Oberhausen. Die Zahlen haben sich innerhalb von nur vier Wochen fast verfünffacht: Immer mehr Corona-Patienten in Oberhausen werden im Krankenhaus behandelt.
Klinikärzte in Oberhausen beobachten die aktuelle Entwicklung mit Sorge: Immer mehr Covid-19-Patienten müssen im Krankenhaus behandelt werden. Die Zahlen sind sprunghaft von acht seit Anfang Oktober auf aktuell 39 (Stand 3. November) gestiegen.
Die Arbeitsbelastung ist hoch, Fachpersonal gefragt wie nie – und auch von den Häusern vor Ort kaum zu bekommen. Die erste Corona-Welle prallte bereits im Frühjahr auf ein belastetes Gesundheitswesen. Um den befürchteten Kollaps zu vermeiden, sagten die Einrichtungen in Oberhausen reihenweise geplante Operationen ab. Dafür gab es Entschädigungsleistungen von der Bundesregierung. Die sind für die zweite Welle bislang nicht angekündigt, also läuft in allen Häusern auch der Normalbetrieb weiter. Dabei weisen Experten darauf hin, dass sich die Situation trotz des Teil-Lockdowns zeitverzögert noch weiter zuspitzt.
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Denn mittlerweile ist bekannt: Patienten, bei denen die Erkrankung einen ernsten Verlauf nimmt, kommen im Schnitt am vierten Tag nachdem sich Symptome zeigten ins Krankenhaus – und am zehnten auf die Intensivstation. Das bedeutet: Würde die Entwicklung im November im gleichen Tempo fortschreiten wie im Oktober könnten bereits Anfang Dezember fast 200 Covid-19-Patienten in den Oberhausener Kliniken liegen. Ist eine solche Belastung für die Krankenhäuser vor Ort überhaupt noch zu bewältigen?
Sieben Beatmungsplätze in den Ameos-Krankenhäusern sind bereits belegt
Sieben der insgesamt 24 Beatmungsplätze in den Ameos-Krankenhäusern sind bereits belegt. Dennoch sieht sich der Gesundheitskonzern gut aufgestellt. „In unserem extra eingerichteten Covid-19-Intensivbereich im St. Clemens wird zurzeit noch ein Patient behandelt, der auch beatmet werden muss. Andere konnten wir aber erst kürzlich zurück auf die Isolationsstation verlegen, da es ihnen wieder besser geht“, erläutert Ameos-Sprecherin Annette Kary. 17 Covid-19-Patienten würden aktuell auf der Isolationsstation des St. Clemens Hospitals behandelt, sechs im St. Marien Hospital.
Schnelle finanzielle Hilfen für freie Betten
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte den Kliniken bei der ersten Corona-Welle im März schnelle Hilfen zugesagt. Für jedes Bett, das vom 16. März bis zum 30. September 2020 für Corona-Patienten frei gehalten wurde, haben die Krankenhäuser eine Pauschale von 560 Euro pro Tag erhalten.
Außerdem erhielten sie einen Bonus von 50.000 Euro für jedes zusätzlich geschaffene Intensivbett. Der Bund stellte diese Ausgleichszahlungen aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung.
Momentan gebe es an allen drei Ameos-Standorten in Oberhausen ausreichend viele Betten und Versorgungsmöglichkeiten, um sowohl Covid-19-Kranke als auch geplante Patienten und Notfälle zu versorgen. Kary versichert: „Unsere Expertenteams haben Pläne erstellt, damit im Fall einer deutlichen Mehraufnahme von Corona-Patienten auf den Isolationsstationen und der Intensivstation sehr schnell weitere Kapazitäten geschaffen werden können.“
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Im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) werden zurzeit elf Corona-Patienten behandelt, davon müssen drei auf der Intensivstation beatmet werden. Insgesamt verfügt das Krankenhaus über 27 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten für Erwachsene, die bei Bedarf aufgestockt werden können. „Zwei Beatmungsplätze auf der Intensivstation werden für akute Covid-Patienten freigehalten“, sagt EKO-Geschäftsführer Peter Quaschner. „Wenn die Pandemie-Lage es verlangt, können diese Kapazitäten erweitert werden.“
Auch Helios führt geplante Behandlungen weiter durch
Vier Patienten liegen aktuell in der Helios St. Elisabeth Klinik auf der interdisziplinären Intensivstation, davon ist allerdings keiner an Covid-19 erkrankt. Vier Corona-Patienten werden allerdings im Moment auf der Isolierstation behandelt.
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Helios verfügt in Oberhausen über acht Intensivplätze, kann im Notfall auf zusätzliche vier Intensivbetten inklusive Beatmungsgeräten aufstocken – und deutschlandweit auf freie Kapazitäten der rund 1300 Intensivbetten der Helios-Kliniken-Gruppe zugreifen. Deshalb geht Helios-Sprecherin Christina Fuhrmann davon aus: „Wir können geplante normale Behandlungen weiterhin ohne Einschränkungen durchführen.“
Sollte sich die Lage verschlechtern, würde Helios sofort Personal anderer Stationen für die Betreuung der Covid-Patienten einsetzen. „Um uns darauf vorzubereiten, haben wir bereits im Frühjahr begonnen, das medizinische Personal der anderen Stationen intensivmedizinisch weiterzubilden.“