Oberhausen. Waldsterben in Oberhausen: Am Südrand des Hiesfelder Waldes sind zahlreiche kranke oder abgestorbene Bäume mit einem roten Strich markiert.

Die Klimakrise ist in Oberhausen angekommen. Diesen Alarmruf startet jetzt Förster Michael Herbrecht vom Regionalforstamt Niederrhein, das zum Landesbetrieb Wald und Holz NRW gehört und das den Hiesfelder Wald im Stadtnorden hegt und pflegt. Genau dort, am Südrand des Hiesfelder Waldes, zeigen sich jetzt auf dramatische Weise die Folgen der vergangenen drei Trocken-Sommer.

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„Der gesamte Südrand des Hiesfelder Waldes entlang des Höhenwegs ist absterbend oder bereits tot“, sagte Michael Herbrecht am Dienstag beim Ortstermin mit unserer Redaktion. Das deutschlandweite Waldsterben sei damit in Oberhausen angekommen. Entlang des Höhenweges gebe es zahlreiche, im Schnitt 88 Jahre alte Buchen; nun komme es hier aufgrund der drei trockenen Sommer 2018, 2019 und 2020 zu einem vollständigen Absterben weiter Teile dieser Bestände. Zahlreiche dieser Bäume müssen deshalb ab Mitte nächster Woche aus Sicherheitsgründen entfernt werden.

Ein Krankheitssymptom: aufgeplatzte Rinde an einer Buche am Südrand des Hiesfelder Waldes.
Ein Krankheitssymptom: aufgeplatzte Rinde an einer Buche am Südrand des Hiesfelder Waldes. © FFS | Christoph Wojtyczka

Für die Forstfachleute ist das Buchensterben durchaus überraschend: Es zeichnete sich erst im September ab, als man die entsprechenden Infrarot-Luftbilder auswertete. Noch im Juni waren diese massiven Schäden nicht oder kaum zu erkennen. Eigentlich ist die heimische Rotbuche mit ihrer Herzwurzel für Trockenphasen gut gerüstet. „Diese Herzwurzel kann recht gut an die tieferen Wasserschichten im Boden herankommen“, erklärt Förster Herbrecht. Doch: „Es gibt da kein Wasser mehr in der Erde. Diese Wasserschichten sind größtenteils versiegt.“

Die Rotbuche mit ihrer häufig riesigen Krone habe eben einen enormen Wasserbedarf. Werde dieser nicht mehr gedeckt, komme es zu Absterbeprozessen erst bei den Ästen, dann bei der gesamten Krone. Was zugleich Folgeschäden auslöst: Durch die fehlende Beschattung der Nachbarbäume entstehen dort wiederum so genannte Sonnenbrandschäden, also Risse in der dünnen und empfindlichen Buchenrinde. Auch diese Bäume sterben dann häufig ab. Dieses Phänomen zeigt sich jetzt besonders am Südrand des Hiesfelder Waldes.

Rote Markierungen am Stamm

Abgestorbene Buchen als Biotop

Beim Hiesfelder Wald handelt es sich um ein Naturschutzgebiet, in dem das Verlassen der Wege streng verboten ist.

Deshalb ist es auch möglich, dass im inneren Waldbereich – mit einem Sicherheitsabstand zu den Wegen – etliche tote Buchen stehenbleiben. Sie sollen als Biotop dienen und Spechten, Insekten sowie Pilzen einen Lebens- und Wachstumsraum bieten.

Um Gefahren vom Straßen- und Fußgängerverkehr abzuhalten und um das gesamte Waldgebiet für Spaziergänger nicht sperren zu müssen, fällt das Regionalforstamt nun ab Mitte nächster Woche alle absterbenden und toten Bäume in solchen Risikozonen. Die kranken Buchen sind bereits mit einem roten Strich markiert, was auch vom Höhenweg aus gut zu erkennen ist. Die Arbeiten werden nicht spurlos über die Bühne gehen: Fahrspuren, Äste, Reisig und ganze Holzstämme werden in diesem November die Szenerie im herbstlichen Hiesfelder Wald prägen. Michael Herbrecht und sein Team bitten deshalb Spaziergänger schon jetzt um Verständnis für etwaige Behinderungen.

Die Folgen des Klimawandels seien in dem Waldgebiet im Stadtnorden nicht erst mit dem Buchensterben zu spüren, unterstreicht der Förster. Bereits im Sommer hätten die Birken ihre Blätter fallen gelassen und seien vielfach abgestorben. Auch die Fichtenbestände, die es vereinzelt im Hiesfelder Wald gegeben habe, seien bereits komplett verschwunden.

Regen in der Vegetationsperiode nötig

Natürlich überlegen die Forstfachleute schon, welche Ersatzpflanzungen gegebenenfalls möglich sind. Mammutbäume, Flatterulme und Linde etwa könnten künftig eine Alternative zur trockenheitsbedingt kränkelnden Rotbuche sein. Im Bereich der Hirschkampstraße stehen am Waldrand zum Beispiel bereits einige Mammutbäume, die sich gut entwickeln und eventuell auch entlang des Höhenweges angesiedelt werden könnten. Förster Herbrecht: „Wie es hier genau weitergeht mit dem Wald, werden die kommenden Jahren entscheiden. Vor allem ist es wichtig, dass endlich einmal auch während der sommerlichen Vegetationsperiode genügend Regen fällt.“