Oberhausen. Den Radverkehr stärken und mehr Klimaschutz finanzieren: Die beiden Oberhausener Oberbürgermeister-Kandidaten diskutierten mit Umweltaktivisten.

Ständig neue Hitzerekorde im Sommer und warme Winter: Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Doch was wollen die Oberhausener Oberbürgermeister-Kandidaten vor der eigenen Haustür dagegen unternehmen?

Die Initiativen „Fridays for Future“, „Parents for Future“ und die Kreisgruppe des Bundes für Umwelt (BUND) haben zur Stichwahl mit den OB-Kandidaten Daniel Schranz (CDU) und Thorsten Berg (SPD) diskutiert – per Videoübertragung. Themen waren die RWE-Aktien der Stadt, die Mobilität der Zukunft und der Sterkrader Wald.

Wie wollen die Kandidaten den Radverkehr in Oberhausen stärken?

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Die größte Kontroverse des Abends entwickelte sich zwischen Schranz und Berg beim Thema Radverkehr. Die Initiativen wollten wissen, wie die Kandidaten den Radverkehr ausbauen wollen. Schranz betonte, dass in den letzten Jahren einiges passiert sei. Das bekannteste Projekt sei die „Radwellen“-Technik, die an vielen Stellen die Ampeln für anrollende Radfahrer auf Grün stellt. Auch die App „Rad-Routen“ lobte der Amtsinhaber. Er wolle sich besonders für den Ausbau der „Flachglasstrecke“, eine frühere Güterzugverbindung vom Gasometer über Osterfeld bis hin zu einem Flachglas-Werk in Gladbeck, und den Anschluss an den Radschnellweg 1 einsetzen.

Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Berg (SPD) bei der Diskussion der Oberbürgermeister-Kandidaten am 3. September in der St.-Clemens-Kirche in Oberhausen.
Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Berg (SPD) bei der Diskussion der Oberbürgermeister-Kandidaten am 3. September in der St.-Clemens-Kirche in Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Berg hingegen kritisierte, dass die Stadt immer noch kein ganzheitliches Konzept für pendelnde Radler habe. „Wir tun gut daran, wenn endlich die Stadtverwaltung das Radverkehrskonzept erstellt. Man muss Oberhausen insgesamt betrachten und nicht immer nur punktuell schauen, wo es geeignete Strecken gibt, die man ausbauen kann“. Mit den Ausflugsstrecken für Radfahrer seien viele Oberhausener bereits sehr zufrieden. Ihm gehe es darum, dass künftig Bürger auch gut mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können. Die Oberhausener Radrouten-App hält Berg für zu teuer. Eine App ohne Navigationsfunktion werde seiner Ansicht nach nicht genutzt. Schranz entgegnete, dass eine Navifunktion noch nachträglich hinzugefügt werde.

Wie kann der Klimaschutz in Oberhausen finanziert werden?

Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) bei einer Diskussion mit den anderen OB-Kandidaten am 7. September in der Luise-Albertz-Halle in Oberhausen.
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) bei einer Diskussion mit den anderen OB-Kandidaten am 7. September in der Luise-Albertz-Halle in Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Grundsätzlicher verlief die Debatte bei der Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Die Stadt Oberhausen hat sich zwar das Ziel gesetzt, bis 2030 den CO2-Ausstoß deutlich zu verringern, doch wie lässt sich Klimaschutz in einer verschuldeten Kommune bezahlen?

Amtsinhaber Daniel Schranz plädiert für eine Kombination aus Fördermitteln und städtischen Geldern: „Die erfolgreichen Projekte zeigen, dass es geht – zum Teil mit eigenem Geld. Wenn wir am Schloss ein Blockheizkraftwerk errichten, oder wenn die Stoag investiert, ist das ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.“ Dazu gehöre, das die Stadt sich aktiv um Fördergelder bewerbe. Ein Beispiel dafür sei das Projekt „Innovation City“. Dabei sollen die Stadtteile Osterfeld und Altstaden von den Förderangeboten zur energetischen Gebäudesanierung profitieren. Ein solches Projekt werde durch Fördermittel und Investitionen der Kommune und Eigentümern finanziert.

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Berg nutzte die Chance, eine langjährige Forderung armer Kommunen des Ruhrgebiets in die Diskussion einzubringen: Nur mit einer vom Land realisierten Lösung für die hohen Altschulden seien Städte wie Oberhausen in der Lage, das Klima besser zu schützen. „Denn sicherlich benötigen wir an vielen Stellen mehr städtisches Engagement.“ Die Summe, die heute zur Begleichung der Zinsen für alte Kredite verwendet werde, könne auch für andere Projekte gut genutzt werden. Tatsächlich sei das Projekt „Innovation City“ hervorragend geeignet, einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. „Wir sind gut beraten, wenn wir das Projekt neben Osterfeld und Altstaden auch auf die übrigen Stadtteile ausdehnen.“

Wollen die Kandidaten die RWE-Aktien der Stadt Oberhausen abstoßen?

Demo ab 15 Uhr zum globalen Klimaaktionstag

Wer sich für d ie weiteren Themen der Diskussion interessiert, hat die Möglichkeit, sich das gesamte Gespräch mit den OB-Kandidaten auf der Videoplattform Youtube anzusehen. Der Kanal der Aktivisten heißt „FridaysForFuture Oberhausen“.

Zum globalen Klimaaktionstag am Freitag (25. September) veranstalten sowohl Fridays for Future als auch Parents for Future eine Kundgebung. Die Aktivisten treffen sich um 15 Uhr am Hauptbahnhof Oberhausen. Die Ortsgruppe ruft alle Teilnehmer dazu auf, eine Maske mitzubringen und den Abstand einzuhalten.

Im gleichen Zug fragte Moderator und Sprecher von „Fridays for Future Oberhausen“, Jason Michalek, ob die Kandidaten die RWE-Aktien der Stadt Oberhausen abstoßen würden. Schranz positioniert sich klar dagegen: „Nein, und das tatsächlich aus Gründen des Klimaschutzes.“ RWE habe sich auf dem Weg begeben, zum größten Produzenten erneuerbarer Energien zu werden. Diesen Prozess könne die Stadt nur dann unterstützen, wenn sie über ihre Anteile Einfluss auf die Geschäftsstrategie nehmen könne.

Berg betonte, wie komplex dieses Themengebiet ist. „Jetzt pauschal allen Energieversorgern zu unterstellen, dass kein Interesse am Klimaschutz vorhanden ist, ist mir zu einfach.“ Eine Überlegung wäre es, mit dem Geld ein anderes Projekt anzustoßen. Da der Einfluss der Stadt Oberhausen sehr gering sei, sei das Abstoßen der Aktien hingegen nur ein Zeichen, argumentierte er.

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