Oberhausen. Weil der Inzidenzwert in Oberhausen die Grenze von 200 Corona-Infektionen erreicht hat, denkt die Stadt über weitere Maßnahmen an Schulen nach.

Der Sieben-Tage-Wert der Corona-Infektionen hat am Wochenende erstmals den Wert von 200 Fällen je 100.000 Einwohner erreicht, liegt in Oberhausen inzwischen sogar bei 208,8. Nun stehen insbesondere an den Schulen verschärfte Schutzmaßnahmen im Raum, wie Krisenstabsleiter Michael Jehn auf Nachfrage mitteilte.

So sollen die Schulen in Absprache mit der Bezirksregierung prüfen, ob der Schulsport vorübergehend komplett ausfallen und ob die Maskenpflicht auf Bereiche außerhalb des Schulgeländes ausgeweitet werden kann. „Mit dem Verlassen des Schulgebäudes nehmen viele Kinder und Jugendliche ihre Maske direkt ab und sind dann gleichzeitig auf demselben Weg unterwegs“, begründet Jehn den Prüfantrag an die Schulen. Nun müssten Punkte im Umkreis der Schulen ausgemacht werden, auf welche die Maskenpflicht ausgeweitet werden kann.

Oberbürgermeister Schranz: „Sind gezwungen, vorzupreschen“

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Dass der Schulsport, bei dem derzeit keine Maske verpflichtend ist, möglicherweise ganz wegfällt, findet Jehn mit Blick auf die „Bedeutsamkeit von Bewegung“ zwar gerade für Kinder und Jugendliche bedauerlich. „Aber wir müssen alles tun, um das Infektionsrisiko einzudämmen, und deshalb jede Maßnahme prüfen.“

Oberbürgermeister Daniel Schranz betonte auf Nachfrage, er sei eigentlich ein Freund von zentralen Bundes- oder Landesregelungen, um einen Flickenteppich an Regelungen im Ruhrgebiet zu verhindern. „Doch wenn von Bund und Land zu wenig passiert, dann sind wir bei steigenden Infektionszahlen gezwungen, vorzupreschen und striktere Regelungen zu verhängen.“

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Vorgeprescht war Oberhausen etwa mit der Maskenpflicht in der City, die inzwischen in vielen Ballungsräumen und Innenstädten im Ruhrgebiet umgesetzt worden ist. Obwohl die Infektionszahlen in Oberhausen trotz der Tragepflicht weiter steigen, bewertet Ordnungsdezernent Michael Jehn die Masken-Zonen bislang als „wichtigen Beitrag“, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Zudem seien die Oberhausener in den Einkaufszonen zuletzt sehr diszipliniert gewesen. „Das Verhalten der Bürger am Wochenende war unauffällig und hat nicht dazu geführt, dass es vermehrt zu Ordnungswidrigkeiten kam.“

Stadt Oberhausen wirbt noch einmal intensiv für AHA-Regeln

Das sind die bisherigen Corona-Regeln

Zuletzt hatte die Stadt am 3. November per Allgemeinverfügung die Maskenpflicht für Fußgängerzonen definiert und zugleich zeitlich beschränkt. In den betroffenen Straßen in Sterkrade (Bahnhof- und Steinbrinkstraße, Sterkrader Tor), Osterfeld (Gildenstraße) und Alt-Oberhausen (Markt-, Elsässer und Langemarkstraße) gilt sie zwischen 7 und 21 Uhr, vor dem Hans-Böckler-Berufskolleg in Alt-Oberhausen zwischen 7 und 18 Uhr und in der Neuen Mitte am Centro zwischen 9 und 21 Uhr.

Weiterhin gilt die Sperrzeit von 23 bis 6 Uhr und die Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen. Sich draußen treffen dürfen nur noch maximal fünf Personen aus zwei verschiedenen Haushalten – sofern diese nicht in gerader Linie miteinander verwandt, Geschwister, Ehegatten oder Lebenspartner sind.

Viele Infektionen finden laut Jehn weiterhin im privaten Umfeld statt. Die Stadt plant deshalb, noch auffälliger für die Einhaltung der AHA+CL-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken + Corona-Warn-App und Lüften) in allen Lebensbereichen zu werben. „Wir wollen diese Regeln noch mal in die breitere Öffentlichkeit bringen, damit die Notwendigkeit der Kontaktreduzierung auch wirklich bei jedem ankommt.“ Der Krisenstab habe sich darauf geeinigt, mehrsprachige Handouts mit den Regeln in Apotheken und Arztpraxen zu verteilen. Außerdem will die Stadt Werbeflächen mieten und etwa auch an Bussen für die Einhaltung der Regeln werben.

Sorge bereitet Michael Jehn die derzeitige Entwicklung in den Krankenhäusern. Die Zahl der Corona-Patienten, die stationär in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, steigt stetig. Montagmorgen (9. November) wurden 63 Covid-19-Erkrankte in den Oberhausener Krankenhäusern gezählt, 14 liegen auf der Intensivstation, zehn müssen beatmet werden. Anfang Oktober waren es noch acht, vor einer Woche nur 39 Patienten.

Krankenhäuser in Oberhausen sollen noch enger kooperieren

Für Jehn sind die aktuellen Zahlen „ein deutlicher Beleg dafür, dass wir das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen.“ Mit derartig vielen starken Corona-Fällen habe man während der ersten Welle noch nicht zu tun gehabt. Vertreter der Krankenhäuser wollen sich deshalb diese Woche über die täglichen Krisenstabsitzungen hinaus gesondert mit der Stadtverwaltung austauschen, um die Kooperation untereinander noch enger zu gestalten.

Froh ist Jehn darüber, dass Altenheime in Oberhausen bislang weitestgehend von der zweiten Welle verschont geblieben sind. Das Land hat nun die Nutzung von Corona-Schnelltests für alle stationären und ambulanten Einrichtungen verpflichtend gemacht. Derzeit bereite man sich dort – sowie in der ebenfalls schnelltestberechtigten Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung – auf die Nutzung jener 15-Minuten-Tests vor. Jehn: „Das läuft jetzt gerade an, die ersten Tests sind nun verfügbar.“