Partner als Träger, zugleich aber auch ein neues Konzept bemühen sollen .

Heidemarie von Musil befürchtet, dass dadurch Bewährtes für immer verloren geht. „Noch 2017 haben sich das Bistum Essen und die Evangelische Kirche im Rheinland klar zu dieser Einrichtung bekannt und dafür ausgesprochen, dass dieses Haus unbedingt fördernswert ist.“

Die Unterstützer des Kirchenzentrums wollen weiter auf die verloren gegangene Heimat für viele Stammbesucher aufmerksam machen.