Oberhausen. Die Corona-Pandemie setzt Suchterkrankte unter erheblichen Druck. Die Drogenberatungsstelle in Oberhausen bekommt mehr Anfragen für Beratungen.

Viele Menschen trinken und rauchen seit der Corona-Krise deutlich mehr als zuvor. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse: Fast ein Viertel derjenigen, die ohnehin schon mehrmals wöchentlich Wein, Bier, Sekt oder Hochprozentiges konsumieren, geben zu, dies seit der Pandemie häufiger zu tun. Das bekommt auch die Drogenberatungsstelle in Oberhausen zu spüren.


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Die Mitarbeiter verzeichnen nicht nur mehr Anfragen von Betroffenen, sondern auch von besorgten Angehörigen, die mit der Situation oft überfordert sind und Hilfe suchen. Eine Suchterkrankung, wie zum Beispiel eine Alkoholabhängigkeit, sei für Betroffene aufgrund der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen nur noch schwer vor der Familie zu verbergen.

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Die Fachstelle Beratung und Vermittlung verweist zudem auf eine erhöhte Rückfallquote bei den Klientinnen und Klienten. „Rückfälle entstehen vor allem durch aktuelle Konflikte, Ohnmachtsgefühl mit der derzeitigen Gesamtsituation“, teilt Frank Helling, Pressesprecher der Stadt Oberhausen auf Anfrage mit. Auch familiäre Krisen aufgrund der Ausnahmesituation, wie zum Beispiel die Arbeit im Home-Office, (drohende) Arbeitslosigkeit und die Versorgungssituation der Kinder könnten einen verstärkten Konsum begünstigen.

Offene Sprechstunden sind nur noch per Telefon möglich

„Die Telefonberatung funktioniert unerwartet gut. Den persönlichen Kontakt kann sie aber nicht ersetzen. Insbesondere bei Kriseninterventionen ist diese Beziehungsebene besonders wichtig“, erklärt Helling. Niedrigschwellige Angebote, wie zum Beispiel Frühstücksangebote, könnten derzeit ebenfalls nicht mehr angeboten werden und Gruppenangebote finden nur noch mit reduzierten Teilnehmerzahlen statt.

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Einen großen Teil der Klienten könnten die Mitarbeiter dennoch gut erreichen und betreuen. Die Beratungsstelle gehe derzeit davon aus, dass der Beratungsbedarf deutlich steigen werde. Die begründeten Zusammenhänge werden allerdings erst später ausgewertet und statistisch erfasst. „Darüber hinaus ist es für die Mitarbeiter des Kompetenzzentrum Suchtberatung bemerkenswert, dass einige Klientinnen und Klienten mit der Corona-Krise gut umgehen können“, so Helling. Aufgrund ihrer problembehafteten Vergangenheit mit Lebenskrisen hätten sie offenbar Fähigkeiten entwickelt, um solche Krisenzeiten besser zu meistern.

Risiko für Abhängigkeitserkrankungen ist in der Corona-Krise erhöht

„Generell ist das Risiko für eine Abhängigkeitserkrankung in der Corona-Krise stark erhöht, unabhängig vom Suchtmittel oder Alter. Insbesondere also auch für Jugendliche und Heranwachsende. Drucksituationen, Stress und vor allem Langeweile sind häufige Ursachen, die zum Trinken oder Rauchen animieren. Legale Suchtmittel sind flächendeckend verfügbar und die Versuchung verlockend“, teilt Helling weiter mit. Konsumenten illegaler Drogen ständen auch hier in Oberhausen unter großem Beschaffungsdruck. Suchtmittel seien für viele Betroffene gerade in Krisenzeiten eine Ablenkung oder eine Problemlösestrategie.


Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers macht in einer Pressemitteilung noch einmal auf die Situation der Beratungsstellen aufmerksam: „Die Corona-Pandemie bringt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Suchtberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen immer mehr an ihre Grenzen. Die Zahl der Hilfesuchenden nimmt ständig zu. Gleichzeitig gibt es aber viel zu wenige Fachkräfte. Dazu kommt noch die chronische Unterfinanzierung der Einrichtungen. Das alles gefährdet die Arbeit der Therapeuten und geht zu Lasten der Betroffenen.“ Hier müsse von Seiten der Politik unterstützt werden, so Bongers.

Weniger Drogentote in Oberhausen

Eine positive Entwicklung ist hingegen, dass die Zahl der Drogentoten zwischen 2008 und 2018 um 23,4 Prozent in Oberhausen gesunken ist. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung fallen die meisten Drogentoten in Oberhausen nicht Rauschgiften wie Heroin und Kokain zum Opfer, sondern dem Alkohol. Nach den aktuellsten Zahlen des statistischen Landesamts sind 2018 in Oberhausen 49 Menschen durch Drogenmissbrauch gestorben. 42 der Todesfälle waren dabei auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen, sieben Menschen starben an der Einnahme von psychotropen Substanzen oder Betäubungsmitteln.

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