Oberhausen. Die Betreuung von Suchtkranken soll verbessert werden. 16 Stellen will die Stadt im neuen Zentrum bündeln. Die Caritas gibt die Suchtberatung ab.
Die Suchthilfe in Oberhausen erhält ab Januar 2020 ein Kompetenzzentrum. Die Betreuung von Betroffenen und ihren Angehörigen soll damit verbessert werden. Die Zeit drängt, die Not ist groß. 8500 alkoholkranke Menschen gibt es in Oberhausen. 420 Ratsuchende wandten sich 2018 mit Alkohol- und Medikamentenproblemen an die Suchtberatung der Caritas. Und um die kümmerten sich zwei Vollzeitkräfte, die alleine 270 Langzeitbegleitungen durchführten.
Dabei gibt die Caritas diese ihr seit 1956 von der Stadt übertragene Aufgabe nicht gerne aus der Hand. Zuletzt aber hatte der Verband seine Beratungsstelle mit einer „hohen sechsstelligen Summe“ gefördert und dies ohne dass Verbesserungen für die Mitarbeiterinnen und die Ratsuchenden in Sicht gewesen seien, wie Caritasdirektor Michael Kreuzfelder betont.
Hilfe für Menschen mit Doppeldiagnosen
In einer „zweiten Phase“ wird das Kompetenzzentrum Sucht um den Bereich Sozialpsychiatrie erweitert. Insbesondere für Menschen mit Doppeldiagnosen (Psychiatrische Erkrankung/Suchtabhängigkeit) soll dies zu einer verbesserten Betreuung führen.
Am Ende der Neustrukturierung steht das „Kompetenzzentrum Suchtberatung und Sozialpsychiatrie“. Die Psychiatrie- und Suchtkoordination/Suchthilfeplanung sowie die Präventions- und Öffentlichkeitsangebote werden im Gesundheitsamt an der Tannenbergstraße 11-13 zu finden sein. Hauptstandort der Beratung ist ab Januar die ehemalige Drogenberatung an der Dorstener Straße 52.
Die Lösung nach langen Beratungen: das Kompetenzzentrum und damit die Rückgabe der ureigenen städtischen Aufgabe an das zuständige Gesundheitsamt. Die beiden Caritasmitarbeiterinnen sollen von der Stadt übernommen werden. So beschloss es der Rat am 18. November. Damit ist die Bahn frei: Die Beratungsstelle wird im kommenden Jahr von der Mülheimer Straße 202 in die Räume der ehemaligen Drogenberatung an der Dorstener Straße 52 ziehen. Die Drogenberatung der Stadt wird in das neue Konzept integriert.
Alle Beratungsangebote aus einer Hand
Wer nun glaubt, alles Andere bliebe beim Alten, hat sich getäuscht. „Es ist uns ernst, wir wollen die Situation Suchtkranker in Oberhausen nachhaltig verbessern“, betont Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. Im ersten Schritt (ab Januar) wird der neue Fachbereich „Kompetenzzentrum Suchtberatung“ dem Gesundheitsamt angegliedert, in einem zweiten (2020/21) das Zentrum durch das Aufgabengebiet der Sozialpsychiatrie erweitert.
Auch interessant
Inhaltliche Schwerpunkte bilden künftig neben der Psychiatrie- und Suchtkoordination und der Geschäftsführung der Suchthilfeplanung die insgesamt drei Fachstellen (Suchtprävention, Beratung und Vermittlung, Substitution) sowie die Verwaltung. „Damit werden sämtliche Beratungs- und Betreuungsangebote zu legalen und illegalen Substanzen sowie Suchtpräventionsangebote unter einem Dach zusammengeführt“, sagt Lauxen.
Ein neues Team wird geschmiedet mit erst 12,5 Stellen und abschließend insgesamt 16 Stellen. „Mit verbesserten Sprechzeiten, kürzeren Wartezeiten und mehr Hausbesuchen wollen wir den suchtkranken Menschen und ihren Familien entgegenkommen, mit besseren Vertretungsmöglichkeiten unseren Mitarbeitern“, erläutert Dr. Henning Karbach (Leiter Bereich Gesundheit). Bei allen Mitarbeitern handele es sich um Fachkräfte wie Sozialarbeiter und -pädagogen, Sozialtherapeuten.
Caritas engagiert sich in der ambulanten Betreuung
Die Beratung aus einer Hand soll individuelle Behandlungsangebote für Betroffene und Angehörige beinhalten. „Zum Beispiel für junge Cannabiskonsumenten oder auch Gruppenangebote wie ein Eltern-/Angehörigenkreis, eine Motivationsgruppe“, führt Suchtkoordinator Christian Sauter aus. Auch die Präventionsangebote sollen ausgebaut werden. „Wir wollen alle weiterführenden Schulen erreichen.“
Die enge Zusammenarbeit mit der Caritas bleibt. „Das Thema Sucht ist in unserem Haus ein wichtiges Feld, dafür sprechen unsere ambulanten Betreuungsangebote direkt daheim bei den Suchtkranken“, betont Gino Dresen (Caritas). Gerade in diesem Bereich sei mehr Unterstützung erforderlich. „Kritisch ist es ja besonders dann, wenn die Menschen aus der Klinik wieder zu Hause sind.“
Eines allerdings bleibt beim Alten: Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym.