Umweltschützer fragen: Muss in Oberhausen-Lirich noch mehr Müll verbrannt werden, damit dort auch Wasserstoff erzeugt werden kann?
Kritische Fragen zur geplanten Wasserstoffproduktion bei der Gemeinschafts-Müllverbrennungsanlage (GMVA) in Lirich hat der Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) gestellt. So befürchtet er eine Gefährdung der Fernwärmeversorgung für Oberhausen und eine Zunahme des zu verbrennenden Müllaufkommens . Beides ist aber nach Angaben des Unternehmens unbegründet.
Bekanntlich verfolgt die Stadt seit dem Spätsommer eine kommunale Wasserstoff-Strategie in Ergänzung zur Strategie der Bundesregierung für ganz Deutschland . Örtliche Spezialisten wie das Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht in der Neuen Mitte, der Turbinenbauer MAN Energy Solutions in Sterkrade, aber eben auch die GMVA und die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) arbeiten dabei zusammen.
BUND zweifelt an Stromerzeugung
Im Mittelpunkt steht zunächst eine bei der GMVA an der Buschhausener Straße geplante Wasserstoffproduktion . Die dort bei der Müllverbrennung entstehende Abwärme wird bisher dazu genutzt, um Strom zu erzeugen, ferner Warmwasser für private Haushalte (Fernwärme). Ein Teil des Stroms soll bald die nötige Energie zur Verfügung stellen, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten.
Der so erzeugte Wasserstoff wird dann an Bord eines Autos von einer Brennstoffzelle wieder mit Sauerstoff in Verbindung gebracht. Und dabei entsteht Strom für den Antrieb des Autos.
Diese Technik gilt als zukunftsträchtig, vor allem, wenn der nötige Strom aus Sonnenenergie oder Windkraft erzeugt wird. „Dass der verwendete Strom grüner Strom wäre, ist aber zu bezweifeln, denn die thermische Abfallverwertung gehört nicht zu den regenerativen Energieformen“, merkt Cornelia Schiemanowski vom BUND kritisch an.
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Wie die GMVA-Geschäftsleitung der Oberhausener BUND-Vorsitzenden mitteilt, hat die geplante Anlage nur eine Leistung von einem Megawatt (eine Million Watt). „Mit einer Ein-Megawatt-Anlage kann rund 450 kg Wasserstoff pro Tag produziert werden“, heißt es. Den Verbrauch eines mit Wasserstoff betriebenen Busses schätzt die GMVA auf zehn Kilo pro 100 Kilometer.
Unternehmen betont: Abfallmengen werden sich nicht verändern
„Die Abfallmengen, die in der GMVA verbrannt werden, werden sich aufgrund der Wasserstoff-Produktion nicht verändern“, betont das Unternehmen zudem. Zumal bei der Müllverbrennung der Grundsatz Vorrang habe, zuvor alle wiederverwertbaren Abfälle zu trennen. Immerhin zur Hälfte, betont die Geschäftsleitung, handele es sich bei dem verbrannten Müll um Abfälle „biogenen Ursprungs“. Damit sei diese Art der Wärmeerzeugung durchaus „grün“.
Auch würde dadurch die umweltfreundliche Erzeugung von Fernwärme nicht beeinträchtigt. Wasserstoff würde man nur zu Zeiten produzieren, in denen der Bedarf an Fernwärme oder Strom gedeckt wäre, heißt es.
Die stromintensive Erzeugung von Wasserstoff ergibt aus Sicht der GMVA nur für die Transportbranche Sinn. Man gehe davon aus, dass alle Müllfahrzeuge auf diese Technik umgestellt werden. Mit dem Einsatz der Brennstoffzelle könne auf die ebenso energieintensive Herstellung großer Batterien für Autos verzichtet werden, zumal diese enormes Gewicht hätten. Die angestrebte Verkehrswende erfordere aber ebenso das batteriebetriebene Elektroauto, nur eben nicht für weite Strecken und bei schweren Nutzfahrzeugen.